Auto

Probefahrt mit dem Citroën DS5 Raumschiff klar zum Abheben

In der Hybridvariante arbeitet die gleiche Antriebseinheit wie im Peugeot 3008 Hybrid4.

In der Hybridvariante arbeitet die gleiche Antriebseinheit wie im Peugeot 3008 Hybrid4.

Bei Citroën geht das Buchstaben-Tuning munter weiter: Nach DS3 und DS4 kommt jetzt der DS5. Doch anders als bei den Vorgängern hat der Neue kein Baureihen-Vorbild. Dafür aber auf Wunsch Allrad- und Diesel-Hybrid-Antrieb.

Ginge alles nach "Schema F" müsste der DS5 eigentlich als veredeltes Derivat der Mittelklasse -Limousine C5 erkennbar sein. Doch das ist nicht der Fall, er ist ein lupenreiner Fünftürer, mehr Shooting-Brake-Coupé als klassischer Sedan. Für ein Crossover-SUV, wie etwa der 3008 der PSA-Schwestermarke Peugeot, fehlen ihm Höhe und Bodenfreiheit. Die Ehre der ersten Serienausgabe eines Diesel-Hybrids musste Citroën jedoch den Kollegen von Peugeot überlassen, denn dessen Plattform nutzt der DS5.

Dieses Konzept der beiden Motoren, die keine mechanische Verbindung miteinander haben, sorgt für zwei nicht zu verachtende Vorteile: Einerseits reduziert es den Verbrauch – zumindest auf dem Prüfstand nach europäischem Testfahrzyklus. Ob die Kunden in der Praxis die Wirkung des zusätzlichen Elektroantriebs nutzen können, ist eine Frage der Übung. Andererseits bringt es durch die zusätzlich angetriebene Achse Traktionsvorteile und mehr Sicherheit auf rutschiger Fahrbahn und bei anderen unwirtlichen Verkehrsbedingungen.

Für unkonventionelle Kunden

Der DS5 ist das dritte Modelle von Citroen, das an die legend?re "G?ttin" aus den 60ern erinnert

Der DS5 ist das dritte Modelle von Citroen, das an die legend?re "G?ttin" aus den 60ern erinnert

(Foto: n-tv.de/Busse)

Zwar ist der DS5 alles andere als Retro, doch die Buchstabenkombination DS hat für frankophile Autonarren eine historische Dimension. Für sie ist "die" DS als Auto ("la voiture") in der französischen Sprache feminin einsortiert und beim Sprechen wird der gleich klingende Begriff "Déesse", die Göttin, daraus. Diese Assoziation wurde Teil eines Mythos, der das erste produzierte DS-Modell in den 60ern und 70er Jahren permanent begleitete.

Als solle ein wenig göttlicher Glanz auf die profanen Zweckmobile heutiger Zeit abfallen, hat Citroën das alte Modellkürzel wieder belebt. Sie soll sich durch eigenständiges Design, ungewöhnliche Ausstattungsdetails, mehr Exklusivität und Chic auszeichnen. Beim DS5 ist dieses Konzept am nachhaltigsten umgesetzt, denn es gibt – bis auf das Markenlabel – keine optische Verwandtschaft zur Limousine C5. Kunden mit Hang zum Unkonventionellen und mit Premium-Anspruch sollen sich vom DS5 angesprochen fühlen.

Synchronmotor treibt die Hinterachse an

Zwei Benzinmotoren, zwei Diesel sowie die Hybrid-Variante stehen als Antriebsoptionen zur Verfügung. Die Ottomotoren haben wahlweise 156 PS oder 200 PS. Mit 112 PS oder 163 PS warten de Selbstzünder auf. Der zwei Liter große Diesel-Vierzylinder im Hybrid4-Modell wird von einem 27 kW/37 PS leistenden Synchron-Elektromotor unterstützt. Bei den Benzinern ist die Getriebevariante an die Leistungsstufe gekoppelt. Den schwächeren Motor kann man nur mit Sechs-Gang-Automatik bekommen, der stärkere wird mit einer Sechs-Gang-Handschaltung gekoppelt.

Elegant ist auch die Heckgestaltung, nur die Ladekante ist mit 78 Zentimetern etwas hoch.

Elegant ist auch die Heckgestaltung, nur die Ladekante ist mit 78 Zentimetern etwas hoch.

(Foto: n-tv.de/Busse)

Bei der ersten Probefahrt kam die dritte Kraftübertragung zum Einsatz, denn der Hybrid4 ist mit einem automatisierten Schaltgetriebe bestückt, das den Kenncode "ESG6" trägt. Wer elektrisch und mit Diesel fahren will, für den ist dieses Getriebe obligatorisch, reine Diesel lassen die Wahl zwischen den auch für die Ottomotoren verwendeten Schaltboxen.

Obwohl die Karosserie des neuen "Götterboten" durch die abfallende Dachlinie gestreckt und dynamisch wirkt, sind die Sitze relativ hoch angebracht. Das fällt beim Ein- und Aussteigen vorteilhaft ins Gewicht. In den Sitzen kann man sich spontan wohlfühlen, denn sie passen wie angegossen. Erst bei längerer Fahrt offenbart sich, dass die Polster der Vordersitze eigentlich ein bisschen kurz geraten sind. Dafür entschädigt die perfekte Passform der Rückenlehnen, die in Sport-Chic-Ausstattung auch noch durch eine eingebaute Massagefunktion glänzen.

Ein Hauch von Flugzeugkanzel

Dank Dach- und Seitenfenstern bekommt der Innenraum durch 14 Scheiben Licht.

Dank Dach- und Seitenfenstern bekommt der Innenraum durch 14 Scheiben Licht.

(Foto: n-tv.de/Busse)

Ohne sich einer futuristischen Architektur anzubiedern, wirkt das Cockpit modern und funktionell. Die Visualisierung der Information läuft über klassische Skalendarstellung, die Verpackung in der Konsole ist edel und die Oberflächen sind mit sanft nachgebendem, genarbtem Kunststoff bezogen. Nicht gespart wurde auch mit einem ausgewogenen Spiel an matten und glänzenden Oberflächen, wobei in den meisten Fällen auch tatsächlich Metall ist, was wie gebürstetes Aluminium aussieht. Alles wirkt stimmig und strahlt eine angenehme Wohnlichkeit aus.

Durch nicht weniger als 14 Scheiben dringt Licht ins Innere des Wagens, schmale Streben und Säulen sorgen dafür, dass die Rundumsicht für ein Fahrzeug dieser Bauart erstaunlich gut ist. Lediglich die Querstrebe, die das Bild im Rückspiegel teilt, kann als störend empfunden werden. Der Spiegel selbst ist an der Frontscheibe so tief angebracht, dass er das Sichtfeld beeinträchtigen kann – besonders, wenn der Fahrer eine hohe Sitzposition bevorzugt. Oberhalb des Spiegel liegt eine zweite Schaltkonsole, die einen Hauch von Flugzeugkanzel in den Innenraum bringt: Raumschiff DS5 klar zum Abheben.

Hinten herrscht komfortable Beinfreiheit. Die weit aufschwingende Heckklappe schafft Zugang zu einem 460 Liter großen Gepäckfach, für das jedoch eine 78 Zentimeter hohe Ladekante überwunden werden muss. Hinter dieser Kante liegt der Ladeboden etwa 15 Zentimeter tiefer.

Gehobenes Niveau

Die Fähigkeit, rein elektrisch zu fahren, endet normaler Weise unter fünf Kilometern. Dennoch helfen die Elektromotoren, den Normverbrauch des Hybrid-Fahrzeugs auf Werte um vier Liter je 100 Kilometer zu bringen. Springt der Diesel an, wirkt er beim Hochdrehen zuweilen etwas laut und brummig, was nicht zur edlen Atmosphäre passt, in der die Insassen ihre Fahrt erleben. Doch im Reisebetrieb und unter Vermeidung von hektischen Lastwechseln arbeitet der Selbstzünder unauffällig und zahm. Das gilt in noch stärkerem Maße für den Zweiliter-Diesel ohne Elektro-Unterstützung, wo sich mit dem Gasfuß die gewünschte Drehzahl besser dosieren lässt und nicht durch elektronische Zuschaltung des Verbrenners bestimmt wird. Die Sechsgang-Automatik erwies sich im Fahrtest als unproblematisch und geschmeidig schaltend.

Modern und geschmackvoll, aber nicht übertrieben futuristisch: das Cockpit.

Modern und geschmackvoll, aber nicht übertrieben futuristisch: das Cockpit.

(Foto: n-tv.de/Busse)

Die Bremse packt kräftig zu, auf den ersten Kilometern sind Überraschungen deshalb nicht ausgeschlossen. Die Dosierung fällt aber leichter, je länger man unterwegs ist. Dem Getriebehebel wäre eine extra Parkstellung zu wünschen. Schließlich soll der DS5 rund 50 Prozent Neukunden erobern. Sind diese vorher Automatik gefahren, finden sie im DS bei der Suche nach der Parkstellung nur den Rückwärtsgang. Die Federung besitzt eine komfortorientierte, aber straffe Abstimmung, die besonders für französische Produkte ungewohnt und deshalb lobenswert ist.

Die meisten Sympathiepunkte jedoch erwirbt der DS5 durch Ausstattung. Die gute Verarbeitung und das wohnliche Ambiente sind eine Sache, doch mit Alufelgen, Licht- und Regensensor, elektrische Außenspiegeln und Fensterhebern rundum, Klimaautomatik, MP3-fähigem CD-Radio und Tempomat wird auch die Funktionalität auf ein premium-nahes Niveau gehoben. Der Hybrid4 kostet in der Grundausstattung 37.540 Euro, als Benziner mit 156 PS ist der neue Citroen schon ab 29.700 Euro zu haben.

Quelle: ntv.de, von Axel F. Busse

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