Praxistest

Dicker Diesel für viel Geld BMW 745 d mit 300 PS


Nach dem Facelift in diesem Frühjahr erscheint die Silhouette des 7ers etwas gestreckter und nicht mehr so zerklüftet wie zuvor. Das Heck ziert eine nach unten schmaler werdende Schürze, zusätzlich wird die horizontale Linie von einem Chromband akzentuiert, das bis in die Leuchtengläser reicht. An der Front wurde beim Grill und den Scheinwerfern retuschiert, die Motorhaube ist etwas stärker geneigt als bisher. Insgesamt ist das Bild der großen Limousine damit sozial verträglicher geworden.

Zwischen den fast drei Meter auseinander liegenden Achsen ist ein großzügig dimensionierter Innenraum platziert. Vorn und hinten bietet er den Passagieren mehr als 1,55 Meter Distanz zwischen den Türen. Das Ambiente mit serienmäßigen Edelholzverkleidungen ist stilvoll und Oberklassegemäß. Das Cockpit hat zusätzliche Schalter bekommen, damit nicht mehr alle Funktionen über das oft und heftig kritisierte "i-Drive"-Menü gesteuert werden müssen. Die Sitzeinstellung an der Mittelkonsole ist gewöhnungsbedürftig.

In punkto Sicherheit fehlt es an nichts, was es an Schutzsystemen gibt. Kopf- und Seitenairbags sind auch für die Fondpassagiere serienmäßig. Natürlich ist das komplette Paket aus ESP, ABS und Traktionskontrolle an Bord. Xenon-Scheinwerfer geben ab Werk maximale Lichtausbeute, vor unberechtigtem Zugriff wird das kostbare Auto durch eine serienmäßige Wegfahrsicherung geschützt.

Leistungsspritze im Herbst

Der dicke Diesel wird per Tastendruck gestartet, und schnurrt nach kurzer Aufwärmphase tadellos leise, ist drehfreudig und von bestechender Laufkultur. 300 PS sind mehr als reichlich, aber da Mercedes und Audi inzwischen bei ihren eigenen Achtzylindern 14 bzw. 26 PS mehr anbieten, sattelt BMW ab Herbst noch einmal drauf: Durch elektronisches Feintuning werden die Leistung um 30 PS und das Drehmoment um 50 Newtonmeter gesteigert. Dann ist der Hubraumstärkste der drei Wettbewerber auch wieder der Welt stärkster Pkw-Dieselmotor – so lange die Konkurrenz nicht gegenhält.

Der Tritt aufs Gaspedal entfacht trotz des hohen Gewichts ein Feuerwerk an Vortrieb. Den Sprint von 0 auf 100 erledigt der Diesel genauso schnell wie das Schwestermodell 740i mit Benzinmotor, obwohl das rund 50 Kilo weniger wiegt. Das gewaltige Drehmoment schiebt unwiderstehlich. Da beim 200 km/h nur 3.000 Touren an der Kurbelwelle anliegen, ist auch bei diesem Tempo noch spürbares Beschleunigungsvermögen abrufbar. Das zwischen Sanftheit und Sportlichkeit erstklassig abgestimmte Fahrwerk und die angenehme Ruhe im Innenraum lassen die Welt draußen wie in einem Film ablaufen. Außer den in der Oberklasse üblichen Annehmlichkeiten bietet der 745d Memoryfunktion für die elektrische Sitzverstellung, ein elektrisches Sonnenschutzrollo und den Regensensor mit Fahrlichtsteuerung.

Unerschöpfliche Extra-Liste

Der Top-Diesel von BMW kostet mit 79.000 Euro genau 11.000 Euro mehr als der von Motorisierung und Fahrleistung vergleichbare 740i, bietet aber nur eine geringfügig bessere Grundausstattung. Dank der schier unerschöpflichen Liste an zusätzlichen Komfort-Ausstattungen, Sonderpaketen und eitlem Schnickschnack lässt sich der Preis leicht auf über 100 000 Euro hoch treiben.

Wer mindestens 30.000 Kilometer im Jahr selbst fährt oder fahren lässt, trifft mit dem 745d eine exzellente und finanziell sinnvolle Wahl. Das Auto bietet ein Höchstmaß an Fahrkomfort bei sportwagen-verdächtigen Leistungen. Der trotz Euro IV und Partikelfilter krass höhere Steuersatz (694,80 Euro/Jahr) mindert die Freude an dem Verbrauch, der gemessen an Leistungsvermögen und Gewicht des Fahrzeugs vorbildlich niedrig ist. Bis auf die bisweilen etwas mühselige "i-Drive"-Nutzung hat es keine nennenswerten Schwächen.

Axel F. Busse

Quelle: ntv.de

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