Praxistest

Neuauflage des Jeep Cherokee Kantig und kultig

Nur wenige Hersteller haben das Glück, dass Ihr Erzeugnis zum Synonym für eine ganze Produktgattung geworden ist. Tesa und Tempo zum Beispiel stehen für eine ganze Familie von Gebrauchsartikeln, Jeep für geländegängige Fahrzeuge. Das macht die Marke kostbar.

Zum Unglück für den Mutterkonzern Chrysler steht der Begriff Jeep inzwischen auch für eine Gattung von Autos, die zwar jenseits der Straße viel können, dafür aber auch viel verbrauchen und dabei viel Abgas erzeugen. Mit dem neuen Modell Cherokee, das am 6. September in Deutschland auf den Markt kommt, will Jeep den Gegenbeweis antreten - eine Herausforderung bei einem Fahrzeug, das in der Liga der Zweitonner spielt.

Was äußerlich auffällt, ist die Abkehr vom Kompromissdesign, das ein martialisches Markenimage mit weicheren und rundlichen Formen zu verbinden trachtete. Dieser Cherokee ist wieder ein stammesbewusster Stadtindianer, kantig und kultig wie auch die Schwestermodelle Grand Cherokee oder Patroit. Mit knapp 19 Zentimetern Bodenfreiheit nicht ganz so hoch gebaut wie andere Offroader, zeichnet er sich doch durch Böschungs- und Rampenwinkel aus, wie sie im harten Geländeeinsatz vonnöten sind.

Notrad unterm Wagenboden

Ebenso markentypisch sind die trapezförmigen Radhäuser, die seitliche Beplankung und die senkrechte Heckscheibe, die nunmehr noch oben aufschwingt und deshalb auch kein Ersatzrad mehr zu tragen braucht. Dies wurde zum Notrad und wanderte unter den Wagenbogen. Das macht einen Radwechsel im Gelände nicht unbedingt einfacher, wohl aber die Beladung des Gepäckraumes. Zwischen 419 und 1404 Liter (bei umgelegter Rückbank) stehen zur Verfügung.

Der Platz für die Passagiere ist sehr ordentlich bemessen. Vor allem die auf der Rückbank Sitzenden werden mit Freude registrieren, dass die Vordersitze so montiert sind, dass darunter üppiger Fußraum herrscht. Vor den Vordersitzen sieht es zwar durch das ausladende Gehäuse für das Verteilergetriebe etwas eng aus, tatsächlich wirkt sich das aber nicht aus, denn wer sitzt schon mit angewinkelten Beinen auf einem Vordersitz?

Die Innenraumgestaltung ist ebenso nüchtern wie funktionell. Gern wird vom Hersteller das Argument genannt, die Kunststoffoberflächen seien strapazierfähig und abwaschbar. Das ist zwar zutreffend, gleichzeitig wirken sie aber billig, sind kratzempfindlich und in Einzelfällen auch nachlässig entgratet. Auf Besserung darf gehofft werden, denn bei Jeep sind diese kleinen Schwächen durchaus bekannt. In krassem Gegensatz zu dieser Sparoptik stehen verschraubte und verchromte Schließstifte an den Türverkleidungen, die auch einer Oberklassenlimousine zur Ehre gereichen würden.

Bis zu 460 Nm Drehmoment

Angetrieben wird der Cherokee von einem grundsoliden 2,8-Liter-Vierzylinder-Diesel mit 177 PS, dessen Kraft wahlweise per Sechsgang-Schalt- oder 5-Stufen-Automatikgetriebe an die Antriebsräder weiter geleitet wird. Wer sich für die Automatik entscheidet, dem stehen ab 2000 Touren statt 410 sogar noch 50 Newtonmeter mehr Drehmoment zur Verfügung. Spontan und zupackend wird die Kraft in Vorwärtsdrang umgesetzt, der Klang ist dabei herzhaft, aber auch dem rustikalen Auftritt angemessen.

Beim Schaltgetriebe wird der Normverbrauch mit 8,4 Litern (kombiniert) angegeben, mit Automatik sind es 0,6 Liter mehr. Mit 2800 Kilo zulässiger Anhängelast ist der Cherokee auch als Zugfahrzeug für mittelschwere Aufgaben gerüstet. Das Allradsystem Selec-Trac II grenzt den Jeep scharf von allen Möchtegern-Offroadern ab. Wer es schafft, ihn im Gelände zur Aufgabe zu zwingen, sollte die Schuld nicht beim Fahrzeug suchen. Neu am Cherokee ist die Bergabfahrkontrolle, der auch eine Berganfahrhilfe für die Gegenrichtung zur Seite gestellt ist.

In dem Basispreis von knapp 32.000 Euro (Manuelle Schaltung) sind außer Klimaautomatik, 17-Zoll-Alufelgen und Zentralverriegelung auch Elektronische Wegfahrsperre, Alarmanlage und Reifendruckkontrollsystem enthalten. Wer 38.490 Euro investiert bekommt außer Lederausstattung, 18-Zöllern und Parkpilotsystem auch einen Bordcomputer nebst Kompass. Das optionale Faltverdeck aus acrylbeschichtetem Stoff, das über die gesamte Dachlänge reicht, kostet 1430 Euro extra.

Quelle: ntv.de

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