Neuer Einstiegsmotor im Verso Toyota dieselt jetzt mit BMW
14.02.2014, 16:22 Uhr
Leichtmetallfelgen sind ab der "Life"-Ausstattung inklusive und geben dem Verso eine wertige Optik.
(Foto: Axel F. Busse)
Mit einem neuen Einstiegsmotor will Toyota sein Modell Verso attraktiver machen. Technische Hilfe leistet dabei BMW. Der 1,6-Liter-Diesel stammt aus dem Münchner Regal.
Wenn zwei Branchengrößen gemeinsame Sachen machen wollen, kann die Phase des Aneinander-Gewöhnens schon mal etwas länger dauern. Rund zwei Jahre brauchte es, bis die Kooperation zwischen BMW und Toyota greifbare Ergebnisse zeigt: Der Familien-Van Verso bekommt einen neuen Einstiegsmotor.
Bei den Familien-Vans in Europa spielt die Musik mit einem deutlich nagelndem Unterton. In Deutschland beispielsweise wird vom Opel Zafira im Schnitt die Hälfte der Fahrzeuge mit Dieselmotor geordert, beim VW Touran sind es sogar fast 80 Prozent. Der Toyota Verso kam 2013 dagegen nur auf ein gutes Drittel. Das lag vor allem daran, dass der als Einstiegsmotor angebotene Zweiliter-Selbstzünder von Hubraum und Verbrauch her nicht mehr so recht in die Zeit passen wollte. Da kommt BMW zu Hilfe und stellt sein 1,6-Liter-Aggregat zur Verfügung, das viele aus dem 1er oder dem Mini kennen. Denkbar (und noch sparsamer) wäre wohl auch der nagelneue 1,5-Liter-Dreizylinder gewesen, den BMW aber sicher nicht freigibt, bevor er in hauseigenen Modellen ordentlich für Furore gesorgt hat.
Rund ein Jahr nach einer grundsätzlichen Renovierung wird der Verso folglich antriebsmäßig neu aufgestellt. Der Verbrauchsvorteil des neuen Motors soll bei den Kunden neue Begehrlichkeit wecken. Gerald Killmann, Leiter des europäischen Toyota-Forschungs- und Entwicklungszentrum in Südfrankreich sieht die Marke damit "wieder im Zentrum des Segments". In den vergangenen Jahren sei in dieser Fahrzeugklasse der Verkauf von 1,9- und 2-Liter-Motoren deutlich zurückgegangen. Nun sei man in der Lage, über 90 Prozent der Kundennachfragen in Europa zu erfüllen.
Dritter Gang als Allzweckwaffe

Das "Touch2"-System bietet auf seinem Touchpad ein brillantes und scharfes Bild.
(Foto: Axel F. Busse)
Die Aussicht, dem Normverbrauch von 4,5 Litern je 100 Kilometer nahe zu kommen, mag für viele Kunden interessant sein, gleichzeitig müssen sie allerdings eine Minderleistung von rund zehn Prozent hinnehmen. Der neue Motor leistet 112 PS, der Vorgänger hatte 124 PS. Für die Kunden, die oft mit sieben belegten Plätzen oder viel Gepäck unterwegs sind, empfiehlt sich der weiterhin vorhandene 2,2-Liter Diesel, der mit 150 oder 177 PS zu haben ist. Dank Start-Stopp-Automatik kann der neue Verso seinen Verbrauchsvorteil auch im Kurzstreckenverkehr und in der Stadt ausspielen.
Unterwegs punktet der BMW-Motor mit bekannt kultiviertem und vergleichsweise ruhigem Lauf. Kombiniert wird er standardmäßig mit einem Sechsgang-Schaltgetriebe, dessen dritter Gang sich schnell als Allzweckwaffe entpuppt. Die maximale Durchzugskraft liegt bei 270 Newtonmetern und steht bereits ab 1750 Umdrehungen zur Verfügung. So kann man schaltfaul durch den City-Dschungel zuckeln oder auch beherzt bis 120 km/h hinausbeschleunigen. Das Höchsttempo gibt der Hersteller mit 187 km/h an. Ein Sprinter ist das Familienauto aber nicht: 12,7 Sekunden vergehen, bis 100 km/h erreicht sind.
Aus Gründen der angestrebten Verbrauchsminderung sind die Gänge fünf und sechs lang übersetzt. Da kann es, wie auf dieser Testfahrt, an langgezogenen Steigungen schon mal nötig sein, zurückzuschalten. Das ist aber nicht weiter störend, denn das Getriebe lässt sich, durch den etwas hoch auf der Mittelkonsole angebrachten Schalthebel, leichtgängig und präzise bedienen. Laut Toyota wurde der Hebel "haptisch optimiert". Der erreichte Praxis-Durchschnittsverbrauch lag während der ersten Probefahrt bei sechs Litern.
Rückfahrkamera inklusive
Ab der mittleren Ausstattungslinie "Life" liefert Toyota das modifizierte Multimedia-System "Touch2" mit. Der Touchscreen ist ähnlich einem Smartphone durch Wischbewegungen bedienbar, zum Beispiel wenn es darum geht, durch Menülisten zu blättern. Neuerdings gehört auch eine Rückfahrkamera zum Lieferumfang. Die erweiterte Version "Touch2 & Go" mit Navigation erfreut die Nutzer zwar durch ein brillantes und scharfes Bild, gibt aber durch die Farbgebung klassifizierter Straßen bei laufender Routenführung zuweilen Rätsel auf, wenn zum Beispiel nur minimal unterschiedliche Blautöne gleichzeitig eine Fernstraße und die gewählte Route signalisieren. Die Cockpitgestaltung ist nach der letzten Innenraumaufwertung freundlich und praxisnah, jedoch wird eine Lenksäulen-Längsverstellung, die den Namen auch verdient, wohl der nächsten Modellpflege vorbehalten bleiben
Toyota erwartet, dass der Verso 1,6 D-4D einen Anteil von 40 Prozent an der gesamten Baureihe erreicht. Etwa gleich viele Kunden werden sich den Erwartungen zufolge für die Kombination mit dem 6-Gang-Schaltgetriebe entscheiden. Der Anteil an Siebensitzern wird auf ein knappes Drittel geschätzt. Der Einstiegspreis liegt bei 23.550 Euro. Die zusätzlich mit Klimaautomatik, Leichtmetallfelgen, Tempomat, Sitzheizung und elektrisch anklappbaren Außenspiegeln versehene "Life" Version kostet 26.250 Euro. Wer noch ein Navigationssystem haben möchte, zahl 590 Euro extra.
Quelle: ntv.de