Praxistest

Neuer Renault Laguna Aufholjagd auf Französisch

Seit Herbst 2007 ist der neue Renault Laguna zu haben. Die Marke mit der Raute ist in Deutschland der Importeur mit dem größten Marktanteil und die Mittelklasse-Limousine hatte nach der 1994 vorgestellten ersten Generation einen soliden Ruf. Qualitätsmängel ramponierten das Image nachhaltig, so dass aktuell pro Jahr kaum mehr als 5000 Stück verkauft werden. Das neue Modell wurde gemeinsam mit Nissan entwickelt, und wer genau hinsieht, kann bei den Scheinwerfergläsern die Verwandtschaft erkennen. Im Januar wird auch die Grandtour genannte Kombi-Version des Laguna seine Marktpremiere in Deutschland erleben.

In Deutschland wird Qualität gern mit geringen Spaltmaßen an Hauben oder Türausschnitten übersetzt. Da kann, das belegt der Augenschein, der neue Laguna auf alle Fälle mithalten. Die coupéhafte Form wirkt ansprechend und bietet aus verschiedenen Blickwinkeln immer neue Reize fürs Auge. Die geteilten Heckleuchten sitzen an der oberen Kante der Gepäckklappe, die für eine leichte Beladung tief nach unten gezogen ist. Auch der Öffnungswinkel ist ausreichend – selbst mit mehr als 1,80 Meter Körpergröße ist man nicht der Gefahr ausgesetzt, sich beim Beladen den Kopf zu stoßen. Unter der Abdeckung haben knapp mehr als 460 Liter Gepäckvolumen Platz, was kein Bestwert im Wettbewerb ist, aber für normale Bedürfnisse ausreicht.

Schon immer gut aufgestellt war der Laguna, wenn es um Fragen des Platzangebots ging. Der neue ist gegenüber dem Vorgänger um knapp 10 Zentimeter auf nun fast 4,70 Meter gewachsen. Kein Problem macht es deshalb, langbeinige Passagiere in der zweiten Reihe zu verstauen. Der eine oder andere darunter wird sich allerdings mehr Kopffreiheit wünschen, denn die ist als Zugeständnis an die abfallende Dachlinie hinten nicht berauschend. Der Laguna ist im Ausnahmefall auch als Zweisitzer nutzbar. Dann kann man mittels Knopfdruck die Rückbank umklappen und den Kofferraum auf bis zu 1377 Liter erweitern.

Schwerpunkt auf Sicherheit gelegt

Wer wie Renault die Zerstörung seiner Modellpalette als konzertantes Ereignis in Werbespots inszeniert, muss beim Thema Sicherheit Maßstäbe setzen. Gerade der Laguna hat in dieser Disziplin eine Erblast zu tragen, schließlich war der Vorgänger 2001 das erste Auto, das fünf Sterne im EuroNCAP-Crashtest schaffte. Dieses Niveau zu halten wurde die Sicherheitsausstattung ergänzt. Die Polster der Kopfstützen sind variabel, rundum sind sechs Airbags in Bereitschaft, darunter auch Seitenairbags vorne mit Doppelkammersystem. An den vorderen Türen gibt es zwei Seiten-Aufprallsensoren, um bei jedem denkbaren Einschlag maximale Airbagaktivierung zu gewährleisten.

Die stramme Polsterung der Sitze ist zwar ungewöhnlich für einen Franzosen, weiß aber zu gefallen. Die Instrumente sind klar gegliedert und übersichtlich, nur der Monitor des Navi-Systems liegt ein wenig außerhalb des Blickkegels und ist zu zentral in der Mitte angeordnet. Da hätte man besser Funktionalität über Symmetrie gesetzt. Ein wenig Übung erfordert auch die zentrale Bedieneinheit des Systems auf der Mittelkonsole. Die Außenspiegelgehäuse dürften für ein Auto dieser Abmessungen etwas größer sein, umso mehr hat der Fahrer im Blick. Klimaanlage, CD-Radio und schlüsselloses Verriegelungssystem gehören schon beim Einsteigermodell zum aufpreisfreien Lieferumfang.

Untypisch straffe Federung

In der Grundausstattung wiegt der Laguna leer rund 1450 Kilogramm. 140 PS bietet der Zweiliter-Benziner zur Bewegung dieser Masse auf. 200 Kilo mehr wiegt der Diesel, der zu diesem Test zu Verfügung stand, hat aber nur 10 PS mehr. Dass dennoch ein befriedigendes Fahrerlebnis heraus kam, ist dem satten Drehmoment von 340 Newtonmetern und der Tatsache zu verdanken, dass das sechsstufige Automatik-Getriebe sehr gut mit dem Motor harmoniert. Die Gangwechsel sind präzise und stellen sich selbstlernend auf die individuelle Fahrweise ein. Bis auf gelegentlich störende Tempoverzögerung beim Runterschalten der Automatik, die sich wie eine "Motorbremse" beim Handschalter bemerkbar machte. Der Vierzylinder lief angenehm ruhig und kultiviert.

Fahrwerk und Federung sind tadellos. Untypisch straff zwar, aber der Komfort kommt nicht zu kurz. Eine leichte Schwäche erlaubt sich der Laguna, wenn er in einer 30er-Zone auf blaues Kleinsteinpflaster trifft: Wer sich exakt an das Tempolimit hält, muss erleben, wie die Karosserie solche Eigenschwingungen aufbaut, dass es im ganzen Auto dröhnt.

Wer auf die Automatik verzichtet, kann den Zweiliter-Diesel schon für 25.650 Euro bekommen und kriegt drei Jahre Garantie dazu. Der Diesel mit Automatik markiert gegenwärtig mit 28.300 Euro das obere Ende der Preisskala, soll aber im Februar von einer 173 PS leistenden Version für 29.100 Euro getoppt werden. Das ist bei der Ausstattung und verglichen mit deutschen Mittelklasse-Angeboten fast ein Schnäppchen. Die versprochenen sieben Liter Verbrauch erreichte der Testwagen nicht, aber bei dem hohen Stadtanteil des Streckenprofils gehen knapp acht Liter je 100 km auch in Ordnung.

Quelle: ntv.de

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