Auto

Keine Lust auf Biedermann Vom Golf mit Plus zum Sportsvan

Schick ist der Golf Sportsvan auch in seiner neuen Farbe Habanero Orange, die aber mit 680 Euro extra zu Buche schlägt.

Schick ist der Golf Sportsvan auch in seiner neuen Farbe Habanero Orange, die aber mit 680 Euro extra zu Buche schlägt.

(Foto: Holger Preiss)

Wer Van fährt, ist in Familienbande geschlagen und kann seine Lust auf sportliche Autos nicht ausleben? VW hat mit dem Golf Plus vor zehn Jahren einen Bestseller in dieses Segment gebracht. Sein Nachfolger heißt Sportsvan und den haben die Wolfsburger mit aller Kraft von den Fesseln der Betulichkeit befreit.

Wesentlich sportlicher als sein Vorgänger mit dem Plus gibt sich der Sportsvan auch von hinten.

Wesentlich sportlicher als sein Vorgänger mit dem Plus gibt sich der Sportsvan auch von hinten.

(Foto: Holger Preiss)

Vor zehn Jahren gab Volkswagen dem Golf ein Plus. In der Addition heißt das, dass der Klassenprimus in die Höhe wuchs und in Wolfsburg das Segment der MUV (Multi Utility Vehicle) begründete. Das bedeutet nichts anderes, als dass ein kleiner Van erschaffen wurde, der den Liebhabern des Kompakten die Möglichkeit gab, sich auch mit Kind und Kegel entspannt zu bewegen. Innerhalb dieser Zeit wurde der Golf Plus 900.000 Mal verkauft. Das entspricht einem Anteil von 20 Prozent am Gesamtabsatz des Kompakten Wolfsburgers. "Man sieht, wie die Leute das Auto lieb gewonnen haben", konstatiert Entwicklungschef Heinz-Jakob Neußer angesichts dieser Zahlen.

Weg vom Plus, hin zum Sportsvan

Im 40. Jahr des Golf schickt VW nun einen neuen "großen" Golf ins Rennen. Der bedient sich des Modularen Querbaukastens (MQB) und soll potenzielle Käufer auch sonst mit allen Attributen des Golf VII erfreuen. Dafür hat er aber auch den Namen abgeben müssen. Plus schien nicht mehr dem zu entsprechen, was der Kompakte nach außen tragen soll. Deshalb gab man ihm den Zusatz Sportsvan. Sport, weil er die Attitüde, bieder zu sein, ablegen muss. Van, weil er alle Attribute eines familientauglichen Packesels verkörpert.

In der Charakterlinie des Sportsvan verschwinden die Türgriffe.

In der Charakterlinie des Sportsvan verschwinden die Türgriffe.

(Foto: Holger Preiss)

Um der Sportlichkeit Vorschub zu leisten, hat Chefdesigner Klaus Bischoff die Silhouette gestreckt, was den Neuen wesentlich dynamischer wirken lässt als seinen Vorgänger. Besonders stolz ist Bischoff auf die scharf gezeichnete Charakterlinie. Vor allem deshalb, weil sich in ihr die Türgriffe verstecken und so optisch eine Einheit mit der Sicke bilden. In der Front lehnt sich der Sportsvan selbstredend an den Golf VII an. Die Motorhaube wurde verlängert, die Kotflügel sind kraftvoller moduliert und die Einheit aus Kühlergrill, Scheinwerfer und Stoßfänger gibt dem Sportsvan deutlich mehr Charakter. Am Heck wird die nunmehr breitere Heckscheibe vom Dachkantenspoiler mit seitlich eingearbeiteten Luftführungselementen gerahmt. Auch das ist ein deutliches Indiz für den Willen zur Sportlichkeit.

In der Kurve mehr Sport als Van

Doch wo drückt sich Sportlichkeit am nachhaltigsten aus? Richtig, in den Fahreigenschaften. Die generieren sich vor allem aus dem Zusammenspiel von Antrieb und Fahrwerk. Das gibt sich angenehm ausgewogen und bügelt, wenn denn geordert, mit Hilfe des DCC alle Unebenheiten sauber weg. Zudem sind im Zusammenspiel mit der elektronischen Differenzialsperre und der Progressivlenkung Kurvenläufe möglich, wie man sie bei einem Van nicht vermutet.

Besonders sparsam sind die neuen TDI-Motoren mit Blue Motion Technologie.

Besonders sparsam sind die neuen TDI-Motoren mit Blue Motion Technologie.

Motorseitig stehen insgesamt sechs Diesel und Benziner zur Verfügung, die ein Leistungsspektrum von 85 bis 150 PS abdecken. Die am oberen Ende rangierenden 150 PS starken TSI- und TDI-Triebwerke starten ab 25.825 Euro und sind in Kombination mit dem Fahrprofilschalter kaum zu übertreffen. Wobei der Diesel mit Automatikgetriebe ob des Drehmoments von 340 Newtonmeternbeim brachialen Tritt auf den Pin etwas ruppig reagiert.

Geschmeidiger geht hier der Benziner mit der gleichen Leistung zu Werke, wobei es egal ist, ob die Gänge per Hand oder DSG durch die Gassen getrieben werden. Ansonsten unterscheiden sich die beiden Motoren in ihren Parametern nur marginal: Der Zwei-Liter-Diesel beschleunigt in 9,2 Sekunden auf Tempo 100, der Benziner in 8,8 Sekunden. In der Spitze liegt der Selbstzünder bei 210 km/h, der Benziner bringt es auf 212 Kilometer km/h. Abweichungen gibt es wie immer bei den Verbrauchswerten. VW spricht hier von 20 Prozent Ersparnis im Vergleich zu den Vorgängermodellen. Im Datenblatt liest sich das wie folgt: der Diesel verbraucht im Schnitt 4,3 Liter, der Benziner 5,5 Liter. Real waren es über 100 Kilometer 6,3 Liter für den Selbstzünder und 7,5 Liter für den Sauger.

Alternativ zum großen Benziner ist der 125 PS starke TSI eine Option. Der gibt sich recht ausgewogen, beschleunigt in knapp 10 Sekunden auf 100 km/h, liegt in der Spitze bei 200 und verbraucht im ersten Ausritt knapp 7,0 Liter. Sparsamster Antrieb soll der 1,6-Liter-Diesel mit Blue Motion Technologie sein. Er leistet 110 PS und ist mit 3,6 Litern im Datenblatt verankert. Wichtig: Außer dem Einstiegstriebwerk erfüllen alle Motoren die Euro-6-Norm.

Das Ende des toten Winkels

Der Ausparkassistent verhindert unangenehme Erlebnisse, wenn das Auto rückwärts aus der Parklücke geschoben wird.

Der Ausparkassistent verhindert unangenehme Erlebnisse, wenn das Auto rückwärts aus der Parklücke geschoben wird.

Der Sportfreund geizt auch nicht mit Assistenzsystemen: Spurhalteassistent, Fernlichtassistent, Müdigkeitswarner, Multikollisionsbremse,Verkehrszeichenerkennung oder Einparkhilfe. Bei Entrichtung eines entsprechenden Aufpreises alles kein Problem.

Absolut neu im Golf ist der Totwinkelwarner, der bei VW Blind-Spot-Sensor heißt und der Ausparkassistent, die in Kombination angeboten werden und 360 Euro kosten. Sie sorgen dafür, dass das Rückwärtsausparken aus Einfahrten oder Parkbuchten zum Kinderspiel wird. Das System erkennt nicht nur direkt hinter dem Fahrzeug befindliche Hindernisse, sondern auch sich von der Seite nähernde Objekte bis zu einer Entfernung von 40 Metern und einer Geschwindigkeit ab 4 km/h.

Ebenfalls neu ist Car-Net. Hier wird das Navi mit Google Earth, Google Street View und Online Verkehrsinformationen bespielt. Wer will, bekommt auch einen Internetzugang für 470 Euro Aufpreis und kann seinen Sportsvan so zum Hotspot für Mitreisende machen.

Wenn alles passt

Auf der Rückbank finden jetzt auch Menschen von 1,90 Metern bequem Platz.

Auf der Rückbank finden jetzt auch Menschen von 1,90 Metern bequem Platz.

(Foto: Holger Preiss)

Doch wie steht es jetzt mit dem Platz? Soll der Sportsvan doch vor allem junge Familien und sportliche Zeitgenossen über alle Altersgrenzen hinweg ansprechen. Würde man dem ersten Blick glauben, müsste der Plus-Nachfolger eigentlich weniger Platz bieten als sein Vorgänger. Mitnichten! Er ist 13 Zentimeter länger und 5 Zentimeter breiter. Der Radstand wuchs um 10 Zentimeter. "Und mehr Radstand bedeutet immer mehr Platz im Innenraum", so Neußer. Und tatsächlich finden auf der um 18 Zentimeter längs verstellbaren Rückbank jetzt Menschen mit einer Körperhöhe von 1,90 Meter bequem Platz. Der Kofferraum fasst, ist die zweite Reihe ganz nach hinten geschoben, 500 Liter. Bringt man sie in die vorderste Position, sind es sogar 590 Liter und wird sie umgelegt, steigt das Volumen auf 1520 respektive 1795 Liter. Genau hier befinden sich auch zwei pfiffige Feature, die das Beladen deutlich vereinfachen. Zum einen der mit nur einem Handgriff verstellbare doppelte Ladeboden, zum anderen ausklappbare Abdeckungen, die die Kante der nicht ganz ebenen Ladefläche überdecken. Wer den optional nach vorn umklappbaren Beifahrersitz ordert, hat die Möglichkeit, Gegenstände von einer Länge bis zu 2,5 Metern im Sportsvan verschwinden zu lassen.

Im Innenraum lehnt sich der Sportsvan an den Golf VII an.

Im Innenraum lehnt sich der Sportsvan an den Golf VII an.

Wer die Vordersitze so lässt, wie sie sind, findet sich auf extrem bequemen Polstern wieder, die ergonomisch geformt und auf denen auch lange Strecken kein Problem sind. Einziges Manko ist der in scharf gefahrenen Kurven nicht ganz so gute Seitenhalt. Sonst glänzt der Sportsvan mit einem klar strukturierten Cockpit, das man aus dem Golf VII kennt. Wobei die aus weich geschäumter Plastik bestehende Armatur etwas steiler gestellt ist, was insgesamt nicht nur in der Anmutung für mehr Platz im Innenraum sorgt, sondern auch weitere Ablage- und Stauflächen schafft.

Insgesamt hat man dem Golf im Van-Format das Seniorenimage ordentlich abtrainiert und die Wolfsburger dürfen sicher sein, dass das Interesse am neuen sportlichen Familienfreund erhalten bleibt. Preislich startet der Sportsvan ab 19.625 Euro. Dafür gibt es den 85 PS starken Benziner mit 1,2 Litern Hubraum, Turbolader und Fünfgang-Handschaltung. Von den Assistenzsystemen ist dann noch nicht viel enthalten. Wer gut motorisiert und mit entsprechenden Helferlein bestückt sein möchte, der sollte mindestens 26.000 Euro bereithalten.

Quelle: ntv.de

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