Pickup-Liebhaber gesucht Ein Mazda fürs Grobe
13.12.2006, 11:06 UhrGanz schön selbstbewusst, die Mazda-Leute: Als Modellkürzel für ihren neuen Pritschenwagen haben sie sich "BT" ausgedacht. Das ist nicht etwa ein Hinweis auf einen "Bi-Turbo"-Motor, sondern soll, wie Programm-Manager Ryuzo Kawaguchi bei der Presse-Präsentation des Pick Ups offenbarte, "best truck" bedeuten. Bis es wirklich der beste Laster werden kann, sind freilich noch ein paar Hausaufgaben zu erledigen.
Die nackten Zahlen stellen dem BT 50 zunächst ein gutes Zeugnis aus. Einem der Hauptkonkurrenten, dem Mitsubishi L 200 ist der Mazda in allen relevanten Daten überlegen. Mehr Leistung (143 zu 136 PS), mehr Drehmoment (330 zu 314), mehr Spurtvermögen (12,5 zu 17,8 Sekunden), mehr Anhängelast (3,0 zu 2,7 Tonnen) und mehr Zuladung (1.225 zu 775 Kilogramm). Damit setzt der Mazda Duftmarken im Segment, die auch den übrigen Mitbewerbern wie Toyota oder Nissan in der Nase kitzeln.
Sitzen wie im Pkw
Gegenüber dem Vorgängermodell zeigt der in Thailand gebaute BT 50 ein kraftvolleres Design, hat deutlich muskulösere Kotflügel, funkelt mit viel Chrom und setzt sich mit mehr als fünf Metern Länge und fast zwei Metern Breite stattliche in Szene. Originelle Variante des Kabinenaufbaus ist das so genannte Freestyle Cab, das durch zwei gegenläufig öffnende Türen einen großen Zustieg ohne B-Säule präsentiert. Die Mazda-Behauptung, die Sitzposition sei ähnlich der eines Pkw, ist durchaus zutreffend, da sie verglichen mit anderen Pick Ups flach ist und einen stumpfen Kniewinkel erlaubt.
Wer die ersten Kilometer im BT 50 zurücklegt, kann beim Griff zum Schalthebel schnell mal bei der Getriebeuntersetzung landen, denn die beiden Knüppel liegen dicht nebeneinander und der Allradhebel näher am Fahrer. Die Schaltung ist ein wenig hakelig, das darf sie aber bei einem Lastwagen-Verwandten auch sein. Auch der Schallpegel klingt eher nach Country und Western als nach einem Adagio.
Die Innenarchitektur hat die Sachlichkeit eines Nutzfahrzeugs, wenngleich einzelne Elemente an die Pkw-Modelle von Mazda erinnern. Das Bemühen, praktisches Ambiente für die ins Auge gefassten nicht-gewerblichen Nutzer zu schaffen, dokumentiert sich an einer schubladenartigen Ablagefläche über dem Handschuhfach oder dem ipod-Anschluss, ohne den offenbar kein Auto mit "Lifestyle"-Anspruch mehr auf die Kunden losgelassen werden kann. In der Doppelkabine ist zwar spürbar mehr Platz als in der "Freestyle"-Ausgabe, wo wer über 1,80 Metern groß ist, besser nicht die hinteren Sitze wählen sollte.
Per Gasfuß ins Abenteuerland
Trotz der eher schlichten Fahrwerkstechnik (Starrachse, Blattfedern und Trommelbremsen hinten) ist der Beförderungskomfort durchaus vorzeigbar. Fahrbahnmängel werden weggebügelt, die Seitenneigung des hohen Aufbaus ist hinnehmbar und außerdem gehört ein bisschen Brummi-Feeling einfach dazu, wenn man sich für einen Pick Up entschieden hat. Wer einen etwas robusten Charme und den Geschmack von Freiheit nicht fürchtet, wird also seine Freude mit dem BT 50 haben. Und wer obendrein auf Abenteuer aus ist, braucht einfach nur etwas mehr Gas zu geben als nötig.
Dann nämlich geht das Heck gern in muntere Wedelbewegung über und der Fahrer kann seine Fähigkeiten austesten, es wieder einzufangen. Das liegt nicht nur an dem minimalen Gewicht auf der Hinterachse (im Allradbetrieb ist dieses Phänomen natürlich nicht zu beobachten), sondern auch daran, das kein ESP hilft, die Hinterräder wieder auf Kurs zu bringen. Bei Mazda wird an der Schleuderbremse noch gearbeitet, bisher ist sie "aus technischen Gründen" auch als Zusatzausstattung nicht erhältlich. Wenn man "best truck" werden möchte, sollte sie das sein.
Warten auf den Partikelfilter
Desgleichen gilt für den Dieselpartikelfilter, der ebenfalls noch seiner Berücksichtigung in der Ausstattungsliste harrt. Dafür steht die Klimaanlage schon drin, 1.250 Euro sind zu entrichten. Gemeinsam mit einem deutschen Ausrüster wird die Liste der Accessoires ergänzt. Chrombügel, Hardtop, Pritschenabdeckung und andere Freundlichkeiten werden zu haben sein, so dass niemand, der den Wunsch hat, den Anschaffungspreis seines BT 50 auf mehr als 30.000 Euro zu heben, damit ein Problem bekommt.
Der Anteil der gewerblichen Nutzungen solcher Kleinlaster ist zwar um zehn Prozent auf 61 gefallen, so richtig trendy sind sie in Deutschland aber noch nicht geworden. Deshalb sind die Absatzerwartungen eher bescheiden. Rund 800 Stück will Mazda im nächsten Jahr vom BT 50 absetzen. Von Ford, mit 30 Prozent an Mazda beteiligt, wird erwartet, dass in naher Zukunft ein ähnliches Modell auf den Markt kommt, das den bekannten "Ranger" ablöst.
Axel F. Busse
Quelle: ntv.de