Praxistest

Hohe Ziele für Toyota Avensis Angriff auf Premium-Marken

Schwungvoller gezeichnet: Der neue Avensis will mit progressiverem Design punkten.

Schwungvoller gezeichnet: Der neue Avensis will mit progressiverem Design punkten.

Dass es Toyota an hohen Zielen fehlte, kann man wahrlich nicht behaupten: Den "Vorstoß an die Spitze der Mittelklasse" soll der neue Avensis schaffen, mindestens aber an die Top-Position der Importeure - so sieht es Chefingenieur Takashi Yamamoto.

Der japanische Konzern, der in der Vergangenheit auch einheimischen Herstellern als Vorbild für Produktqualität diente, wird in Deutschland gerade von dramatisch schwindendem Kundeninteresse heimgesucht. In Europa ist der Avensis das Flaggschiff der Marke, jedoch wurden hierzulande beispielsweise von dem Modell zwischen Januar und November 2008 rund 5600 Autos weniger zugelassen als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Und das war auch schon von Schwund geprägt. Dort macht sich besonders bemerkbar, dass Toyota nur ein minimales Flottengeschäft vorweisen kann und die Privatzulassungen mittlerweile unter 40 Prozent gefallen sind.

Zurückhaltung und Eleganz: Der Innenraum des Avensis.

Zurückhaltung und Eleganz: Der Innenraum des Avensis.

Der bisherige Avensis, das räumte Toyota-Chefingenieur Takashi Yamamoto bei der Präsentation des Nachfolgers jetzt ein, war "nicht so charakterstark gewesen, wie er hätte sein können". Doch der Neue, der durch hohes Qualitäts- und Ausstattungsniveau auch Kunden von Premiumherstellern abwerben soll, glänze durch "unverwechselbares Design". Diese Aussage wäre sicher überzeugender, gäbe es nicht inzwischen Fahrzeuge wie Opel Insignia, Ford Mondeo, Mazda 6 oder Citroen C5. Ihnen gemein ist eine fließend geschwungene Dachlinie über den vier Türen, die an eine Coupform erinnert und eine markante Front mit weit in die Seiten hineingezogenen Scheinwerfergläsern. Dies hat nun auch der Avensis.

Spar-Erziehung durch Schaltpunktanzeige

Wie man Zurückhaltung mit Eleganz kombiniert zeigt der Avensis im Innenraum. Ein typisches Designelement ist die feine Bambusmaserung auf den Oberflächen, alles sieht aufgeräumt und edel aus. Wer ein Navigationsgerät aus Sonderausstattung bestellt, wird überrascht feststellen, dass eine bislang mit Sicherheitsaspekten begründete Fahrerbevormundung der Vergangenheit angehört: Das per Berührungsmonitor gesteuerte Gerät nimmt jetzt auch Kommandos während der Fahrt an. Erzieherisches Wirken ist nun auf ein anderes Detail verlagert: Im Drehzahlmesser befindet sich eine farbige Schaltpunktanzeige, die dem Fahrer eine drehzahloptimierte Gangart ermöglichen soll.

Von den 10.000 angepeilten Verkäufen werden wahrscheinlich 80 Prozent auf den Kombi fallen.

Von den 10.000 angepeilten Verkäufen werden wahrscheinlich 80 Prozent auf den Kombi fallen.

Das Motorenangebot besteht aus drei Benzinern und drei Diesel-Triebwerken. Die Ottomotoren besitzen statt der bisherigen VTT-i-Ventilsteuerung eine so genannte Valvematic. Sie sorgt für variablen Ventilhub an der Einlassseite und soll so bedarfsgerechte und effizientere Kraftstoffzumessung beziehungsweise Verbrennung garantieren. Schaut man sich die Verbrauchswerte an, darf der Versuch als gelungen betrachtet werden: Bis zu 20 Prozent mehr Leistung bei bis zu 26 Prozent weniger Verbrauch kann sich Toyota auf der Habenseite anschreiben.

Neu ist im Ottomotoren-Spektrum ein 1,6-Liter-Benziner. Der leistet 132 PS und ist damit sogar stärker als der alte 1,8-Liter, der Verbrauch ist mit 6,5 Litern auf 100 Kilometer angegeben. Das sind rund zehn Prozent weniger als beim alten 1,8er-Motor. Ferner sind ein neu entwickelter 1,8-Liter-Benziner mit 147 PS und ein 2,0-Liter-Motor mit 152 PS im Angebot. Letzterer soll sich mit 6,9 Litern (mit Schaltgetriebe) begnügen.

Für die beiden größeren Benziner hat Toyota das stufenlos variable CVT-Getriebe weiter entwickelt. Es heißt jetzt Multidrive S, kann aber beim Verbrauch die Handschalter nicht unterbieten. Es bietet dem Fahrer auch einen manuellen Sieben-Gang-Modus an und kann dann per Wählhebel oder mit Schaltwippen am Lenkrad geschaltet werden. Den immer häufiger angebotenen Doppelkupplungsgetrieben europäischer Hersteller kann Toyota derzeit noch keine vergleichbare Eigenentwicklung entgegensetzen.

Neue Top-Ausstattung im Programm

Die Dieselmotoren erfüllen die Grenzwerte der künftigen Euro-5-Norm. Der Einstieg in die Selbstzünderwelt wird vom Zweilitermotor mit 126 PS markiert. Er verbraucht laut Toyota 5,1 Liter in der handgeschalteten Limousine. Der 2,2-Liter-Motor leistet 150 PS und verbraucht 5,5 Liter. Für diesen Motor gibt es alternativ zur Sechsgang-Schaltung eine neue Sechsstufen-Automatik mit manuellem Modus und Schaltwippen. Bei gleichem Hubraum ist auch noch die 177 PS-Leistungsstufe verfügbar. Ihr Verbrauch ist mit 5,9 Litern je 100 Kilometer beziffert. Mit 400 Newtonmetern bietet die handgeschaltete Variante des 2,2-Liter-Motors die größte Durchzugskraft der Modellreihe.

Das komplett in europäischer Verantwortung konstruierte, designte und gebaute Fahrzeug bietet teils serienmäßig, teils als Option zahlreiche neue Ausstattungsmerkmale wie aktive Kopfstützen, kameragesteuerten Spurassistenten, elektrische Parkbremse und eine Geschwindigkeits-Regelanlage mit Abstandsradar. Neu ist ebenfalls die so genannte TEC-Edition. Diese komfortorientierte Ausstattungslinie ist oberhalb der bisherigen Top-Ausstattung "Exklusive" angesiedelt und soll helfen, den Abstand zu den Premium-Marken zu verkürzen. Dies spreizt die Preisspanne zusätzlich und bedeutet, dass der günstigste Avensis (1,6-Liter Benziner) für 22.700 Euro zu haben ist, während der 2,2-Liter-Diesel mit Sechsgang-Automatik und TEC-Edition mit 38.950 Euro veranschlagt ist. Als Verkaufsziel in Deutschland sind für nächstes Jahr rund 10.000 Einheiten angepeilt, wobei etwa 80 Prozent auf die Kombi-Karosserieform entfallen dürften.

Quelle: ntv.de

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