Neue Technik oder alter Hut? Wasser statt Benzin
02.09.2016, 17:41 Uhr
Noch vor Zündung des Kraftstoffs wird bei der Bosch-Technik ein feiner Wassernebel in den Ansaugtrakt eingespritzt.
In vielen Motoren wird Benzin zur zusätzlichen Kühlung bei höheren Leistungsabruf eingesetzt. Das ist Verschwendung. Jetzt hat Bosch ein Einspritzsystem entwickelt, dass an dieser Stelle Wasser einsetzt. Ein alter Hut?
Wasser ist der Feind einer Verbrennung – sollte man meinen. In der Motorentechnik jedoch kann die Einspritzung von Wasser den Spritverbrauch senken. Automobilzulieferer Bosch ist zuversichtlich, dass in zwei bis drei Jahren die ersten Großserienautos mit der Technik ausgerüstet werden.
Downsizing-Triebwerke sollen Kraftstoff sparen, bei hohen Drehzahlen enttäuschen die Realverbräuche allerdings häufig. Bei schneller Fahrt werden die geschrumpften und mit Turbos versehenen Benzinmotoren oft so heiß, dass sie gekühlt werden müssen. Meistens geschieht das durch Einspritzung von zusätzlichem Benzin, das verdampft und das Aggregat herunterkühlt.
Im Grunde eine Verschwendung, wo doch das gleiche auch mit Wasser funktioniert: Noch vor Zündung des Kraftstoffs wird bei der Bosch-Technik ein feiner Wassernebel in den Ansaugtrakt eingespritzt, der durch die hohe Verdampfungseigenschaft des Wassers effektiv kühlt. Eine Einsparung von bis zu 13 Prozent Kraftstoff verspricht der Zulieferer bei flottem Beschleunigen oder Autobahnfahrten, vier Prozent bringt die Wassereinspritzung im Mittel des künftigen Verbrauchstests WLTC. Die heute noch recht teure Technik soll – ähnlich wie die Benzindirekteinspritzung - zum Standard in der Motorentechnik werden. Entwickler können so zudem aus kraftvollen Sportmotoren zusätzlich Leistung kitzeln. Wie beim BMW M4 GTS, wo das System erstmal zum Serieneinsatz kommt.
Für die Wassereinspritzung gibt es einen kleinen Zusatztank, der im Schnitt alle 3000 Kilometer, also etwa bei jedem fünften Tanken, mit destilliertem Wasser aufgefüllt werden muss. Ein Rosten des Motors durch das Zuführen des Wassers ist nicht zu befürchten: Das Wasser verdampft vor der Verbrennung im Motor und gelangt vollständig mit dem Abgas in die Umgebung.
Ganz neu ist diese Technik allerdings nicht. Bereits der Saab 99 Turbo fuhr als Serienfahrzeug bis 1984 mit Wassereinspritzung. Zudem fand die Wassereinspritzung bereits im Rennsport bis in die Formel 1 ihren Einsatz. Auch große Schiffsmotoren wurden mit dieser Technik ausgestattet. Hier ging es freilich nicht um Leistungssteigernde Maßnahmen, sondern darum, die beim Diesel mit hohen Temperaturen einhergehende Stickoxidbildung zu reduzieren. Sollte die Technik von Bosch sich in der Praxis bewähren ist davon auszugehen, dass auch andere Hersteller neben BMW auf den Wasser-Zug aufspringen werden.
Quelle: ntv.de, hpr/sp-x