Praxistest

Opels Schubladen-Denken Der neue Corsa

Von Axel F. Busse

Nach oben buckeln und nach unten treten brauchen Corsa-Fahrer auch künftig nicht zu können, aber wenn sie passionierter Radler sind, bietet der jüngste Spross der Opel-Familie Erstaunliches: Als erster Kleinwagen mit Schubkasten verfügt er als Sonderausstattung über einen integrierten Fahrradträger. "FlexFix" nennt Opel das System, das schon einmal an der Designstudie namens "Trixx" zu sehen war und nun in die Serie übernommen wird.

Mit 490 Euro Aufpreis kostet das in den hinteren Stoßfänger integrierte und mit zusätzlichen Heckleuchten ausgestattete System zwar rund zehnmal soviel wie ein handelsüblicher Dach-Träger, aber dafür hat man ihn immer dabei und ist auch beim spontanen Fahrradkauf bestens vorbereitet. Bei einem Erfolg der Neuerung, so Opel-Chef Hans H. Demant, könne die Schublade auch für andere Modelle wie etwa den Zafira oder den Astra entwickelt und angeboten werden.

Als Benjamin des Pkw-Programms bei Opel ist der Corsa 1982 gestartet, aber wirklich klein ist er nun wirklich nicht mehr. Nur ein Millimeter Fahrzeuglänge trennt ihn von der Vier-Meter-Marke und damit hat er gegenüber dem Vorgängermodell satte 18 Zentimeter zugelegt. Die kommen vor allem der Frontpartie zugute, die wegen der Erfordernisse des Fußgängerschutzes komplett umgestaltet werden musste. Die weit in die Seiten hinein gezogenen Scheinwerfergläser können leicht zu dem Spott verleiten, der neue Corsa sei der attraktivste Peugeot, den Opel je gebaut hat. Das hieße aber, dem Corso Unrecht tun, denn für ein klar erkennbares Markengesicht sorgt nicht nur die Chromspange mit dem Blitz-Symbol in der Mitte. Auch die typische "Bügelfalte", die andere Familienmitglieder auszeichnet, zieht sich hier von der Motorhaube bis über die Heckklappe.

Im Blick der Insassen herrscht die bekannte Aufgeräumtheit bisheriger Opel-Innenarchitektur. Die Oberflächen von Instrumententräger und Airbag-Abdeckung vor dem Beifahrersitz strahlen eine stumpfe Wärme aus, wirken gediegen und solide. An der Mittelkonsole ist leider nicht alles Alu, was glänzt und wer sich für diese Optik entscheidet, muss die Reflektionen der bogenförmigen Monitoreinfassung in der Windschutzscheibe in Kauf nehmen. Aber es gibt auch edle dunkle Flächen im Angebot, die würdevoll nach Klavierlack schimmern.

Unter sechs Motoren kann der wählen, der sich zu den rund 75.000 Käufern zählen will, die Opel dieses Jahr noch in Europa als Corsa-Kunden gewinnen möchte. Im nächsten Jahr sollen es dann schon 375.000 sein. Der Einliter-Dreizylinder, der auch schon im Vorgängermodell zu haben war, bildet mit 60 PS das Einsteiger-Aggregat, stärkster Motor ist derzeit ein 1,7-Liter-Diesel mit 125 PS. Im nächsten Jahr soll noch eine OPC-Variante folgen, die etwa 180 PS haben dürfte.

Wer Gelegenheit hatte, eines der ersten Exemplare mit 1,2 Liter Motor zu fahren, kann guten Gewissens kaum zum Dreizylinder raten. 80 PS sind so gerade eben das, was flinkes Fortkommen gewährleistet. Immerhin hat der Corsa auch im Leergewicht die 1000-Kilo-Grenze deutlich hinter sich gelassen. Der Zwölfhunderter will ebenso wie der 1,4-Liter-Motor mit 90 PS drehfreudig gefahren werden. Die Geräuschentwicklung ist dabei angenehm gering und auch oberhalb von 120 Stundenkilometern macht sich der Fahrtwind nicht störend bemerkbar.

Etwas brummig benimmt sich dagegen der 1,7-Liter-Diesel, wenn er denn mehr als 3000 Umdrehungen in der Minute leisten soll. Dieser Schallpegel mahnt zu zügigem Hochschalten, das serienmäßige und äußerst leichtgängige Sechsgang-Getriebe bietet auch reichlich Gelegenheit dazu. Das Fahrwerk ist komfortabel abgestimmt und steckt auch mindere Straßenqualitäten klaglos weg. Die Lenkung ist leichtgängig, ohne unpräzise zu wirken, doch wer häufig auf kurvigen Landstraßen unterwegs ist, wird zum Corsa Sport greifen. Dessen neu entwickelte progressiv-variable Lenkung spricht außergewöhnlich griffig an und vermittelt durch eine mit zunehmendem Lenkwinkel direkter werdende Übersetzung noch näheren Kontakt zur Straße.

Mit nützlicher Ausstattung geizt Opel nicht und gibt außer dem höhen- und längsverstellbaren Lenkrad, elektrischen Außenspiegeln und Ausschaltverzögerung fürs Licht neuerdings auch adaptive Bremsleuchten in die Serienausstattung. Bei Aktivierung des ABS-Systems warnt das Bremslicht durch Flackern den nachfolgenden Verkehr. Jedoch muss man für ESP 350 Euro extra zahlen, außer man bestellt den 1,7-Liter-Diesel.

Die Preisliste des Corsa beginnt bei 10.990 Euro und endet bei der „Cosmo-Ausstattung des Top-Diesels mit 19.065 Euro. Die hat dann auch Nebelscheinwerfer, CD-Radio, Klimaanlage und Kopfairbags inklusive.

Quelle: ntv.de

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