Alfas neuer Coup Der Diesel-Spider
25.02.2007, 18:30 UhrVon Axel F. Busse.
Auch wenn es eigentlich zu erwarten gewesen war, so klang es im ersten Moment doch wie eine Sensation: Alfa Romeo wird seinen neuen Spider, die seit mehr als 40 Jahren bewährte und fünfmal renovierte Cabrio-Ikone, mit einem Dieselmotor anbieten.
Das noch vor wenigen Jahren Undenkbare wird im Sommer Realität. Ein Selbstzünder in einem offenen italienischen Zweisitzer. Es wird ein 2,4 Liter großer Fünfzylinder sein, der 200 PS leistet und mit einer Durchzugskraft von 400 Newtonmetern einen kräftigen Tritt ins Kreuz der Insassen verursachen kann.
Bisher hat noch kein anderer Hersteller gewagt, einen Dieselmotor in einen Roadster einzubauen. Dass die Ankündigung dennoch nicht so ganz überraschend kam, liegt daran, dass der Motor im Hause Alfa praktisch ein alter Bekannter ist. Das gleiche Aggregat treibt auch den Alfa 159 und das Coupé Brera an, auf deren technischer Basis der Spider aufbaut.
Vielleicht ein Sprachfehler
Ob der Name Spider nun eine Marketingidee oder nur ein Sprachfehler war, lässt sich heute nicht mehr eindeutig klären. Unstrittig ist, dass die Bezeichnung noch nie etwas mit dem englischen Wort für Spinne zu tun hatte. Vielmehr wurden die in den sechziger Jahren im angelsächsischen Sprachraum aufkommenden kleinen, offenen und schnellen Zweisitzer mit dem Tempo verheißenden Beinamen "speeder" belegt, woraus später Spider wurde.
Elegant und muskulös
Die nunmehr sechste Generation des Spiders, erstmals auch mit Allradantrieb in der Topversion, wirkt sehr viel harmonischer und flüssiger als beispielsweise die über elf Jahre gebaute fünfte Generation mit ihrer ausgeprägten Keilform. Der aktuelle Spider hat die dynamische Sechs-Augen-Front der Schwestermodelle 159 und Brera und ist elegant und muskulös zugleich gestylt.
Innen herrscht erstaunlich viel Platz. Eben und Edel die gebürsteten Aluflächen. Tief versenkt die Rundinstrumente, klar gegliedert und zum Fahrer hin geneigt das Cockpit. Außen und innen pure Emotion. Das gehört zu Alfa und musste auch so sein, denn lange genug waren die Motoren zickig und die Qualität beschämend. Die Fangemeinde haben diese Eigenschaften nur enger zusammengeschweißt.
Heute ist beides besser und ein fast 40prozentiger Zuwachs der Verkaufszahlen im vergangenen Jahr honoriert die Bemühungen, Anschluss an das internationale Qualitätsniveau zu bekommen. Nur das Sparen, das wollen sich die Benzin-Motoren noch nicht so richtig beibringen lassen. Den Spider gibt es mit zwei Direkteinspritzers, einen Vierzylinder mit 2,2 Litern Hubraum und einen V6 mit 3,2 Litern.
Zur Vergnügungssteuer veranlagt
Dass der quer eingebaute V6-Motor nicht zum Hungerkünstler taugt, war hinlänglich bekannt. Dass der Durchschnittsverbrauch einiger Testwagen bei der Pressepräsentation des Spiders den Normkonsum von 11,9 Litern aber um 100 Prozent übertreffen würde, ist weder mit der anspruchsvollen Kurvenstrecke der Amalafiküste, noch mit allzu forscher Fahrweise einzelner Tester hinreichend erklärt. Auch mit zurückhaltendem Gasgeben war keiner war der 1,8 Tonnen schwere Zweisitzer dazu zu bewegen, sich weniger als 16 Liter zu genehmigen.
Der hart gesottene Alfisti mag den Kostenaufwand als notwendige Vergnügungssteuer verbuchen. Das Wechselspiel der Bergkehren offenbarte auch Optimierungspotenzial an anderer Stelle. Die Sitze, obwohl dem dynamisch-robusten Interieur optisch angepasst, bieten nicht den Seitenhalt, der von einem sportlich so ambitionierten Auto erwartet werden darf.
Dafür punktet der Spider mit fahrdynamischen und praktischen Qualitäten. Der frontgetriebene Vierzylinder steht dem allradbewegten V6 in präzisem Handling und lustvoller Kurvenräuberei kaum nach. Mit 253 Litern Kofferraum (offen und geschlossen) hängt er die meisten Konkurrenten ab und bietet noch zusätzlich 106 Liter Stauraum hinter den Sitzen – zum Beispiel für zwei Golfbags.
Nicht unerschwinglich
Kaum ein anderer Roadster auf dem Markt spricht so die Sinne an, wie der Alfa Spider. Bei Preisen ab 34.300 Euro (für den Vierzylinder) erscheint das Absatzziel von 1500 Einheiten pro Jahr mehr als erreichbar. Mit 41.300 Euro markiert der V6 in gehobener Ausstattung das Ende der Preisskala. Der Verkaufserfolg des letzten Jahres stärkt das Selbstbewusstsein der Markenstrategen in Arese: 2009 will Alfa auf den amerikanischen Markt zurückkehren. Dort begann einst die Erfolgsgeschichte des Spider: Mit Dustin Hoffman am Steuer in "Die Reifeprüfung".
Quelle: ntv.de