Auto

Erste Begegnung mit Audis A7 Praktisch veranlagter Schöngeist

Audi will in dem A7 das "Beste aus drei Welten" kombinieren: Platz wie ein Kombi, die Form eines Coupés und den Komfort einer Limousine.

Audi will in dem A7 das "Beste aus drei Welten" kombinieren: Platz wie ein Kombi, die Form eines Coupés und den Komfort einer Limousine.

(Foto: Klaus Niedzwiedz)

Audi zielt mit dem A7 in die Lücke zwischen Sportcoupé und Luxuslimousine. Eine enge Nische, die sich die Ingolstädter da ausgesucht haben. Die Käuferschaft mit den entsprechenden finanziellen Mitteln dürfte nicht allzu zahlreich sein. Eine erste Fahrprobe.

Die Bilder von der Weltpremiere Ende Juli waren verzückend. Audi lernt das Fließheck wieder lieben und man muss zugeben, dass die Neuentdeckung der Karosserieform sich ausgesprochen reizvoll zeigt. Daher ist das Heck des A7 sicher die Sahneseite des neuen Ingolstädters, der in der Frontalansicht deutlich weniger Aufregendes zu bieten hat. Unter dem Fließheck, neudeutsch wie beim Bruder A5 Sportback genannt, findet sich ein abgeschrägter Abschluss, der Formen aus dem Bootsbau entnommen ist. Andere Karosserieformen gibt es übrigens derzeit nicht, weswegen man sich den Namenszusatz eigentlich sparen kann. Seitlich sorgt die bereits reichlich besprochene Tornadolinie für mehr Dynamik und ausgestellte Kotflügel lassen den A7 optisch satt auf der Straße liegen. Ganz besonders, wenn er auf 20-Zoll-Reifen steht. Damit der Auftritt noch etwas spektakulärer wird, lassen sich LED-Scheinwerfer vorne (1800 Euro) bestellen. Hinten sind sie Serie, ebenso wie das Tagfahrlicht.

Die Optik stimmt jedenfalls bei dem Auto, das sich Audi als Imageträger gewünscht hat: flotter als das Flaggschiff A8, aber edler als der ebenfalls sehr schicke A5. Aufgestellt wurde der Neue auf der Basis des A6 und das Auto gibt bereits sehr viel Auskunft darüber, wie die Oberklasselimousine, die im kommenden Jahr neu aufgelegt werden wird, wohl aussehen könnte. Außen allerdings weniger als im Innenraum, denn hier muss sich der A7 vom A5 deutlich abgrenzen, um den Einstiegspreis von 51.650 Euro zu rechtfertigen.

Gut Holz im Inneren

Die erste Sitzprobe hat schon den Eindruck bestärkt, dass das 4,97 Meter lange Auto in der Oberklasse spielt. Auf dem vorderen Gestühl bietet der A7 Platz im Überfluss, in der Länge, vor allem aber in der Breite. Zwischen Mittelkonsole und Türverkleidung thront ein Sitz mit den Abmessungen der Business-Klasse, der gegen 2500 Euro Aufpreis regelrecht zum Wohnzimmersessel wird. Die Instrumententräger sind neu entwickelt worden und wirklich schön ausgefallen. LED-Anzeigen haben selten so gut mit Rundinstrumenten harmoniert. Man sieht kaum Übergänge, die Anzeigen sind gut lesbar und bieten jede Menge Informationen. Wer bei der Bootsthematik bleiben möchte, kann sich im Frühjahr Schichtholzverkleidungen für Türen und Armaturenbrett bestellen. Fast noch schöner sind die Echtholz-Verkleidungen in Teakholz-Optik.

In Sachen Optik weiß die fast fünf Meter lange Limousine zu gefallen.

In Sachen Optik weiß die fast fünf Meter lange Limousine zu gefallen.

(Foto: Markus Mechnich)

Auch im Fond lässt sich der Ingolstädter nicht lumpen und stellt drei vollwertige Sitzmöglichkeiten zur Verfügung. Die Heckklappe öffnet und schließt serienmäßig elektrisch. Es erfordert aber ein wenig Geduld, bis der Elektromotor das riesige Bugteil in die Höhe gestemmt hat. Ungeduldigen drohen unschöne Beulen, denn wenn die Klappe per Hand nach oben gedrückt wird, kommt die Hydraulik nicht mit und sie fällt wieder etwas nach unten. Das Platzangebot dahinter ist enorm. Mit 535 Litern im Normalfall spielt das Fließheck seine Vorteile voll aus. Wird umgeklappt, dann werden es bis zu 1390 Liter. Das sind fast Kombiwerte, die sportliche aktive Besitzer erfreuen dürften. Auf der Heckklappe sitzt serienmäßig ein ab 13ß km/h elektrischer ausfahrender Spoiler.

Viel A8 in der Mittelkonsole

Aber Platz alleine ist es nicht, denn da können die Oberklasse-Limousinen stets mehr bieten. Damit ein Auto wie der A7 erfolgreich sein kann, muss er auch technisch einiges in die Waagschale werfen. Daher findet sich in der Mittelkonsole viel A8-Inventar wieder. Am augenfälligsten ist das Touchpad für die Bedienung des Multimediasystems, das im großen Bruder seine Premiere feierte. Überhaupt lässt sich die Multimedia und Entertainment-Zentrale aus dem A8, gegen Aufpreis natürlich, komplett in den A7 portieren. Dann gibt es Navigation mit Google-Earth-Bildern und Internet im Auto. Auf Wunsch dient der A7 auch als Funknetzwerk für bis zu acht Endgeräte. 

Aufwendig geht es im Cockpit zu. Viel Technik und edle Stoffe sollen für Wohlambiente und Komfort sorgen.

Aufwendig geht es im Cockpit zu. Viel Technik und edle Stoffe sollen für Wohlambiente und Komfort sorgen.

Technisch zeigen die Ingolstädter im A7 einige neue Systeme. Dazu gehört das Headup-Display, das Audi bisher fehlte. Der Spurhalte-Assistent ist nun aktiv geworden und greift bei Gefahr selbsttätig ins Geschehen ein. Auch einen Nachtsichtassistenten hat Audi jetzt im Angebot, der Fußgänger im Dunkeln auf den Bildschirm bringt. Ergänzt wird das Angebot mit Park- und Toter-Winkel-Assistenten sowie einer Tempolimitanzeige. Wer nach weiteren Möglichkeiten sucht, den Basispreis in die Höhe zu trieben, dem stehen auf der Liste der Sonderausstattungen zahlreiche Möglichkeiten offen, sei es eine Lederausstattung (2250 Euro), ein Soundsystem von Bang und Olufsen (6000 Euro) oder die MMI-Navigation mit Bluetooth-Autotelefon (4270 Euro). Wer mit lockerer Hand über die Optionsliste fliegt, kann den Fahrzeugpreis dann fast in die Nähe der 100.000 Euro bringen.

Sparsame Antriebe

Auf der Motorenseite ist hingegen zunächst Sparsamkeit angesagt. Zwei Motoren gibt es zum Start, zwei weitere folgen. Der Spitzenmotor - ein Drei-Liter-Turbo mit sechs Zylindern in V-Form leistet 300 PS - soll sich mit 8,2 Litern Sprit für 100 Kilometer begnügen. Daneben wird es zwei Varianten eines Drei-Liter-Turbodiesels geben, die mit 204 und 250 PS in den Datenblättern stehen. Auf der Benzinerseite rundet ein 2,8 Liter großer Saugmotor das Angebot nach unten ab. Er wirft 204 PS in die Waagschale. Die Dieselantriebe glänzen mit Drehmomenten von 500 beziehungsweise 400 Newtonmetern und Verbrauchswerten von 6,0 und 5,3 Litern. Auch der kleine Benziner zeigt sich mit acht Litern je 100 Kilometer recht genügsam.

Lediglich vier Motoren sind im A7 bestellbar. Offen bleibt vorerst, ob noch weitere Antriebe kommen.

Lediglich vier Motoren sind im A7 bestellbar. Offen bleibt vorerst, ob noch weitere Antriebe kommen.

(Foto: Markus Mechnich)

Bei den ersten Probefahrten erschien der kleinere Benziner mit dem fast zwei Tonnen schweren Auto gut ausgelastet. Besser motorisiert ist das Auto wohl doch mit dem Drei-Liter-TFSI-Motor. Damit lässt sich der A7 recht agil bewegen, zumal das optionale Doppelkupplungsgetriebe mit seinen sieben Gängen sehr gute Arbeit verrichtet. Das Start-Stopp-System, obligatorisch um die guten Normverbräuche zu erzielen, arbeitet schnell und präzise mit dem Motor zusammen. Durch die Automatik stoppt es den Motor manchmal einen Tick zu oft, aber das lässt sich technisch nicht verhindern. Es stört aber auch nicht, da der Antrieb wirklich schnell wieder zugeschaltet wird.

Passend zur Yacht

Das Fahrwerk des A7 ist durch die optionale Luftfederung ausgesprochen komfortabel ausgelegt. Da sind wir wieder ganz nahe beim A8 und dem Punkt, wo sein neuer Bruder mehr Luxus-Limousine und weniger Sportcoupé ist. Durch den Quattro-Antrieb, beim großen Diesel und Benziner Serie, gibt es am Kurvenverhalten nichts auszusetzen. Der A7 umrundet stabil die angepeilten Ecken. Aber der Fronttriebler mit dem kleinen Benziner ist ein gutmütiges Auto, das keine bösen Überraschungen parat hat.

Optisch ein Hingucker, technisch ein Leckerbissen - wer tief genug in die Tasche greift, bekommt viel geboten.

Optisch ein Hingucker, technisch ein Leckerbissen - wer tief genug in die Tasche greift, bekommt viel geboten.

(Foto: Markus Mechnich)

Audi hat mit dem A7 ein makelloses Auto auf die Räder gestellt. Keine nennenswerten Schwächen sind am Edelheck auszumachen, zumindest wenn ausreichend Ausstattung geordert wird. Dagegen bietet er viel Platz, Nutzwert und Komfort. Die Motorisierungen sind in der Summe in Ordnung. Starke Achtzylinder braucht er genauso wenig wie gar einen Zwölfender. Der Neue ist sicher kein sonderlich sportliches Auto, auch wenn er optisch so daherkommt. Allerdings müssen die Kunden bereit sein, so viel Luxus auch zu bezahlen. Zwar liegt er preislich klar unter dem A8, aber mit ein bisschen Ausstattung auch nicht viel darunter. Dafür ist er ein optisch schöneres Auto, das weniger Business- und mehr Freizeit-Look zu bieten hat. Der Audi A7 passt perfekt in den Yachthafen oder zum Golfplatz.

Quelle: ntv.de

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