Auto

Wenn die High-Tech streikt ... Pannengrund Nummer eins

Bleibt das Auto stehen, sind die Besitzer der modernen Technik meist hilflos ausgeliefert und auch der ADAC kommt über die Fehlerdiagnose immer häufiger nicht hinaus. Software und komplizierte Steuertechnik machen das Fahren sicherer und komfortabler, aber auch anfälliger für Fehler und Störungen. "Die Zeiten, in denen wir mit Schraubenzieher und Überbrückungskabel helfen konnten, sind längst vorbei", sagt ADAC-Sprecher Maximilian Maurer. Dabei brauchen die "Gelben Engel" ihren Laptop immer öfter: Elektrikausfälle waren 2003 Pannengrund Nummer eins.

Der Trend zu mehr IT im Auto hält dabei unvermindert an: Auf der CeBIT in Hannover werden erneut zahlreiche Neuheiten bei Freisprecheinrichtungen und Navigationssysteme gezeigt. Doch auch Spielekonsolen und Fernseher finden sich immer öfter in den Fahrzeugen. Büroanwendungen wie Internet und Textverarbeitung machen das Auto längst zum mobilen Büro.

Die moderne Technik längst nicht mehr nur in Oberklassewagen, auch in Kleinwagen und Autos der Mittelklasse schützen Airbags den Fahrer oder unterstützt das elektronische Stabilitätssystem ESP den Fahrer. Wenn diese Geräte streiken, hilft oft nur die Fahrt in die Werkstatt.

Sehr zum Ärger der Autoindustrie führen Fehler in Elektronikbauteilen aber zunehmend zu teuren Rückrufaktionen und Imageproblemen. Während viele Menschen damit leben können, wenn ihr Heimcomputer gelegentlich abstürzt, sind Fehler in der Autoelektronik nicht verzeihlich. BMW-Chef Helmut Panke nannte sie vor wenigen Wochen "inakzeptabel". Es sei keine Entschuldigung, dass in der 7er Reihe des Münchner Autobauers inzwischen mehr Technik stecke, als für den erste Mondflug gebraucht wurde, sagte der Manager in einem Interview.

Für den ADAC ist das ein beunruhigender Trend: "Wir müssen klar unterscheiden zwischen Systemen, die die Sicherheit erhöhen und denen, die nur dem Komfort dienen", sagt ADAC-Sprecher Maurer. Fernseher und Spielcomputer hätten allenfalls etwas im Fond zu suchen und dürften nur im Stand funktionieren. "Der Fahrer darf auf keinen Fall abgelenkt werden."

Manche Telematik-Experten blicken noch weiter in die Zukunft der digitalen Verkehrs- und Fahrzeugsteuerung. So könnten Autoversicherer über Telematik-Anwendungen künftig ihre Prämien am Fahrverhalten der Kunden ausrichten. In England laufen erste Versuche und lassen Datenschützer aufhorchen. Die Geräte sammeln Daten über die Fahrgewohnheiten der Nutzer. "Wer nur in der Rush-Hour über eine Schnellstraße morgens zu Arbeit fährt, müsste dann andere Prämien zahlen, als jemand, der sein Auto kaum nutzt", sagt Erich Nickel, der bei IBM das weltweite Telematik-Geschäft verantwortet.

Manche Fachleute forschen gar an Verkehrsschildern, die über Funk mit Fahrzeugen kommunizieren und so aktiv verhindern, dass beispielsweise Geschwindigkeitsbegrenzungen überschritten werden. Auch die Unfallforschung könnte nach Meinung von IBM-Manager Nickel von der Technologie profitieren. So seien Fahrtenschreiber denkbar, die den Hergang eines Unfalls genau mitverfolgen. "Sich auf ein technischen Defekt rausreden, geht dann nicht mehr", sagt Nickel.

Der ADAC warnt davor, den Autofahrer zu entmündigen. "Systeme dürfen nicht automatisch in das Fahrverhalten eingreifen." Die letzte Entscheidung für ein Manöver müsse immer beim Fahrer liegen. Maurer: "Der hat schließlich die Verantwortung."

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen