Plug-in bringt ab Oktober Reichweite Toyota Prius geht auch ans Netz
25.08.2012, 09:45 Uhr
Äußerlich unterscheidet sich die Plug-in-Version kaum von herkömmlichen Prius.
Als nächste Entwicklungsstufe seines Hybrid-Angebots führt Toyota am 6. Oktober den Prius als so genannte Plug-in-Version ein. Wer immer noch den Führungsanspruch des japanischen Konzerns in der Hybridtechnik anzweifelt, dem wird vorgerechnet, dass bereits 2588 Patente für Lösungen in der Hybrid- und Elektromobilität angemeldet wurden.
Seit 1997, als der erste Prius auf den Markt kam, hat Toyota weltweit mehr als 4,3 Millionen Fahrzeuge mit dem Kombiantrieb aus Verbrennungs- und Elektronmotor verkauft. Deutschland ist mit 5200 Exemplaren der Kompakt-Limousine allein im ersten Halbjahr 2012 zu einem wichtigen Markt in Europa für dieses Fahrzeug geworden. Dass der Prius nun eine vergrößerte elektrische Reichweite bekommt und sein Akku sich an der heimischen Steckdose aufladen lässt, soll den Absatz weiter ankurbeln. Ulrich Selzer, Geschäftsführer Toyota Deutschland:"Uns ist es ernst. Das ist nicht nur eine Marketing-Nummer". Ein erhöhtes Umweltbewusstsein der Kundschaft und steigende Benzinpreise würden Autos wie den Prius immer attraktiver machen.
Optisch unterscheidet sich die Steckdosen-Variante nur wenig von dem bekannten Prius-Modell. Am auffälligsten ist noch die Tatsache, dass es an beiden hinteren Kotflügeln je eine Klappe für die Zufuhr von Energie bzw. Kraftstoff gibt. In Fahrtrichtung rechts ist die Kontaktbuchse angebracht, ein verchromtes Stecker-Symbol sagt, "hier wird der Strom getankt". 25 abgasfreie Kilometer Reichweite verspricht der Hersteller, das ist etwa eine Verzehnfachung dessen, was das Auto bisher elektrisch zurücklegen konnte.
Mehrgewicht von 55 Kilogramm
Die zweite wesentliche Änderung gegenüber dem Prius-Schwestermodell ist die Verwendung einer Lithium-Ionen-Batterie. Aufgrund ihrer größeren Kapazität wiegt sie 38 Kilogramm mehr als der Nickel-Metallhydrid-Akku des normalen Prius. Gemeinsam mit dem Ladegerät und der erforderlichen Steuerelektronik kommt das neue Modell auf ein Mehrgewicht von 55 Kilo. Allerdings sind die größeren bzw. zusätzlichen Bauteile so geschickt in der Außenhülle des Fünftürers verteilt, dass der Laderaum sich nur unwesentlich verändert. Zwar sorgt eine gesonderte Luftkühlung für optimale Betriebstemperatur des Akkus, doch prophylaktisch ist auch ein Feuerlöscher unter dem Beifahrersitz angebracht.
Nach den Erkenntnissen des Herstellers lassen sich mit dem elektrischen Aktionsradius von 25 Kilometern rund 70 Prozent der anfallenden Fahrten abdecken. Für die restlichen 30 Prozent wird der bekannte 1,8-Liter-Benzinmotor benutzt, der 99 PS leistet und im Verein mit dem Synchron-Elektromotor 136 PS Systemleistung erzeugt. In der Kombination verhilft das dem Prius zu Norm-Verbrauchswerten, wie man sie allenfalls von Motorrollern her kennt. Da ein Viertel der Referenzstrecke ohne jeglichen Benzinkonsum absolviert werden kann, wird je 100 Kilometer nach dem EU-Verfahren ein Kraftstoffverbrauch von 2,1 Litern errechnet. Der Stromverbrauch ist mit 5,2 Kilowattstunden je 100 km zu veranschlagen. Bei einem angenommenen Strompreis von 25 Cent je kWh kämen Kosten von 1,30 Euro heraus – dafür ist nicht mal mehr ein Liter Diesel zu haben.
Ist der Akku leer gesaugt, sollen ihn rund 90 Minuten am Stromnetz wieder füllen. Eine Sperrautomatik verhindert, dass der vergessliche Prius-Fahrer losrollt, wenn das Netzkabel noch an der Buchse hängt. Laut Toyota ist eine Gesamtreichweite von 1240 Kilometern erzielbar. Technisch wäre es natürlich auch möglich gewesen, dem Prius Plug-in eine elektrische Reichweite von 40 oder 50 Kilometern zu verleihen, allerdings nur mit der Folge von höheren Kosten, mehr Gewicht und eventuell auch größeren Abmessungen.
Drei Fahrmodi zur Auswahl
Wer den Prius Plug-in bewegen will, nimmt in dem gewohnt futuristischen Cockpit Platz, wo die kanzelartige Mittelkonsole und die breite Abdeckung der Digitalanzeige direkt unter der Windschutzscheibe die prägenden Elemente sind. Neu sind lediglich drei Tasten, mit denen die zur Wahl stehenden Fahrmodi aktiviert werden. "EV" bezeichnet ein City-Programm, bei dem das Höchsttempo auf 85 km/h limitiert ist, das "Gas"-Pedal gedämpft reagiert und ausschließlich elektrisch gefahren wird. "Im "HV"-Modus benimmt sich das Auto wie ein herkömmlicher Prius, wo je nach Anforderung Otto- oder Elektromotor zugeschaltet werden. Die "Eco"-Taste sorgt für ein effizientes Energie-Management, erfasst auch die serienmäßige Klimaanlage und regelt sie zum Stromsparen herunter.
Auf einer unspektakulären Testfahrt nahe der Toyota-Zentrale in Brüssel legte der neueste Prius erwartungsgemäß die Stärken und Schwächen an den Tag, die man von ihm kennt. In einer sehr gut gedämmten Kabine erleben die Insassen eine geräuscharme Fahrt, in der ein weicher Federungs- und Abrollkomfort vor allem amerikanische Kundenerwartungen erfüllt. Obwohl etwas unübersichtlich, lässt sich das Auto mit einer mittelmäßig präzisen Lenkung sicher dirigieren. Die unschöne Akustik eines überforderten Benzinmotors kann man erzeugen, wenn man unvermittelt Gas gibt. Das stufenlose CVT-Getriebe lässt dann jaulend hohe Drehzahlen entstehen und signalisiert so, dass spontane Temperamentsausbrüche von diesem Auto nicht zu erwarten sind.
Ab Werk kommt der Prius Plug-in mit einer umfangreichen Ausstattung daher, wozu Leichmetallfelgen, Klimaanlage, das Audio-System Toyota Touch, Head-Up-Display, Nebelscheinwerfer, Rückfahrkamera und Tempomat gehören. In der so genannten "Life"-Ausstattung wird das Auto in Deutschland 36.200 Euro kosten. Inklusive Navigation, Pre-Crash-Sicherheitssystem, Smart-Key-Zugang, Parkassistent, Regensensor und JBL-Soundsystem ruft Toyota einen Preis von 42.500 Euro auf.
Quelle: ntv.de