Auto

Auch Handwerker sollen Umparken Vivaro ist Opels neuer Lademeister

Das feuerrote Spielmobil ist der neue Opel Vivaro und soll die Handwerker wieder dazu bringen, die Marke mit dem Blitz zu fahren.

Das feuerrote Spielmobil ist der neue Opel Vivaro und soll die Handwerker wieder dazu bringen, die Marke mit dem Blitz zu fahren.

(Foto: A.B.)

Während die Opel-Verantwortlichen damit beschäftigt sind, Pkw-Kunden zum "Umparken im Kopf" aufzufordern, wird parallel das Angebot für Handwerker und Gewerbetreibende runderneuert. Die Transporter Vivaro und Movano sollen mit frischem Design und neuen Komfortangeboten die Kundschaft locken.

Der Movano konkurriert mit Mercedes Sprinter und VW Crafter.

Der Movano konkurriert mit Mercedes Sprinter und VW Crafter.

(Foto: Opel)

Kaufentscheidungen für Nutzfahrzeuge werden eher selten vom Markenimage oder dem Design des Lasters bestimmt. Dennoch setzt Opel bei den neuen Modellen Vivaro und Movano genau auf diese Aspekte. Schließlich sind "Nutzfahrzeuge eine bedeutende Säule unserer Wachstumsstrategie", sagt Marketing-Vorstand Tina Müller. Und aus Sicht der ehemaligen Schwartzkopf-Managerin mag es durchaus Gemeinsamkeiten zwischen Lockenvolumen und Ladevolumen geben: Schließlich müssen die Produkte den Bedürfnissen der Kunden Rechnung tragen. Opel hat sich vorgenommen, mit einer Neuordnung des Nutzfahrzeug-Geschäfts den Absatz massiv auszubauen. Allein vom Vivaro sollen bis 2022 rund 150.000 Exemplare in Europa abgesetzt werden, wobei Russland und die Türkei eine wichtige Rolle spielen.

Verantwortlich für das Gelingen ist Steffen Raschig. Nach seinem persönlichen "Umparken" hat der seiner letzten Beschäftigung verlustig gegangene Chevrolet-Geschäftsführer eine handfeste Aufgabe übernommen. Der Kleinlaster Vivaro, der 2001 als Gemeinschafts-Projekt mit Renault auf die Räder gestellt wurde, hat in Europa in seinem Segment einen Marktanteil von 3,6 Prozent erreicht. 600.000 Fahrzeuge wurden in 13 Jahren an die Kunden gebracht. Gegenwärtig ist Raschig damit beschäftigt, neues Personal für seine Nutzfahrzeug-Sparte zu rekrutieren, damit der erwartete Mehrabsatz auch angemessen bewältigt werden kann.

Viele Karosserie- und Aufbauvarianten

Mittels Luke kann Transportgut bis in das Fahrerhaus geschoben werden.

Mittels Luke kann Transportgut bis in das Fahrerhaus geschoben werden.

(Foto: A.B.)

Mehr noch als im Pkw-Bereich kommt es bei den Nutzfahrzeugen auf Vielfalt des Angebots an. Logistik-Firmen, Handwerker, Händler oder Service-Unternehmen brauchen maßgeschneiderte Lösungen, nicht nur für ihr Transportgut, sondern auch für das Personal, das zeitweise mit dem Laster unterwegs ist. Deshalb gibt es den Vivaro, der zu 90 Prozent in gewerblichem Einsatz läuft, in acht verschiedenen Karosserievarianten. Die Länge variiert zwischen 4,99 und 5,39 Metern, die Dachhöhe zwischen 1,97 und 2,46 Metern. Entsprechend können zwischen 5,2 und 8,6 Kubikmeter Ladung verstaut werden. Alternativ zum Kastenwagen kann auch eine Doppelkabine für fünf Passagiere mit entsprechend verkleinertem Laderaum oder ein Mini-Bus mit acht Plätzen bestellt werden. Die Ladeöffnung am Heck kann man als zweiflügelige Portaltür oder als konventionelle Heckklappe bekommen, an den Seiten gibt es wahlweise ein- oder doppelseitige Schiebetüren. Und fürs Auge gibt es elf Farben zur Auswahl.

Auch wenn Chefdesigner Nils Loeb viel Mühe darauf verwendet, den "neuen Look" des Vivaro und die "mobile Visitenkarte für das Geschäft der Kunden" hervor zu heben, übertüncht dies nur unvollkommen, dass wesentliche Teile des Autos wie Motoren und Cockpit-Gestaltung nur wenig Opel-typisches aufweisen. Es ist die Handschrift des französischen Herstellers Renault, die an diesen Stellen markant wird. Genau genommen ist der Vivaro sogar ein inter-europäisches Gemeinschaftswerk, denn Opel lässt seine Kleinlaster im britischen Werk Luton fertigen.

Als Antrieb gibt es nur 1,6-Liter-Motoren, die mit Dieselkraftstoff befeuert werden. Die allerdings in vier Varianten, wahlweise mit einfacher oder doppelter Turboaufladung. Damit wird ein Leistungsband von 90 bis 140 PS abgedeckt. Die gefahrene 120-PS-Version des Kastenwagens erwies sich in Stadt- und Landbetrieb als erstaunlich munter, obwohl das leere Fahrzeug schon 1,9 Tonnen wiegt. 320 Newtonmeter Drehmoment (nutzbar ab 1500 Umdrehungen) sorgen dafür, dass der Gewerbler seine Kunden nicht zu lange warten lässt. Dem Zwang zur Wirtschaftlichkeit wird durch eine Start-Stopp-Automatik Rechnung getragen. Das gefahrene Modell war mit einem manuellen Sechsgang-Getriebe ausgestattet, das eine etwas hakelige Attitüde an den Tag legte und deshalb seine französische Herkunft nicht verschweigen konnte. Die vom Bordcomputer vermittelten 6,5 Liter Durchschnittsverbrauch lagen nahe am Herstellerwert (5,9 Liter).

Fahrkomfort fast auf Pkw-Niveau

Im Vivaro-Bus finden acht Insassen nebst Gepäck Platz.

Im Vivaro-Bus finden acht Insassen nebst Gepäck Platz.

(Foto: A.B.)

Einen überraschenden Unterhaltungswert lieferte während der Testfahrt der ausklappbare Getränkehalter, der rechts neben dem Schalthebel angebracht ist. Die Aufbewahrungsmulde erwies sich als äußerst praktisch, allerdings nur im ruhenden Verkehr. Bei normalem Straßenverlauf, der unweigerlich irgendwann Kurven aufweist, folgt die 0,5-Liter-Flasche der Fliehkraft und purzelt heraus, was besonders bei Rechtskehren nicht unproblematisch ist. Dann nämlich kommt sie im Fußraum des Fahrers zu liegen und könnte dort unter die Pedale rutschen. Bliebe noch die Möglichkeit, die flache Mulde nicht als Getränkehalter, sondern als Aschenbecher zu benutzen, diese Funktion würde sie fraglos perfekt erfüllen.

Ringsum im dreisitzigen Cockpit gibt es viel Stau- und Ablageraum, das Handschuhfach hat ein Volumen von zwölf Litern. Der Laderaum, das war den Konstrukteuren besonders wichtig, fasst jetzt drei Europaletten, was nicht alle Konkurrenzprodukte von Fiat, Peugeot oder Ford können. Unter dem Beifahrersitz ist eine Luke, die es erlaubt, besonders langes Transportgut vom Laderaum bis vorne durchzuschieben. Bei der Version mit langem Radstand darf dieses Gut bis zu 4,15 Meter Länge aufweisen.

Der Fahrkomfort ist ordentlich, die Federung schon nahe Pkw-Niveau. Das dürften Langstrecken-Lieferanten schätzen. Noch in einem anderen Bereich ist Opel bemüht, Nähe zu Personenwagen zu schaffen, denn es gibt gegen Aufpreis eine Reihe von Zusatzausstattungen. Damit ist nicht nur der Tempomat gemeint, sondern auch einen Totwinkel-Assistenten kann man ordern, eine Reifendruckkontrolle ist dabei und eine Rückfahrkamera erleichtert das Rangieren. Selbst ein funkgesteuertes Zugangs- und Startsystem wird offeriert. Allerdings wird die auf Imagezuwachs bedachte Marketings-Chefin Tina Müller sehr nachdenklich, wenn sie die eindeutig den Renault-Accessoires zuzuordnende flache Schlüsselkarte sieht.

Für Gewerbetreibende hat die Mehrwertsteuer bekanntlich eine besondere Bedeutung, weshalb Opel den für sie relevanten Einstiegspreis mit 23.590 Euro angibt (28.072 Euro inkl. Mwst.) Dafür bekommt man den 90-PS-Kastenwagen. Das gleiche Fahrzeug mit 120-PS-Doppelturbo erwirbt der Handlungsreisende für 24.840 Euro.

Quelle: ntv.de, PS

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