Praxistest

Zum ersten Mal ein Diesel Cadillac will es wissen

Cadillac – das klingt nach klotzig verchromten Stoßstangenhörnern, ausladenden Heckflossen und blubbernden Big Blocks. Aber auch nach gewaltigem Verbrauch und Vergangenheit. Den Sprung in die Zukunft will die US-Traditionsmarke mit futuristischem Design und neuen Modellen schaffen. 2006 wird es erstmals in der Firmengesichte mit dem BLS auch ein Dieselmodell angeboten.

Ab dem Frühjahr soll der Mittelklasse-Caddi die europäischen Straßen bevölkern. Die Absatzerwartungen sind mit bis zu 10.000 Einheiten pro Jahr von Realismus geprägt. Bei den deutschen Premium-Marken, da ist Cadillac-Chef James E. Taylor skeptisch, sind wohl kaum Marktanteile abzuknabbern. Doch US-Konkurrent Ford hat mit Volvo und Jaguar zwei etablierte europäische Marken im Konzern, denen Taylor mit dem BLS gern Kunden abjagen würde.

Der solide BLS hat das Zeug dazu. Die wuchtig-dynamische Frontpartie mit den übereinander liegenden Scheinwerfern dokumentiert unverwechselbar die Verwandtschaft zu den Schwestermodellen STS und CTS. Die kantige Formensprache mit vielen Falten und Sicken hebt ihn aus der Masse der glatt geschliffenen Allerwelts-Limousinen heraus. Innen zeigt der BLS bereits die nächste Stufe der Interieur-Entwicklung der Marke auf. Ebenfalls klare Linien, Reduktion auf das Wesentliche, eine Analog-Uhr als kleine Reminiszenz an das vordigitale Zeitalter.

Das neue Auto will Cadillac als komplett europäisch verstanden wissen. Mit dem Opel Vectra und dem Saab 9-3 teilt es die Konzernintern mit dem Buchstaben "Y" gekennzeichnete Plattform, im schwedischen Trollhättan wird es gefertigt. Das Fahrwerk ist, soweit erste Innenstadt-Ausflüge das belegen können, ein gelungener Kompromiss zwischen sportlicher Straffheit und Komfort. Mit dem 2,8-Liter-Sechszylinder als Top-Motorisierung unter der Haube ist der BLS ein sanfter Begleiter, dessen Temperament von einer Sechsgang-Automatik (wahlweise auch 6-Gang-Schaltgetriebe) kontrolliert wird.

Noch nie hatte Cadillac ein Dieselfahrzeug im Angebot – das wird sich mit dem BLS ändern. Wer keine 255 PS wie im V6, dafür aber ein ordentliches Drehmoment braucht, dem ist die Allzweckwaffe des GM-Konzerns empfohlen: Der 1,9 Liter große und 150 PS leistende Selbstzünder findet bereits bei Opel vielfache Verwendung. Auch dieses Aggregat kann wahlweise mit manuellem oder automatischem Sechsgang-Getriebe verbunden werden.

Über den Preis des BLS darf noch spekuliert werden. Eine Spanne von 25.000 bis 30.000 Euro wird von Taylor weder bestätigt noch dementiert. Klar ist jedoch, dass die Preise spürbar unter denen vergleichbarer Audi, BMW oder Mercedes liegen werden. Zu günstig darf der kleine Caddi aber auch nicht sein, da sonst Gefahr für den Absatz von Opel oder Saab droht.


Axel F. Busse

Quelle: ntv.de

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