Auto

Die Quadratur des Kreises Smart ist nicht mehr Hase auf Speed

Mit dem Smart Forfour gibt es jetzt wieder einen Viersitzer.

Mit dem Smart Forfour gibt es jetzt wieder einen Viersitzer.

Über acht Jahre hat sich der Smart in den Großstädten als City-Flitzer etabliert. Jetzt geht er in eine neue Runde, kommt sogar wieder als Viersitzer und wartet mit neuen Motoren, einem neuen Automatikgetriebe und pfiffigen Ideen auf. Ist das der Weg in die urbane Zukunft?

Mercedes schrieb mit dem Smart Automobilgeschichte. Die war nicht immer rosig. Zwar galt das Mikro-Car ab Start als innovatives und vor allem stylisches Stadtauto, aber die Absätze waren nicht immer so, dass man in Stuttgart jubelte. Zwischenzeitlich wurde sogar mit dem Gedanken gespielt, sich des kleinsten Daimlers zu entledigen.

10 Zentimeter breiter, aber immer noch 2,69 Meter kurz: der neue Smart Fortwo.

10 Zentimeter breiter, aber immer noch 2,69 Meter kurz: der neue Smart Fortwo.

Dazu ist es nicht gekommen. Ganz im Gegenteil. Die Stuttgarter haben dem Smart als Fortwo und sogar als Forfour mit neuem Design, neuer Technik und pfiffigen Ideen das Leben gerettet. Optisch wirken beide Modelle deutlich erwachsener, was auch dem Vorbau mit steilem Waben-Kühlergrill und neuen LED-Scheinwerfern zu verdanken ist. Der Motor steckt in beiden Varianten im Heck, was den Platz im Innenraum optimiert und einen extrem kleinen Wendekreis von 6,95 Metern, respektive 8,65 Metern, ermöglicht. Das ist beachtlich, denn der alte Smart Fortwo benötigte immerhin 8,75 Meter, um sich einmal im Kreis zu drehen.

Auch in der dritten Generation setzt man beim Smart auf knackige Kürze. Es bleibt bei knapp 2,70 Metern Gesamtlänge. Allerdings wurde die Spur um 10 Zentimeter verbreitert, was zu einem wesentlich besseren Raumgefühl führt. Hinzu kommt, dass der Radstand beim Fortwo trotz unveränderter Gesamtlänge um 60 Zentimeter gewachsen ist. Somit hat auch das Schulterrubbeln zwischen Fahrer und Beifahrer im neuen Smart ein Ende. Der Kofferraum fasst im Fortwo 260 Liter, im Forfour sind es 185 Liter, die sich aber durch Umklappen der Rückbank auf 975 Liter erweitern lassen. Überhaupt ist der Forfour dank einiger schöner Ideen ein sehr praktikabler Stadtflitzer geworden. Da sind zum Beispiel die bis zu 85 Grad öffnenden hinteren Türen, die mit einem Handgriff zu drehenden Sitzflächen im Fond oder der nach vorne klappbare Beifahrersitz. Natürlich müssen Fahrgäste auf den hinteren Plätzen Einschränkungen in Kauf nehmen, aber für kurze Strecken reicht der Platz allemal.

Verspielter Schick mit Netz

Verspielt und dennoch funktional gibt sich der Smart im Innenraum.

Verspielt und dennoch funktional gibt sich der Smart im Innenraum.

Aber nicht nur das. Die verwendeten Materialien machen einen für die Kleinstwagenklasse durchaus wertigen Eindruck und das verspielte Innendesign steht dem Stadtflitzer gut. Da steht links auf der mit Stoff bespannten Instrumententafel die Uhr mit Drehzahlmesser, die leider nur als Extra zu haben ist. Die Tachoskala präsentiert sich mit einem weiten Schwung als Halbkreis um das Zentraldisplay mit allen relevanten Fahrdaten. Die Lüftungsdüsen, die weit herausstehen, gleichen den Turbinen eines Jets, lassen sich aber leider nicht komplett schließen, so dass immer ein laues Lüftchen weht.

Wer will, kann sich das Cool-Media-Paket für zusätzliche 1700 Euro in den Smart holen. Das besteht aus einer Klimaautomatik und dem Smart Media-System mit 7 Zoll und Multi-Touch-Display. Für kleineres Geld gibt es die 100 Euro kostende Cradle-Lösung, mit der Smartphones über eine angepasste Schnittstelle integriert werden können. Was bei den meisten Modellen eine Navigationsoption einschließt. Dazu bietet Smart kostenlose Apps, etwa eine, die fahrzeugspezifische Parkplätze in Großstädten aufzeigt und die Navigation dorthin startet. In Barcelona, wo beide Smarts für erste Probefahrten bereitstanden, gibt es bereits 200 dieser Parkplatzempfehlungen.

Ein Schieberegler für die Klimaautomatik: Das ist cool!

Ein Schieberegler für die Klimaautomatik: Das ist cool!

Optisch passen sich beide Kombinationen ganz hervorragend in das Gesamtbild des kleinen Schwaben ein, der in der Renault-Fabrik Novo Mesto in Slowenien gebaut wird. Witzig ist die Idee, dass sich die Temperatur wie in Urzeiten über einen Schieberegler verändern lässt. All das sieht hip aus und wird von den sportlichen Schalensitzen, die es selbstredend je nach Ausstattungslinie mit bunten Bezügen gibt, optisch unterstützt.

Das Hüpfen hat ein Ende

Aber nicht nur daran misst sich ein Smart der zweiten Generation. Dank des völlig neu abgestimmten Fahrwerks hüpft der Schwabe nicht mehr wie ein Hase auf Speed durch die Schlaglöcher der Stadt, sondern hält sie sehr souverän aus dem Innenraum heraus. Auch in puncto Sicherheitstechnik profitiert der kleine Schwabe von der großen Mutter und darf sich so Einiges unter seine fast unzerstörbare Kunststoffhaut pflanzen, was sonst nur die größeren Jungs haben. So gibt es in Serie den Seitenwind-Assistenten, eine Berganfahrhilfe, Tempomat, Knie-Airbag für den Fahrer und die Reifendruckkontrolle. Wer ganz auf Nummer sicher gehen will, der kann für 250 Euro extra einen Abstandwarner, eine Einparkhilfe für 300 Euro, die Rückfahrkamera für 345 Euro und den Spurhalteassistenten für weitere 380 Euro ordern. Wie viel Sicherheit sich der Smart-Käufer letztlich gönnt, hängt natürlich von den Bedürfnissen und dem eigenen Budget ab.

Ohren auf bei der Motorwahl

Viel Platz bieten die zwei Sitze im Fond des Forfour nicht, aber auf kurzen Strecken sollte es reichen.

Viel Platz bieten die zwei Sitze im Fond des Forfour nicht, aber auf kurzen Strecken sollte es reichen.

Nicht zwingend davon sollte man die Wahl des Motors abhängig machen. Die Dreizylinder-Saugmotoren mit einem Liter Hubraum stammen von Renault und werden mit 71 PS und 90 PS angeboten. Wobei die klare Empfehlung nach einer ersten Rundfahrt bei dem mutmaßlich schwächeren Triebwerk liegt. Das überrascht trotz seines Drehmoments von lediglich 91 Newtonmetern durch sein spontanes Ansprechverhalten, eine angenehme Kraftentwicklung und eine erträgliche Geräuschkulisse. Denn Leisetreter sind beide Motoren nicht. Geschaltet wird hier manuell, was kein Problem ist, denn der Wahlhebel lässt sich mit Leichtigkeit über seine fünf Stufen führen.

Das sollte der Fahrer auch häufig machen, denn wer schaltfaul die Drehzahlen ab Gang zwei unter 2000 Umdrehungen fallen lässt, der wird mit ener­­vie­rendem Brummen aus dem Heck und anhaltender Leistungsschwäche bestraft. Beim Sprint von Null auf 100 km/h nehmen sich die Motoren fast nichts: Während der 71-PS-Sauger 14,9 Sekunden braucht, reichen dem 90-PS-Triebwerk mit 135 Newtonmetern 10,7 Sekunden. Im Stadtalltag sollte das aber eine zu vernachlässigende Größe sein.

Nicht zu vernachlässigen ist hingegen der Verbrauch. Der lag beim größeren Triebwerk trotz Start-Stopp-Automatik im dichten Stadtverkehr bei sagenhaften 8,6 Litern. Herstellerseitig werden 4,9 Liter versprochen. Der 71-PS-Sauger, im Augenblick die einzige Motorisierung im Forfour, begnügte sich hingegen mit 7,1 Liter Benzin. Hier werden im Datenblatt 4,8 Liter vermerkt. Wer sich einen geringeren Durst erhofft, muss bis zum März kommenden Jahres warten, da wird die Motorenfamilie um einen 900 Kubikzentimeter großen Dreizylinder mit Turboaufladung erweitert. Der leistet dann 60 PS und sollte wesentlich sparsamer sein.

Sauber schalten ohne Kraft

Ab März wird es auch ein neues Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe für den Smart geben. Das ist verbandelt mit dem 71-PS-Sauger und hat dem Cityflitzer das unschöne Ruckeln der alten Automatik abgewöhnt. Wer hier im Verkehr gleitet, wird über die flüssigen Schaltvorgänge jubeln. Wenig begeistert dürfte aber der sportlich ambitionierte Fahrer sein. Tritt der nämlich vehement aufs Gaspedal, fängt es aus dem Heck an zu röhren, als gelte es, die Rundenzeiten auf der Nordschleife zu toppen. Wenn dann aber der Gang nach einer kleinen Ewigkeit sauber einrastet, passiert nicht das Erwartete, denn der Vortrieb bleibt sehr verhalten.

Die Anfrage an die Getriebeentwicklung, ob nicht veränderte Schaltpunkte diesem Umstand abhelfen könnten, wurden plausibel verneint. Würde das Getriebe anders abgestimmt, hätte man in den häufig gefahrenen 30 und 50 km/h einen ständigen Gangwechsel, was noch blöder wäre, als die etwas unbefriedigende Kraftentwicklung. Für Interessenten des neuen Doppelkupplungsgetriebes wird letztlich nur eine Probefahrt Klarheit bringen. Wie der Turbo wird der Smart mit DSG ab März 2015 bei den Händlern stehen. Bereits jetzt können Fortwo und Forfour begutachtet werden. Das kleinere Modell gibt es ab 10.895 Euro, das größere kostet mindestens 11.555 Euro.

Quelle: ntv.de

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