Rallye-Legende für die Straße Mitsubishi renoviert den Pajero
24.12.2006, 00:00 UhrVon Axel F. Busse
Das Kürzel SUV klingt für ihn wie eine Beleidigung. Eine Rallye-Legende, ein Abo-Sieger auf Dakar-Kurs, möchte mit weichgespülten Möchtegern-Offroadern nicht verwechselt werden. Der Mitsubishi Pajero geht in die vierte Modellgeneration, sechs Jahre ist die am 24. Februar 2007 obsolete Ausgabe gelaufen. Das Urgestein mit dem kantigen Profil macht bei aller Abgrenzung gegenüber so genannten Soft-Roadern aber auch Zugeständnisse: Nicht nur den rustikale Kraxler will er geben, ein bisschen Lifestyle darf schon sein.
Wie sonst ist zu erklären, dass ein 10 Gigabyte-Musikspeicher das aufwändige 860-Watt-Audiosystem speist, Dolby-Sound und DVD-Player die Insassen bei Laune halten? Alu, Holz und Leder sind zwar für 70 Zentimeter tiefe Wasserdurchfahrten nicht hilfreich, den Aufenthalt an Bord verschönern sie allemal. Auch mit bernsteinfarbenen LED-Leuchten im Fußraum und einem Standardangebot von acht Airbags sucht die Marke Familienanschluss an die komfortablen Sport-Utility-Vettern. Dennoch sei der Pajero, so heißt es von Mitsubishi, "ein authentischer Geländewagen", und dass er bei allen Annehmlichkeiten für die Passagiere seine Grundtugenden nicht vernachlässigt hat, zeigt das neue zuschaltbare Hinterachs-Sperrdifferenzial und das Allrad-System Super Select 4WD. Damit ist der Pajero auch auf schwerem Geläuf nicht in Verlegenheit zu bringen, wie der Ausflug in die verregnete Kiesgrube anlässlich der Presspräsentation in diesen Tagen belegte.
Ein bisschen Brummi-Romantik
Mit zwei Radstand- (2,54 und 2,78 Meter) und zwei Motorvarianten ist der Pajero zu haben. Mehr als Limoflaschenformat haben die Zylinder des Diesels, der 3,2 Liter Hubraum auf nur vier Brennräume verteilt. Common-Rail-Technik und Turbolader verschaffen dem Selbstzünder eine Leistung von 160 PS. Wer das Automatik-Getriebe für seinen Diesel-Pajero bestellt, bekommt sogar noch 10 Pferdestärken obendrauf. Laut Mitsubishi waren die Änderungen an der Motorsteuerung nötig, damit auch die Automatik-Version die Euro-4-Norm schafft. Als Trostpflästerchen für die Leistungsminderung erhalten die Fahrer des manuellen Getriebes einen Hauch mehr Drehmoment.
Beiden Glühkerzenträgern ist gemein, dass sie robusten Antritt mit ebensolcher Schallentwicklung verbinden. Besonders beim Hochdrehen macht sich Brummi-Romantik im Führerhaus breit, wozu die hohe Sitzposition der Insassen ihren Teil beiträgt. Wer es etwas weniger rustikal mag, kann ja immer noch auf den 3,8 Liter großen Benziner ausweichen, der als Sechszylinder natürlich ein ganz anderes Niveau an Laufkultur bietet. Ihn gibt es ausschließlich mit der 5-Gang-Automatik, die auch bei spontanem Leistungsabruf komfortabel und geschmeidig zurückschaltet. Die Lenkung fühlt sich eine Spur weicher an als beim Diesel, Offroad-Puristen werden womöglich die glatte Oberfläche des optionalen Lederlenkrades mit einem griffigeren Belag überziehen.
Was dem Benziner anscheinend nicht so liegt, ist die Sparsamkeit. Auch wer bei Autobahn-Richtgeschwindigkeit mitschwimmt, muss damit rechnen, mit 15 Litern Super je 100 km zur Ader gelassen zu werden. Das sind gut zwei Liter mehr als der offizielle Durchschnittskonsum. Winterreifen mit größerem Rollwiderstand, fast 2,3 Tonnen Leergewicht, dazu der Cw-Wert einer Schrankwand - all das mag als Ursache plausibel klingen, gemessen an den Verbrauchswerten höher motorisierter SUV einiger Premiumhersteller ist das aber immer noch zuviel.
Individueller Auftritt garantiert
Nur: Wer in Erwägung zieht, mehr als 50.000 Euro für einen Benzin-Pajero (5-Türer) in Topausstattung hinzulegen, hat auch nie mit einem X5 oder einer M-Klasse geliebäugelt. Der will genau so einen vom Hauch der übersprungenen Sahara-Dünen umwehten V6-Pajero haben, der individuellen Auftritt garantiert. Der Absatz in Deutschland dürfte nur mit viel Glück einen dreistelligen Wert erreichen. Der Rest fährt Diesel, ist oft auf Schotter und Geröll, in Sandkuhlen und im Schlamm unterwegs und freut sich, dass sein Auto sich wie an der Schnur gezogen durch den seifigsten Untergrund gräbt.
Der Einstieg in die hemdsärmelige Pajero-Welt ist schon für 33.000 Euro möglich. Der 3-Türer ist eine kaum weniger Respekt einflößende Erscheinung auf Alu-Rädern, er bietet Stabilitäts- und Traktionskontrolle, Bergabfahrhilfe und Wegfahrsperre, einen höhenverstellbaren Fahrersitz, Isofix-Kindersitzbefestigungen und Sicherheits-Pedalerie ab Werk. Die knapp 70 Liter Kraftstoffvorrat des Diesels reichen im Idealfall für 700 Kilometer Weg, dank des serienmäßigen Partikelfilters droht keine Smogbedingte Stilllegung und mit mehr als 1.100 Litern maximalem Gepäckvolumen ist der nicht einmal 4,40 Meter kurze Dreitürer ein richtiger Lademeister. Wem das nicht reicht und wer sperrige Güter auf den Haken nehmen will, kann bis zu 3,3 Tonnen anhängen.
Die Hauptkonkurrenten Toyota Land Cruiser und Nissan Pathfinder scharf im Visier peilt Mitsubishi pro Jahr eine Verkaufszahl von 3.000 Stück an. Das wären dann rund 900 mehr als von Januar bis November 2006.
Quelle: ntv.de