Auto

Loyalitätsprobleme in den USA Neues VW-Werk in Chattanooga

Ein Amerikaner bleibt seinem VW nicht unbedingt treu: Ein Zustand, der sich schnellstens ändern soll. Dafür kreierte das Unternehmen eine "deutsche" Kampagne und baut in Tennessee ein neues Werk.

Jenseits des Großen Teichs hat Volkswagen ein Loyalitätsproblem. Während Kunden sich hierzulande nach jahrelanger Nutzung eines VW-Modell nur selten überhaupt die Frage stellen, ob bei der nächsten Neuanschaffung für sie vielleicht eine andere Marke in Frage kommt, fährt nur gut ein Drittel der US-Kunden ein zweites Mal VW.

Im Mai 2009 wurde der offizielle Startschuss für den Bau des VW-Werks in Chattanooga gegeben.

Im Mai 2009 wurde der offizielle Startschuss für den Bau des VW-Werks in Chattanooga gegeben.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Das soll sich zügig ändern, immerhin sind es beim Hauptkonkurrenten Toyota deutlich mehr und auch im Durchschnitt aller US-Autokäufer immer noch rund 46 Prozent. Um die Markenbotschaft von VW prägnanter an die Kunden zu bringen, wird in Kürze nur noch "Deutsch" gesprochen. Wie eine inszenierte Ergänzung des weltweit verwendeten Slogans "Das Auto" mutet die Tatsache an, dass die Volkswagen Group of America ihre Werbeaktivitäten in den USA künftig von der in Los Angeles ansässigen Agentur Deutsch ausarbeiten lässt. Ihre erste Bewährungsprobe wird die neue Kampagne während der Einblendungen zum Superbowl-Endspiel im Februar haben.

Der "New midsize Sedan" soll den Durchbruch bringen

Zum selben Zeitpunkt wird in Chattanooga, Tennessee, mit Hochdruck der Eröffnung der neuen Fertigungsstätte entgegengeschraubt. Das Werk wird mit einem komplett neuen Produkt angefahren, das große Ähnlichkeit mit den hierzulande als Passat CC bekannten Viertürer haben dürfte. Der "New midsize Sedan" soll Volkswagen in den USA den Durchbruch bringen. Mit einer Kapazität von zunächst 150.000 Fahrzeugen jährlich werden dort Karosseriebau, Lackierung und Endmontage geleistet, die Motoren werden aus dem Werk Salzgitter kommen.

Mit dem Ziel, in den USA vom Nischenanbieter zum Vollsortimenter aufzusteigen, hat VW das Projekt Chattanooga gestartet. Die Marke will in dem Markt, der von jetzt 10,4 Millionen Autos jährlich mittelfristig wieder auf 15 Millionen wachsen soll, einen gewagten Spagat hinlegen. Das gute Image deutscher Ingenieurkunst soll mit einem kundenfreundlichen "made in USA" verheiratet werden. "Die Vereinigten Staaten sind ein sehr patriotisches Land", sagt Stefan Jacoby, Chef der VW-Group of America "und wenn wir unsere Absatzziele erreichen wollen, müssen wir eine breite Mittelschicht ansprechen". Man werde die Zulieferstruktur deutlich amerikanisieren, aber nicht nur wegen der patriotischen Gefühle der Amerikaner, sondern aus knallharter Kostenkalkulation: VW sucht mehr Unabhängigkeit von den Wechselkursschwankungen von Euro und Dollar.

Es gibt keinen "besseren Zeitpunkt"

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(Foto: picture-alliance/ dpa)

Ein neues Werk mitten in der Krise scheint mutig, doch Frank Fischer, verantwortlich für das Projekt, sagt: "Ich hätte mir keinen besseren Zeitpunkt vorstellen können", wenn die nachfrage wieder anziehe, sei die Fabrik fertig und produktionsbereit. Unterstützt wird der Optimismus von Bevölkerungsprognosen, wonach die Einwohnerzahl der USA bis 2040 um wenigstens 120 Millionen steigen soll. Große Komplimente macht Fischer den Behörden im Bundesstaat Tennessee, die es an Unterstützung nirgends hätten fehlen lassen. In unmittelbarer Nähe der Fertigungsstraßen ist ein Zulieferpark geplant, so dass zum Anlauf des Betriebs Mitte 2011 rund 85 Prozent der verbauten Teile aus dem Dollarraum stammen werden.

Die 62. VW-Fabrik weltweit ist auf 500 Fahrzeuge pro Tag ausgelegt, laut Fischer ist aber eine Erweiterung auf bis zu 900 "kein Problem". Dass Chattanooga eine Konkurrenz zu Produktionskapazitäten in Deutschland darstellt, sieht der Manager nicht: "In einen Export von Fahrzeugen nach Europa ist nicht gedacht. Dafür ist das Werk gar nicht ausgelegt."

Quelle: ntv.de

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