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Emotionalität für alle Peugeot 208 GTi - Kleiner Löwe zeigt Krallen

Klein, agil, stark und handlich: Der Peugeot 208 GTi soll puren Fahrspaß vermitteln.

Klein, agil, stark und handlich: Der Peugeot 208 GTi soll puren Fahrspaß vermitteln.

(Foto: Holger Preiss)

Es sind nicht die Verkaufszahlen, die Hersteller dazu bringen, im Kleinwagensegment echte Sportler auf die Räder zu stellen. Vielmehr ist es Emotionalität. Bei Peugeot war es der 205 GTi, der vor 30 Jahren den Reigen eröffnete. Jetzt kehrt der Mini-Bolide in Form des 208 GTi zurück. Stärker, schöner, schneller.

Vom neuen 208 hat Peugeot in acht Monaten des letzten Jahres in Deutschland knapp 11.900 Einheiten an den Fahrer gebracht.

Vom neuen 208 hat Peugeot in acht Monaten des letzten Jahres in Deutschland knapp 11.900 Einheiten an den Fahrer gebracht.

(Foto: Holger Preiss)

Der Verkauf von Sportwagen im B-Segment ist verschwindend gering. Bei lediglich 2 Prozent liegt hier der Absatz. Daran kann es also nicht liegen, dass auch die Löwenmarke ihren legendären 205 GTi in Form des 208 GTi erneut die Krallen ausfahren lässt. Es ist wohl eher die viel beschworene Emotionalität, die hier das Wohlwollen der sportlich orientierten Löwen-Freunde kitzeln soll. Bereits 1984, als der erste König der Löwen brüllte, tat er das für das Publikum in James-Bond-Manier. Im Werbespot für den ersten GTi jagte ein Hubschrauber mit Raketenwerfern den schnellsten 205. Als das Auto über einen Abgrund fährt, öffnet sich ein Fallschirm und der Wagen erreicht wohlbehalten den Boden.

Der Motor, der den GTi damals befeuerte, war ein 1,6-Liter-Vierzylinder, der 105 PS bei 6250 Umdrehungen leistet. Das Feuer, das heute unter der Haube des Nachfahren, des 208 GTi, lodert, ist allerdings deutlich heißer. Auch diesmal befeuert ein 1,6-Liter-Triebwerk den kleinen Löwen. Allerdings leistet der in Zusammenarbeit mit BMW entstandene THP-Turbobenziner mit Direkteinspritzung heute 200 PS und drückt 275 Newtonmeter auf die Vorderachse. In 6,8 Sekunden beschleunigt der französische Heißsporn auf Tempo 100. Die Endgeschwindigkeit liegt bei 230 km/h. Doch eigentlich ist der GTi nichts für die Autobahn. Klar kann man dort schon mal den einen oder anderen Pfeffersack überraschen, aber so richtig Spaß macht der Kraftzwerg erst im kurvigen Gelände.

Mini-Bolide mit Go-Kart-Feeling

Dank seines geringen Gewichts von gerade einmal 1160 Kilogramm, der steiferen Aufhängung der Vorderachse und der eben exakt darauf abgestimmten Hinterachse lässt sich mit dem Mini-Boliden wie mit einem Go-Kart durch die Kurven heizen. Während der 205 GTi noch untersteuerte und der 207 zum Übersteuern neigte, zeigt sich der neue Freund der Kurven erstaunlich neutral. Unterstützt wird das Gefühl auch durch das schon im 208er-Serienmodell verbaute kleinere Lenkrad, das im GTi dem Charakter entsprechend an der Unterseite abgeflacht ist und die Befehle dank der kurzen Übersetzung präzise an die Räder weiterreicht.

Die Autobahn ist nicht das Revier des kleinen Löwen.

Die Autobahn ist nicht das Revier des kleinen Löwen.

(Foto: Holger Preiss)

Dass bei der Jagd die Beschaffenheit der Straße im Detail an die Insassen weitergegeben wird, sollte wenig stören, denn während der kleinen Adrenalin-Schübe, die bei der Hatz wallen, ist der Schlag in die Bandscheiben eh vergessen. Getrübt wird die Freude in geringem Maße von der Schaltung des Sechsgang-Getriebes. Die Wege sind zwar angenehm kurz, hakeln aber ein wenig. Wer will, kann das aber auch gern als sportliche Zugabe interpretieren. Ebenso wie das heisere Husten, das die Soundakustiker dem Mini-Sportler mit auf den Weg gegeben haben, wenn hoch getourt und dann der Fuß vom Gas gerissen wird. Jetzt öffnen und schließen die Drosselklappen kurz und es böllert heiser aus dem Doppelendrohr. Dem einen mag das zu wenig Akustik sein, dem anderen zu viel. Auf jeden Fall ist der Sound natürlich und nicht künstlich erzeugt.

Wer gerne ein Doppelkupplungsgetriebe für das kleine Kraftpaket haben möchte, wie es beispielsweise VW anbietet, der wird enttäuscht. Eine Automatik ist weder jetzt noch für die Zukunft geplant. Auch Start-Stopp wird es nicht geben. Das könnte aber abseits der Spaßfahrten doch Sinn ergeben, denn der Löwe ist durstig. Wer im Bergischen Land die Krallen ausfährt, wie bei einer ersten Testfahrt getan, zog der GTi auf 100 Kilometer satte 9 Liter Super aus dem Tank. Peugeot verspricht im Drittelmix knapp 6 Liter. Aber Spaß hat eben seinen Preis.

Außen und innen GTi

Als sportliches Extra gibt es rote Ziernähte um Handbremsgriff, Schaltknauf und Türverkleidung, Alu-Pedale und Alu-Einstiegsleisten.

Als sportliches Extra gibt es rote Ziernähte um Handbremsgriff, Schaltknauf und Türverkleidung, Alu-Pedale und Alu-Einstiegsleisten.

(Foto: Holger Preiss)

Wer den noch steigern will, hat natürlich die Möglichkeit, das elektronische Stabilitätsprogramm (ESP) und die Antischlupfregulierung (ASP) mit einem Knopfdruck zu deaktivieren. Allerdings sollte man das vielleicht eher auf der Rennstrecke probieren, auf den durch die Masse befahrenen Serpentinen einer Bergstraße kann man ohne Spaßverlust getrost darauf verzichten. Um das Kraftpaket zum Stehen zu bringen, hat Peugeot dem GTi belüftete Bremsscheiben mit einem Durchmesser von 302 Millimetern vorn und 249 Millimetern hinten spendiert. Wer hier ordentlich auf das Bremspedal tritt, der sollte am Lenkrad einen Gegendruck aufbauen, denn hier wird ordentlich zugegriffen.

Auch im Innenraum des kleinen Franzosen geht es sportlich zu. Während harte Plastik den oberen Teil der Armaturen und die Mittelkonsole bildet, wird der untere und den Fingern wesentlich nähere Teil von Leder umspannt. Die silbernen Zeiger der Rundinstrumente sind in sportlicher Karbonoptik hinterlegt. Rote Doppelziernähte geben dem dunklen Grau des Nappas einen Hauch von Dynamik und sind ebenfalls eine Reminiszenz an den 205 GTi. Wer sich in die Sportsitze mit dem Karomuster und den hohen Lederwangen klemmt, der ist schon an dieser Stelle informiert, dass er nicht in einen herkömmlichen Kleinstadtflitzer steigt. Der Druck auf Lenden und Rücken ist so eindeutig, dass jede Annahme, man könne mit dem kleinen Löwen anders als kurvengierig unterwegs sein, gleich ad acta gelegt wird.

Schönes Paket geschnürt

Gut lesbar das Hoheitszeichen unter der C-Säule.

Gut lesbar das Hoheitszeichen unter der C-Säule.

(Foto: Holger Preiss)

Wenn man Minuspunkte für den 208 GTi verteilen möchte, dann hängen die nicht mit den Fahreigenschaften zusammen. Vielmehr sind es so die Kleinigkeiten wie die Türgriffe im Innenraum - die sind in schwarzer Klavierlackoptik mit flammend rotem Airbrush. Sieht schick aus, könnte seinen Charme aber extrem schnell verlieren, weil es kratzempfindlich ist.  Auch die Bedienung des preiswerten Navis (das im Übrigen immer noch lispelt) mit Touchscreen (490 Euro) gestaltet sich eher schwierig. Bei Sonnenlicht ist das Display kaum zu erkennen, weil es sich so steil über der Mittelkonsole aufrichtet.

Insgesamt ist Peugeot aber für 22.900 Euro ein wirklich emotionsgeladenes Auto gelungen. Nicht zuletzt deshalb, weil es für einen annähernd gleichen Preis wie den eines Polo GTi 20 PS mehr Leistung und eine schon recht ansehnliche Grundausstattung gibt: Klimaautomatik, Bordcomputer, Lederlenkrad, Bluetooth-Anbindung, elektrisch anklappbare Außenspiegel, Einparkhilfe hinten und 17-Zoll-Leichtmetallfelgen sind ebenso von vornherein dabei wie der übliche GTi-Zierrat: Heckspoiler, Alu-Pedale und entsprechende Einstiegsleisten.

Quelle: ntv.de

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