Praxistest

Mit Renault ins Gelände Koleos: Das sanfte Raubein

Die Kunden schätzen ihre Handys, Fotoapparate und Flachbildschirme. Ob ein Auto der Marke Samsung in Deutschland gute Chancen hätte, erscheint dennoch zweifelhaft. Deshalb kommt das neue Mehrzweckmobil auch als Renault Koleos auf den Markt. Das Produkt von Samsung Motors Ltd. im koreanischen Busan bereichert das ohnehin schon reichliche Angebot der kompakten Sports-Utility-Vehicle hierzulande ab September.

Bei Renault glaubt man fest an das weitere Wachstum dieses Marktsegments. Das ist auch nötig, denn der französische Konzern kommt reichlich spät mit einem geländetauglichen Allradfahrzeug, später noch als Peugeot und Citroen, die sich mangels Eigenentwicklung bei Mitsubishi bedienten. Im Dezember 2004 begann die Entwicklung des Koleos, der nicht nur gegen Mitbewerber aus Japan und Korea antritt, sondern auch den einen oder anderen Kunden gewinnen soll, der nicht gewillt ist, mehr als ein halbes Jahr Wartezeit für einen VW Tiguan in Kauf zu nehmen.

Geschmeidige und brave Optik

"Es ist richtig, dass wir mit dem Auto spät dran sind", sagt Produktmanager Sebastian Auguin, "aber so können wir von den Erfahrungen anderer profitieren". Man habe die Zeit genutzt, um die Chancen am Markt und die Fehler anderer Hersteller zu analysieren. Aus seiner Sicht sind es drei Qualitäten, die den Koleos zu einem chancenreichen Angebot machen: Benutzerfreundlichkeit, Vielseitigkeit und Komfort.

Um im Koleos den Geländewagen zu erkennen, muss man schon genau hinsehen. Im fehlt die kantige, ein wenig martialische Anmutung, die andere kompakte SUV auszeichnet. Stattdessen sehen seine abgerundeten Formen geschmeidig und ein wenig brav aus. Mit 4,52 Metern Länge und 1,71 Metern Höhe ist die Karosserie kompakt und überschaubar.

Auch drinnen ist der Koleos mehr Limousine als Offroader, wer schon mal einen Renault gefahren ist, wird sich in dieser Innenarchitektur leicht orientieren können. Viele Bedienelemente sind aus anderen Modellen bekannt. Das Platzangebot ist ausreichend, auch auf der Rückbank herrscht ordentliche Bewegungsfreiheit. Der Zugang zum Gepäckabteil wird durch eine horizontal geteilte Klappe gewährleistet, deren unteren Teil mit bis zu 240 Kilogramm belastbar ist. Durch die umklappbare Lehne des Beifahrersitzes erhält man die Möglichkeit, auch lange und sperrige Güter im Koleos zu transportieren. Das Kofferraumvolumen wird mit 450 bis maximal 1380 Litern angegeben.

Erstaunliche Qualitäten im Gelände

Obwohl optisch eher harmlos wirkend, entfaltet der Koleos im Gelände erstaunliche Fähigkeiten. Da wird der sanfte Franzose unversehens zum Raubein. Der elektronisch gesteuerte Allradantrieb ist eine Weiterentwicklung dessen, was Nissan in seinem Modell X-Trail anbietet. Mittels Tastendruck kann die Kraftverteilung auf jeweils 50 Prozent pro Achse verriegelt werden. Damit beim Anfahren, egal auf welchem Untergrund, immer maximale Traktion erreicht wird, tritt dort der Allradantrieb in Aktion, auf trockenem Asphalt ist der Koleos als Fronttriebler unterwegs.

Steile Böschungen und Rampen meistert das Auto ebenso souverän, die Huckelstrecken mit starker Verschränkung. Da knirscht und knarzt nichts, Berganfahrhilfe und Bergabfahrkontrolle vervollständigen die Geländeausrüstung. Lediglich Getriebeuntersetzung oder Sperrdifferentiale sind nicht im Angebot, weil man auch bei Renault genau weiß, dass nur ein minimaler Prozentsatz der verkauften Koleos überhaupt jemals echte Offroad-Strecken unter die Räder bekommen.

Die meisten dieser Autos werden wohl von einem zwei Liter großen Dieselmotor angetrieben, den es wahlweise mit 150 oder 173 PS gibt. Auch ein Benziner ist im Angebot, mit 2,5 Litern Hubraum und 171 PS. Diese Motorisierung, verbunden mit einem nur auf Frontantrieb ausgelegten Fahrzeug, soll die Einstiegsvariante in die Koleos-Modellpalette sein. Noch sind laut Renault Deutschland die endgültigen Preise nicht festgelegt, als Orientierung dient die Marke 24.500 Euro für die einfachste Ausführung. Die hat dann natürlich weder die Bose-Musikanlage an Bord, die Renault erstmals in einem seiner Fahrzeuge anbietet, noch verfügt sie über das große Glasdach, das für eine helle, freundliche Atmosphäre im Innenraum sorgt.

Quelle: ntv.de

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