Praxistest

Bajuware mit starkem Antritt BMW X1 25d: Wenn mehr besser ist

Der neue BMW X1 wirkt trotz kleiner Retuschen dynamischer als sein Vorgänger.

Der neue BMW X1 wirkt trotz kleiner Retuschen dynamischer als sein Vorgänger.

(Foto: Holger Preiss)

Optisch aufgefrischt und mit neuen Motoren ist der BMW X1 in die zweite Lebenshälfte gegangen. Auch bei der Ausstattung hat sich einiges geändert. Im Test war der potenteste Diesel in der Ausstattungslinie xLine. Straff, kraftvoll und elegant zeigte der Bayer nur eine einzige Schwäche.

In den Heckleuchten sitzen jetzt LED.

In den Heckleuchten sitzen jetzt LED.

Dass der BMW X1 so etwas wie die eierlegende Wollmilchsau unter den kleineren SUV ist, haben seit seiner Markteinführung im Jahr 2010 schon 275.000 Käufer geahnt, denn der Wagen ist robuster Offroader, eleganter Stadtschleicher und sportlicher Renner. Klar, dass man in München mit diesem Wind im Rücken nicht gewillt ist, den Bestseller völlig umzukrempeln. So zieren den seit vergangenem Jahr neuen X1 nur feine Retuschen im Bereich des Kühlergrills und der Frontschürze. Und tatsächlich ist der seit drei Jahren auf dem Markt befindliche X1 dadurch noch einmal deutlich dynamischer geworden. Im hinteren Bereich wurde der Anteil der lackierten Flächen erhöht und sämtlichen Varianten in der Heckleuchte haben die Bayern jetzt LED spendiert. In der Seitenansicht gibt sich der X1 gestreckt, fast schon schlank. Nach oben wächst er ohnehin nicht sonderlich hoch und wirkt dadurch auch mit seinen 18 Zöllern nicht wuchtig, aber dafür extrem sportlich.

In der Ausstattung als xLine, die der Redaktion als Testwagen zur Verfügung gestellt wurde, genehmigt sich der Münchner dennoch alle Attribute eines Offroaders. Da sind der Unterfahrschutz ebenso vorhanden wie die verchromten Einstiegsleisten. Die dienen nicht nur zum Schutz des Lacks, sondern auch als Hoheitszeichen.

Mehr ist manchmal einfach besser

Mehr ist gerade dann besser, wenn es doch mal ins Gelände geht.

Mehr ist gerade dann besser, wenn es doch mal ins Gelände geht.

(Foto: Holger Preiss)

Unter der Haube arbeitet das potenteste Dieseltriebwerk, mit dem der Bayer aufgerüstet werden kann. Der Zwei-Liter-Motor leistet dank Doppelturbo satte 218 PS und wuchtet 450 Newtonmeter auf beide Achsen, wobei der permanente Allradantrieb für ein flottes Fortkommen sorgt. Zusammen mit der optional für 2150 Euro teuren Achtgang-Automatik ist der X1 ein herrlich fahraktives Auto. In nur 6,8 Sekunden fliegt das Kraftpaket ohne spürbare Verzögerungen bei den Schaltvorgängen an der 100 km/h-Marke vorbei und jagt ohne ein Anzeichen von Schwäche bis auf Tempo 230. Auch dann, wenn sich der Frühling als Winter entpuppt, fräst sich der blau-weiße Kraftmeier mit solcher Leichtigkeit über Schnee und Eis bedeckte Pisten, dass Fragen nach dem Geläuf gar keine Rolle mehr spielen. Denn während die frontgetriebenen Kollegen sich rechts halten, zieht der X1 25d links souverän vorbei. Traktionsverluste kennt er nicht, denn in kritischen Situationen greifen die serienmäßigen Helferlein, ohne für großes Aufsehen zu sorgen, sofort ein.

Trotz seines SUV-Charakters liegt der X1 souverän wie eine Limousine auf der Straße. Der lange Radstand hat es BMW erlaubt, den X1 mit jenen Tugenden auszustatten, die man sonst nur von bayrischen Sänften kennt. Trotz des straff abgestimmten Fahrwerks kopiert der Bayer die Unebenheiten der Straße nicht. Selbst wenn es hart über Querfugen geht, wird das Gesäß der Insassen nicht malträtiert. Das liegt auch an den ausgezeichneten Sitzmöbeln. Für den Piloten und seinen Beifahrer wurden die Wangen angenehm erhöht und auch die Rückenlehne fein ausgeformt, so dass sich von Schulter bis Lende alles wohltuend ins Gestühl schmiegen kann. Auch bei schnellen Kurvenfahrten bleibt alles da, wo es hingehört: im Sitz. Damit wäre auch geklärt, dass flinke Kehrendurchfahrten kein Problem sind.

Mäßiger Durst und ordentlich Platz

Im Innenraum geht es jetzt wesentlich hochwertiger zu.

Im Innenraum geht es jetzt wesentlich hochwertiger zu.

(Foto: Holger Preiss)

Ansonsten hat BMW der Kritik des wenig edlen Ambiente Rechnung getragen. Das Cockpit wirkt jetzt hochwertig, die Mittelkonsole neigt sich dem Fahrer zu und das Lenkrad schmeichelt, dank des Lederbezuges, den Handinnenflächen. Die Holzintarsien wirken erstaunlich echt. Das mag auch daran liegen, dass auf einen glänzenden Lacküberzug verzichtet wurde. Auch über Platzmangel kann man sich im X1 nicht beklagen. Kopf und Beinfreiheit lassen auch bei groß gewachsenen Mitmenschen keine Klagen aufkommen und selbst in der zweiten Reihe fühlen sich Fahrgäste nicht beengt. Der Kofferraum fasst ordentliche 420 Liter und lässt sich beim kompletten Umlegen der Rückenlehen auf 1350 Liter erweitern.

Bei einem Tankvolumen von 61 Litern kommt der X1 25d theoretisch auf eine Reichweite von 1100 Kilometern. Bei sehr vorsichtiger Fahrweise, die mit dem Eco-Pro-Knöpfchen unterstützt werden kann, ist das ein durchaus denkbarer Wert. In der Praxis spricht der dynamische Antritt und der damit verbundene Spaß aber eine andere Sprache. Wer den Fahrmodischalter häufiger auf Sport stellt, und so über die Autobahn fliegt, darf getrost mit einem Verbrauch von 8,5 Liter Diesel auf 100 Kilometer rechnen. Angesichts der Tatsache, dass aber ein frecher Mini Cooper S mit 187 PS so in die Schranken gewiesen werden kann, rechtfertigt das schon wieder. Im Drittelmix genehmigt sich der Bajuware 7,1 Liter auf 100 Kilometer, und das geht in Ordnung.

Infotainment ohne Assistenten

Neu sind im X1 die Optionen für das Infotainmentsystem: Verkehrsmeldungen gibt es jetzt in Echtzeit, die Navigation googelt auch Sonderziele und auf dem riesigen in 16:9-Optik gehaltenen Bildschirm, der elegant in der Mittelkonsole thront, laufen eigene BMW-Apps für die sozialen Netzwerke oder das Internetradio. Wer möchte, kann sich sogar ganze Nachrichtenblöcke vorlesen lassen. Allerdings gibt's das Internet nicht umsonst. Hierfür verlangt BMW zusätzlich 100 Euro. Das ist nicht viel? Nun, dann muss angemerkt werden, dass die mit dem Navigationspaket Connectetd Drive für 3050 Euro verrechnet werden. Ein stolzer Preis, aber dafür bleiben in puncto Wegfindung und zeitgemäßer Konnektivität keine Wünsche mehr offen.

Eines gibt es allerdings auch nach dem Facelift im X1 nicht und das ist angesichts dessen, was die Konkurrenz anbietet fast ärgerlich: Abstandstempomat und Überhol- oder Spurhalteassistent bleiben auch nach der Überarbeitung außen vor. Und auch ein Kollisionswarner oder die Verkehrszeichenerkennung bleiben für X1-Interessierte unerreichbare Wunschvorstellungen. Schade!

Fazit: Der BMW X1 ist gerade in der Ausstattungslinie xLine ein gelungener Kompromiss zwischen Limousine und SUV. Wer den Komfort nicht missen will, aber auch mal über Stock und Stein geht, wird vom X1 nicht enttäuscht werden. Wer sich für einen X1 entscheidet, sollte angesichts der 1,7 zu bewegenden Tonnen über ein potentes Triebwerk nachdenken. Allerdings kostet die Bestbesetzung xDrive 25d inklusiv der sinnvollen Achtgang-Automatik mindestens 40.650 Euro. Mit standesgemäßem Ausstattungs- und Komfortpaket kann sich der Preis dann deutlich über die 55.000 Euro-Marke fliegen.

DATENBLATTBMW X1 25d xLine
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe)4,47/ 1,79/ 1,54 m
Radstand2,76 m
Leergewicht (DIN)1660 kg
Sitzplätze5
Ladevolumen420 Liter/ 1350 Liter
EmissionsklasseEU 5
Motor/Hubraum2,0 Liter-Vierzylinder-Commonrail-Diesel mit Start-Stopp-Automatik
Getriebe8-Gang-Automatikgetriebe                                                                                                                                                         
Leistung218 PS (160 kW) bei 4000 U/min
KraftstoffartDiesel
AntriebAllradantrieb                            
Höchstgeschwindigkeit230 km/h
max. Drehmoment450 Nm bei 1500 - 2500 U/min
Tankinhalt61 l
Beschleunigung 0-100 km/h6,8 s
Normverbrauch (kombiniert)5,5 l
Testverbrauch7,1 l
CO2-Emissionen
(Normverbrauch)
145 g/km
Grundpreis40.750 Euro
Preis des Testwagens50.070 Euro

Quelle: ntv.de

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