Koreaner bauen Angebot aus Ssang Yong sucht alte Stärken
18.10.2012, 10:43 Uhr
Die Elektroversion der Studie XIV zeigte Ssang Yong auf dem Salon in Paris.
(Foto: Ssang Yong)
Was verbindet Ssang Yong mit Jaguar? Nichts, wenn man sich die Autos anschaut, aber für beide Firmen kam die Rettung aus Indien. Seit Mahindra Limited die Mehrheit bei dem koreanischen Autobauer übernahm, stehen die Zeichen wieder auf Expansion. Auch in Deutschland.
Drei Modelle werden derzeit hierzulande angeboten, alle sind mit Allradantrieb verfügbar, denn dort liegen die historischen Wurzeln des Unternehmens. 1954 wurde Ha Dong-hwan Motor Workshop gegründet, die Geländewagen für die US-Army herstellte. Damit ist die spätere Ssang Yong Motor Company älter als zum Beispiel der erfolgreichste koreanische Kraftfahrzeughersteller Hyundai, der erst 1967 das Licht der Welt erblickte.
Doch Ssang Yong Motor hatte gleich doppeltes Pech: In Korea musste das Mutter-Unternehmen 2009 Gläubigerschutz beantragen, im gleichen Jahr ging in Deutschland der Importeur pleite. Bis Januar 2011 stellte die Marke den Handel in Deutschland ein. Dann fand sich die belgische Alcopa-Gruppe, die inzwischen auch den Ssang-Yong-Vertrieb in der Schweiz, Polen und den Benelux-Ländern organisiert.
Mit ihren Modellen Rexton II, Korando und Actyon Sports starten Deutschland-Geschäftsführer Ulrich Mehling und eine Handvoll Mitstreiter von einem sehr niedrigen Niveau. Im vergangenen Jahr registrierte das Kraftfahrtbundesamt 353 Neuzulassungen. Selbst Ferrari verkaufte 2011 fast doppelt so viele Autos zwischen Flensburg und Garmisch. Als ehemaliger General-Motors- und Alfa-Manager hat Mehling Erfahrung mit schwierigen Fällen, und an Zuversicht fehlt es ihm nicht. "Deutschland ist der größte Markt in Europa und der mit dem stärksten Wettbewerb. Da war ein neuer Anlauf selbstverständlich".
In jedem Landkreis ein Händler
Obwohl dieser Gesamtmarkt im laufenden Jahr schrumpfte, kann er auf steigende Absatzzahlen verweisen. Silvester 2012 dürfte etwa eine Verdoppelung der Zulassungen herauskommen, doch von verfrühter Zufriedenheit ist der Geschäftsführer weit entfernt: "Wir liegen noch etwas hinter unseren Erwartungen". Zusätzlichen Schub verspricht er sich von neuen Modellen, die schon ab dem nächsten Jahr zu den Händlern kommen.
Rund hundert sind es zurzeit, eine Zahl von 150 wird angestrebt. "Wir wollen in jedem Landkreis einen Händler haben", sagt Mehling, kurze Wege für die Kunden sind bekanntlich gut fürs Geschäft. Ob der Erfolg sich so einstellt, wie es bei Ssang Yong gewünscht ist, hängt zu einem großen Teil vom neuen Modell Rodius ab, das auf dem nächsten Autosalon in Genf gezeigt werden soll. Der Name könnte zur Hypothek werden, belegt doch der letzte Rodius in jeder Internet-Liste zu den "hässlichsten Automobilen der Welt" regelmäßig vordere Plätze. "Er wird wesentlich neutraler aussehen", verspricht Mehling. Als 7-sitziger Van wird der neue Rodius auf größere Familien zielen.
Ebenfalls nicht falsch dürfte die Entscheidung sein, unterhalb des Kompakt SUV Korando noch ein B-Segment-SUV zu platzieren. Diese Nische erfreut die Autobauer in aller Welt seit Jahren durch anhaltendes Wachstum. Gerade hat Opel seinen Mokka vorgestellt, ein Chevrolet Trax in gleicher Größe wird folgen. Der bisher namenlose Neuankömmling von Saang Yong, der sich an der Konzeptstudie XIV orientiert, ist für 2014 vorgesehen. Und ein neuer Rexton, der als so genanntes Full-Size-SUV gilt, wird im darauffolgenden Jahr präsentiert.
3000 Einheiten per anno
Die Wettbewerber für den inzwischen als Benziner und Diesel erhältlichen Korando heißen Nissan Juke, Hyundai ix35, Kia Sportage und Mitsubishi ASX. Mit dem neuen Rexton und den anderen Modellen will Mehling 2015 rund 3000 Einheiten per anno in Deutschland absetzen. Das wäre etwa die Größenordnung, die in guten Jahren hierzulande verkauft wurden. Als starkes Verkaufsargument führt Mehling die Fünf-Jahres-Garantie ins Feld, die auf alle Modelle gewährt wird.
Robustheit kann man vor allem dem aktuellen Actyon Sports nicht absprechen. Das gewöhnungsbedürftige SUV-Coupé gleichen Namens ist nicht mehr im Programm, stattdessen wirbt nun ein auf Lifestyle getrimmter Pick-Up um Kunden. Obgleich der Innenraum der Doppelkabine nach Pkw-Atmosphäre strebt, sind die Nutzfahrzeug-Gene des Fahrzeugs unverkennbar. Der rustikale Federungskomfort des fünf Meter langen Zweitonners steht in einem spannenden Kontrast zu dem gelassen arbeitenden Vierzylinder-Diesel, der 155 PS leistet. Mit dem jetzigen Angebot, so Ulrich Mehling, "bewegen wir uns in der richtigen Nische"
Quelle: ntv.de