Froschauge, Nasenbär, Fridolin Und wie heißt Ihr Auto?
20.06.2016, 11:38 Uhr
Der VW 147 wurde liebevoll als "Fridolin" bezeichnet.
Viele Autofahrer geben ihrem Wagen liebevoll einen Namen. Es gibt aber auch Namen, die ganze Baureihen prägen. Sie sind dann häufig weniger liebevoll und orientieren sich an augenfälligen Merkmalen des Fahrzeuges. "Froschauge" ist da nur ein Beispiel.
In Zeiten, in denen noch kein "Markengesicht" das Autodesign bestimmte, hat der Volksmund oft diverse Spitznamen für die Fahrzeuge auf den Straßen vergeben. Manche Modelle kennt man heute sogar hauptsächlich unter ihrem "Nickname". Aber wie sind diese mehr oder weniger originellen Beinamen entstanden?
In einigen Fällen weist der Spitzname zum Beispiel auf die Ähnlichkeit mit einem Tier hin. So zum Beispiel beim VW Käfer (der eigentlich Typ 1 heißt), dem "Froschauge" (Austin Healey Sprite Mark I) oder dem "Nasenbär" – diesen Spitznamen trugen mit dem VW 411/412 und VW Passat B3 wegen ihrer ungewöhnlichen Frontpartie gleich zwei Modelle aus Wolfsburg. Deutlich spöttischer sind hingegen die Bezeichnung "Hundeknochen" für den Ford Escort bis 1974 aufgrund seiner Kühlergrillgestaltung, "Elefantenrollschuh" für den Winzling auf vier Rädern Smart oder der Name "Ente" für den Citroën 2CV. Angeblich geht der Spitzname des französischen Kleinwagens auf die Bezeichnung eines Journalisten zurück, der den Wagen in einem Artikel als "hässliches Entlein" beschrieb.
Spitznamen wie "Badewanne" (Ford Taunus der 1960er-Jahre aufgrund seiner schnörkellosen, wannenartigen Karosserieform), "Turnschuh" (BMW Z3 Coupé ab 1998, wegen seiner Form mit langer, gewölbter Motorhaube und bulligem Heck) oder "Erdbeerkörbchen" (Golf I Cabrio, wegen seines markanten Überrollbügels) leiteten sich von alltäglichen Dingen ab. Ums Essen ging es auch beim brotförmigen Hanomag "Kommissbrot" oder dem "Cremeschnittchen" genannten Citroen 4CV, der anfangs nur in heller Lackierung ausgeliefert wurde. "Motte de beurre", also Butterklumpen, nannten ihn die Franzosen.
"Knutschkugel" und "Rennpappe"
Beliebte Spitznamen ergaben sich auch schlicht aus der Ableitungen des Markennamens. Der "Baby-Benz" (Mercedes-Benz 190) erhielt seinen Spitznamen als damalige Einstiegsbaureihe der Marke, der "Adenauer-Benz" (Mercedes-Benz 300) wurde nach seinem Einsatz als Dienstwagen des Bundeskanzlers Konrad Adenauer benannt. Der Kosename "Göttin" für die Citroen DS hingegen ergab sich aus dem sprachlichen Gleichklang mit "déesse", dem französischen Wort für Göttin. Und der Volvo PV444 und sein Nachfolger PV544 sind aufgrund ihrer prägnanten Form bis heute besser unter dem Namen "Buckel-Volvo" bekannt.
Neben dem Design und der Nutzung leiteten sich einige Spitznamen auch von der Bauart des Autos ab. So zum Beispiel die Bezeichnung "Knutschkugel" für die BMW Isetta. In dem kugelförmigen Winzling kamen sich Fahrer und Beifahrer zwangsläufig sehr nah. Der Ausdruck "Rennpappe" für den Trabant bezieht sich zum einen auf die Kunststoff-Außenhaut, als auch auf die mangelnde Leistung des Zweitakters. Nicht viel besser viel der Name für das Nachkriegsmodell Lloyd 300 aus.
"Fridolin", das Postauto
Aufgrund seines mit Kunstleder bespannten Äußeren, das dem Material eines Heftpflasters ähnelte, nannte man den Wagen nur "Leukoplastbomber". Und der Citroën Traction Avant, der ab 1934 gebaut wurde, erhielt seinen Beinamen "Gangsterlimousine" angeblich deshalb, weil er sich aufgrund seiner guten Straßenlage hervorragend als Fluchtfahrzeug eigenen sollte. Vielleicht bekam er den Namen aber auch nur, weil der den US-amerikanischen Limousinen zurzeit von Gangsterboss Al Capone sehr ähnlich sah.
Liebevoller und vielleicht sogar etwas schöner sind die fantasievollen Namen. So ist der Volvo P1800 ES besser bekannt unter "Schneewittchensarg", den Namen hatte der Shooting Brake aufgrund seiner Heckgestaltung mit der großen, rahmenlosen Glasheckklappe bekommen. Die ab Anfang der 50er Jahre gebauten BMW 501/502 taufte der Volksmund aufgrund ihrer geschwungenen Formen "Barockengel". Woher der Name "Fridolin" für das Post-Auto von VW (Typ 127) kommt, ist nicht abschließend geklärt. Er bleibt aber für alle Zeiten neben dem "Bulli" (Typ 2) der liebevollste Name für ein Nutzfahrzeug.
Quelle: ntv.de, hpr/sp-x