Appetithappen vor Generationswechsel Audi TT S-Line für die Zielgerade
19.02.2014, 13:19 Uhr
Zum Produktionsjubiläum hat Audi "Competition"-Sondermodelle aufgelegt.
(Foto: Axel F. Busse)
Bevor die dritte Generation des Audi TT an den Start geht, wollen die Ingolstädter den Fans des aktuellen Modells noch ein Appetithäppchen mit auf den Weg geben. Doch heben die das Sondermodell "Competition" wirklich aus der Masse heraus?
Es war kein Bilderbuchstart, doch der TT von Audi hat sich etabliert. Inzwischen sind seit 1998 mehr als eine halbe Million Exemplare gebaut und verkauft worden. Dieses Jahr kommt die dritte Generation. Für die Zielgerade des aktuellen TT hat Audi ein Sondermodell aufgelegt.
"Competition" lautet die Chiffre, mit der sich das Besondere vom Gewöhnlichen unterscheidet. Zu Deutsche heißt das Wettbewerb. Es gib das TT Coupé als "S-Line competition" und es gibt einen TTRS mit dem gleichen Namenszusatz. Lupenreine Rennwagen für den Wettbewerb sind zwar beide nicht, sie erfüllen aber den Zweck, Kunden ein Paket an Zusatzausstattung zu bieten, ihnen gleichsam einen getunten TT ab Werk anzubieten. In diesem Fall wurde die Version TT S-Line bewegt, die von dem ebenso bekannten wie bewährten Zweiliter-TFSI-Motor angetrieben wird. 211 PS mobilisiert das Aggregat, in dieser Hinsicht gibt es keine Unterschiede zum Serienmodell.
Allerdings sind auch andere Motorisierungen verfügbar, was die Exklusivität von "competition" etwas einschränkt und damit entwerten könnte. Streng genommen werden mit der Sonderausstattung das S-Line Sportpaket und das S-Line Exterieurpaket zusammen geschnürt. 4300 Euro extra kostet das Ganze.
Wer mit den Feinheiten der TT-Optik nicht so vertraut ist, könnte Schwierigkeiten haben, das Sondermodell auf Anhieb zu identifizieren. Aber die Veränderungen sind halt auch stimmig angepasst und fallen deshalb nicht so auf wie der Fuchsschwanz am Trabi. Die Front ist geprägt von speziell gezeichneten Stoßfängern und Lufteinlässen. Die Seitenschweller, sind prägnanter akzentuiert, dazu kommen am Heck eigene Abgas-Endrohrblenden und ein markanter Diffusoreinsatz unter dem Stoßfänger. Auffälligstes Merkmal ist aber der feststehende Heckflügel, der vom TT RS stammt und in Kontrastfarbe lackiert ist.
Tiefer gelegtes Sportfahrwerk
Ein Wechselspiel an hochglänzenden und mattschwarzen Applikationen setzt die Besonderheiten im Detail fort. Der Kühlergrill ist schwarz glänzend eingefasst; der Einsatz, der Kennzeichenträger und die Applikationen der Nebelscheinwerfergitter sind mattschwarz gehalten. Zu den weiteren hochglänzend schwarzen Umfängen des S line competition zählen die Gehäuse der Außenspiegel und das Blade unten am Frontstoßfänger. Xenon plus-Scheinwerfer mit LED-Tagfahrlicht gehören zum Lieferumfang. Außer in Gletscherweiß Metallic, in der das Testauto lackiert war, gibt es für das Sondermodell noch Samoaorange Metallic sowie die Perleffekttöne Daytonagrau und Misanorot ohne Aufpreis zur Auswahl. Leichtmetallräder im 19 Zoll-Format sind normalerweise auch aufpreispflichtig. Sie können in Alu-matt oder schwarz lackiert bestellt werden. Das straffe S-Line-Sportfahrwerk legt die Karosserie um zehn Millimeter tiefer, sonst ebenfalls eine aufpreispflichtige Option.
Für den Innenraum bringt das TT Coupé S line competition die Features aus dem S -Line-Sportpaket mit. Dies sind unter anderem die spezifischen Einstiegsleisten, die erweiterte Aluminiumoptik und das Lederpaket. Die Sportsitze sind anschmiegsam und bieten guten Seitenhalt in schnell gefahrenen Kurven. Zum Glück werden die rückwärtigen Notsitze, die für Erwachsene ungeeignet sind, nur selten benutzt – zum Beispiel zum Abstellen von Taschen. Bei solchen Gelegenheiten merkt man nämlich, dass der Entriegler für den Klappmechanismus der Lehne schwer zu greifen und unpraktisch ist. Alcantara und Kontrastnähte gehören ebenfalls zu den Unterscheidungsmerkmalen des Competition-Modells. Was dies alles bei Einzelbestellung kosten würde, kann man anhand der offiziellen Preisliste leicht nachrechnen. Audi sagt, dass im Paketpreis von 4300 Euro ein Preisvorteil von rund 50 Prozent stecke. Das Geld steckt dann aber lediglich in der Optik. Für zusätzlichen Nutzwert muss man leider nach wie vor zahlen: Eine Tempo-Regelanlage oder eine Einparkhilfe hinten – die beim TT dringend zu empfehlen ist – muss nach wie vor mit mehr als 600 Euro bezahlt werden.
Zupackendes Wesen
Von der Schaltwegeverkürzung für die manuellen Getriebe konnte der Tester dieses Fahrzeugs nicht profitieren, denn die Kraftübertragung erfolgte mittels 6-Gang-Automatik. Dem sportlichen Charakter des TT entsprechend schaltet dieses Getriebe ebenso schnell wie komfortabel. Nahezu ohne Unterbrechung der Zugkraft zieht der spontan auf Gaszufuhr reagierende Turbo-Direkteinspritzer die Fuhre nach vorn. Das macht Spaß, schade nur, dass er an der Ampel nicht auch etwas für die Schonung des Geldbeutels tut. Eine Start-Stopp-Automatik ist nicht vorgesehen. Die Lenkung ist unmittelbar und direkt, sie vermittelt ein enges Fahrer-Fahrzeug-Gefühl und ist deshalb mitverantwortlich für den zupackend-unterhaltsamen Eindruck.
Der nur knapp 4,20 lange TT ist ein handliches Auto, mit dem man sich schnell anfreunden kann. Vor allem dann, wenn ein kräftiger Motor wie der gefahrene unter der Haube steckt und sich auf schneebedeckten Parkplätzen einmal ausprobieren lässt, wie man mit Allradantrieb am geschicktesten quer fährt. Die Abgasanlage untermalt den Vortrieb mit einem kernigen und authentischen Geräusch. Lediglich in Tempobereichen über 150 km/h wird die Schallentwicklung ein wenig lästig, wenn man mit dem Mitinsassen ein Gespräch führen will.
Was nicht so sehr zu den Talenten des TT gehört, ist die praktische Seite des Autonutzens. Der Kofferraum ist mit 292 Litern Volumen für ein Coupé noch einigermaßen groß, aber aus Gründen der Karosseriesteifigkeit verläuft die Ladekante in einer Höhe von 78 Zentimetern und das Gepäckfach ist auch nur einen Hauch tiefer. Hinderlich für de geschmeidige Nutzung des Gepäckfachs ist, dass die Klappe keine eigene Öffnungstaste hat. Sie lässt sich nur vom Innenraum aus oder mit dem Zündschlüssel öffnen. Der Transport von mehr als zwei Personen ist, sofern die anderen das Grundschulalter hinter sich haben, ausgeschlossen und auch mit der Wirtschaftlichkeit hapert es ein wenig – zumindest beim Testwagen.
Unter Laborbedingungen auf 7,2 Liter je 100 Kilometer getestet, stellte sich in den klirrend kalten Januartagen das Bild etwas anders dar. Mit etwa 60 Prozent Kurzstreckenanteil nicht über Gebühr mit unökonomischer Fahrweise belastet und zu keiner Zeit in die Nähe der Höchstgeschwindigkeit von 245 km/h getrieben, genehmigte sich das Auto einen ordentlichen Schluck aus der Pulle. Am Ende warf der Bordcomputer einen Testwert von 10,4 Litern aus. Darüber könnte sich nur freuen, wer notorischer Bleifußfahrer ist.
Fazit: Für sportliche Fahrer, denen der TT von der Stange zu gewöhnlich ist, kann es durchaus von Vorteil sein, das Sondermodell zu wählen. Leider hat Audi die Chance verpasst, das Tuning fürs Auge durch sinnvolle Technik-Dreingaben zu ergänzen. Erst wenn das geschehen ist, sollte man von echtem Kundenvorteil sprechen. Die dynamischen Qualitäten des 2+2-Sitzers bleiben davon unberührt. Sie machen Spaß, auch wenn der Durst manchmal aus dem Ruder läuft.
DATENBLATT | Audi TT 2.0 TFSI quattro |
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe) | 4,19 / 1,84 / 1,35m |
Radstand | 2,47 m |
Leergewicht (DIN) | 1455 kg |
Sitzplätze | 2 + 2 |
Ladevolumen | 292 Liter |
Motor | Vierzylinder Turbo mit 1984 ccm Hubraum |
Getriebe | 6-Gang-Automatikgetriebe S-tronic |
Leistung | 155 kW/211 PS bei 4300 - 6000 U/min |
Kraftstoffart | Superbenzin |
Tankinhalt | 55 Liter |
Antrieb | Allrad permanent |
Höchstgeschwindigkeit | 243 km/h |
max. Drehmoment | 350 Nm 1600 - 4200 U/min |
Beschleunigung 0-100 km/h | 5,7 s |
Normverbrauch (innerorts, außerorts, kombiniert) | 9,9 / 5,7 / 7,2 l |
Testverbrauch | 10,4 l |
CO2-Emissionen (Normverbrauch) | 169 g/km |
Emissionsklasse | EU5 / E |
Grundpreis | 38.700 Euro |
Preis des Testwagens | 51.480 Euro |
Quelle: ntv.de