Praxistest

Nicht schön, aber praktisch Mazda 5 mit zwei Schiebetüren

Von Axel F. Busse

Für immer mehr Autofahrer geht "praktisch" vor "schön". Der Markt für Kompaktvans liegt in Europa inzwischen bei etwa 1,5 Millionen Fahrzeugen pro Jahr, kein Wunder, dass fast jeder Hersteller versucht, einen Happen davon abzubekommen. Selten spricht die Form dieser Produkte die Sinne an, oft aber überbieten sich die Konstrukteure in pfiffigen Lösungen, wie der Innenraum noch variabler genutzt werden kann.

Der Mazda 5 passt genau in dieses Schema. Auf 4,50 Metern Fahrzeuglänge bietet er wenig, woran das Auge haften bleibt - aber, Moment mal, liegen die Bügelgriffe der vorderen und hinteren Türen nicht irgendwie seltsam dicht beieinander? Schon hat es sich mit dem Gewöhnlichen, denn Schiebetüren sind in dieser Klasse eher die Ausnahme als die Regel. Dass sie nicht nur selten, sondern auch noch sehr praktisch sind, hat sich im zurück liegenden Jahr offenbar herumgesprochen. Gegenüber September 2005 hat Mazda im neunten Monat dieses Jahr von seinem Kompaktvan rund 70 Prozent mehr abgesetzt. Die knapp mehr als 11.200 Fahrzeuge nehmen sich zwar verglichen mit dem Marktführer VW Touran (mehr als 60.000) ziemlich bescheiden aus, aber in seinem Segment hat der Mazda 5 einen deutlich höheren Anteil als seine Marke am Gesamtmarkt.

Überraschend verbrauchsgünstig

Zwischen vier Motorvarianten - zwei Benzin- und zwei Dieselaggregaten - können sich die Kunden entscheiden. Die beiden Selbstzünder haben je 1.998 ccm Hubraum, serienmäßig einen Partikelfilter und geben 110 bzw. 143 PS ab. Die getestete 110-PS-Version erwies sich in zweierlei Hinsicht als Überraschung. Erstens: Die rund 1.700 Kilo Leergewicht stemmte der Motor ohne Probleme vorwärts, 310 Newtonmeter Drehmoment ließen das Auto sogar recht temperamentvoll erscheinen. Die gut abgestimmte Übersetzung des manuellen Sechsganggetriebes bringt in jeder Situation genug Kraft an die angetriebenen Vorderräder. Die Benzinmotoren sind mit einem 5-Gang-Schaltgetriebe kombiniert, eine Automatik fehlt in der Preisliste des Mazda 5.

Zweite Überraschung: Auch mit gut 50 Prozent Kurzstreckenanteil war es nicht möglich, den Durchschnittsverbrauch des Testfahrzeugs über sechs Liter je 100 km zu hieven. Das sind 0,3 Liter weniger, als der Hersteller als Kombi-Konsum angibt. Selbst wenn das Auto sein Höchsttempo (nach gewissem Anlauf 180 km/h) gefunden hat, werden unter Volllast kaum mehr als 10 Liter verbrannt. Hamburg - München mit einer Tankfüllung ist also kein Problem. Was die Geräuschentwicklung angeht, verdient dieser Diesel ebenfalls Bestnoten.

Der Mazda 5 gilt offiziell als Siebensitzer, die Plätze der dritten Reihe sind in einem ebenen Ladeboden versteckt. Mit nur einem Zug an der richtigen Schlaufe werden sie aufgestellt. Wirklich bequem sitzt man als Erwachsener dort aber nicht, dazu ist der Boden vor den Sitzen zu hoch und die Knie müssen stark angewinkelt werden. Über dies sind die Lehnen allenfalls für Kinder lang genug, doch auf Kopfstützen braucht man auch dort nicht zu verzichten.

Variabler Lade- oder Sitzraum

In der ersten und auf den Außensitzen der zweiten Reihe ist der Sitzkomfort tadellos. Nur in der Mitte führt der Wunsch nach größtmöglicher Variabilität zu Einschränkungen. Das zur Seite klappbare Sitzpolster kann zwar gegen einen Tisch ausgetauscht werden, wer dort für eine längere Strecke verharren muss, hat aber leider nichts von diesem Vorzug. Immerhin sind die Außensitze wie die vorderen Plätze auf Einzelschienen gelagert, so dass der dahinter liegende Lade- oder Sitzraum individuell variiert werden kann.

Das Sicherheitsniveau ist über jeden Zweifel erhaben. Neben den elektronischen Helfern DSC und ABS inklusive Bremsassistent gehören Dreipunktsicherheitsgurte und höheneinstellbare Kopfstützen auf allen Sitzen zur Serienausstattung. Die beiden vorderen Plätze sind zusätzlich mit Gurtstraffern und Gurtkraftbegrenzern versehen. Neben Front- und Seitenairbags für Fahrer und Beifahrer zählen auch zwei Fensterairbags zum Serienstandard. Sie reichen über alle drei Sitzreihen und schützen die Passagiere gegen ein seitliches Anschlagen des Kopfes.

Die Vorzüge der beiden Schiebetüren offenbaren sich vor allem in engen Parklücken. Der Zustieg in die dritte Reihe wird durch die verschiebbaren Mittelsitze erleichtert. Wer mit sechs Passagieren fährt, kann zwar nur kleines Business-Gepäck verstauen (112 Liter), bei zwei Insassen und dachhoch gepackt sind es 1.566 Liter - ganz ordentlich. Die Heckklappe ist bis auf eine lichte Höhe von 1,89 Meter zu öffnen und die Ladekante ist 57 cm niedrig.

Vans jeder Größer sind Kompromissautos. Für jeden Kunden gilt ein anderes Maß, wie viele er davon einzugehen bereit ist. Wer zum Beispiel einen Mazda 5 ordern will, kann ihn schon für unter 20.000 Euro haben - muss dann aber bereit sein, ihn als Fünfsitzer zu nutzen. In den 110-PS-Diesel steigt man ab 23.700 Euro ein, hat dann bereits Kopf- und Schulter-Airbags für die dritte Sitzreihe an Bord sowie ein Multifunktionslenkrad zur Bedienung des Audio-Systems.

Quelle: ntv.de

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