Mazda 6 Neuer Diesel gegen Flaute
01.12.2008, 10:48 UhrDass James M. Muir den russischen Autokunden eine gehörige Portion Dankbarkeit entgegen bringt, darf man wohl als gegeben ansehen. Auch wenn der Europa-Chef des japanischen Autoherstellers Mazda das nicht so offen sagt. Stattdessen verweist er auf satte 17 Prozent Absatzsteigerung seiner Automobile in Europa binnen der ersten zehn Monate dieses Jahres. Ohne den satten Verkaufszuwachs in Russland stünde wohl ein Minus in diesem Punkt seiner Statistik.
Einen großen Anteil an dem Zuwachs hat der Mazda 6. Ein gutes Jahr nach der Markteinführung der aktuellen Baureihe kommt ein neu entwickelter Dieselmotor ins Angebot. Der hat geringfügig mehr Hubraum (2,2 statt zwei Liter) und deutlich mehr Leistung (bis 185 PS) als das bisher verwendete Aggregat. Dank reichlicher Verwendung von Aluminium ist es aber nicht schwerer als der alte Motor. Ab Januar nächsten Jahres wird er in allen drei Karosserievarianten des Mazda 6 zu haben sein.
Dem nicht erst seit der Dieselverteuerung ausgebrochenen Wettstreit der Hersteller, gleichermaßen leistungsstarke und schadstoffarme Selbstzünder zu konstruieren, hat sich Mazda mit einem viel versprechenden Beitrag angeschlossen. Je nach Bedürfnis und Geldbeutel kann der Kunde zwischen 125, 163 oder 185 PS wählen. Die leistungsfördernde Aufladung erfolgt mittels verstellbarer Turbinenschaufeln, die auch noch gekrümmt sind. Das, so Chefingenieur Hiroichi Takubo, bringt ein besseres Ansprechverhalten und man kommt mit einer geringeren Verdichtung aus.
Konkurrenzfähiger Diesel
Erste Testkilometer belegten, am Ansprechverhalten gibt es tatsächlich nichts zu bemängeln. Der Motor nimmt zügig Drehzahl auf, hat er erst einmal die kritische Schwelle von etwa 1600 Touren hinter sich gelassen. Darunter ist es mit dem Temperament nicht weit her, jedoch werden ab 1800 Umdrehungen bis zu 400 Newtonmeter Drehmoment aufgebaut. Das gibt ordentlich Schub und reichlich Reserven für den Durchzug beim Überholen.
Wer seine Probefahrt wie in diesem Falle auf kurvigen Bergpassagen absolviert, darf nicht erwarten, dass der Normverbrauch von 5,6 Liter in Reichweite liegt. Wie bei einem derartigen Streckenprofil unvermeidlich, sind häufige Beschleunigungs- und Bremsvorgänge zu absolvieren, begleitet von oftmaligen Herauf- und Runterschalten. Ergebnis: acht Liter auf 100 Kilometer laut Bordcomputer.
Nicht nur Laufkultur und Geräuschentwicklung sind auf einem sehr wettbewerbsfähigen Niveau, auch bei m Schadstoffausstoß setzt Mazda mit diesem Motor eine Marke: 149 Gramm pro Kilometer wurden gemessen, womit der Mazda 6 seine Konkurrenten von Ford, Toyota, Peugeot oder Volkswagen souverän in Schach hält. Sich mit positiven Fakten von Mitbewerbern abzusetzen, ist angesichts von zehn Prozent Absatzrückgang in Deutschland für Mazda sehr wichtig. Anders als Volkswagen oder Ford ist Mazda überproportional vom privaten Verkauf abhängig.
Fehlende Automatik
Die Kraftübertragung des neuen Motors erfolgt mit einem manuellen Sechsganggetriebe - und zwar nur damit. Weder zum Januar, noch in überschaubarer Zeit danach wird es die Alternative einer herkömmlichen Automatik geben. Mazda hat ein solches Getriebe schlicht und einfach nicht. James Muir bittet deshalb die Kunden um Geduld: "Wir arbeiten an einer neuen Antriebs- und Schalttechnologie, die für Benzin- und Dieselmotoren verwendbar sein wird. Eine Automatik extern einzukaufen kommt nicht in Frage, denn unsere Ingenieure haben den Ehrgeiz, ihr Produkt dann auch in ihrem Auto einzubauen". Voraussichtlich in zwei Jahren wird die Neuentwicklung serienreif sein.
Doch es gibt Erfreuliches an anderer Stelle zu berichten. Der 2,2-Liter-Diesel soll nicht nur im Mazda 6 Verwendung finden, sondern ab nächsten Sommer auch im CX-7. Das sportliche SUV braucht den Diesel dringend, denn als reiner Benziner muss es sich bisher mit zuletzt 1300 Verkäufen in einem von Selbstzündern dominierten Markt behaupten. Die Modellreihen Mazda 3 und 5 werden indes weiter auf den bekannten Zweiliter-Diesel setzen.
Spurwechselassistent bringt Plus an Sicherheit
Zusätzlich zum neuen Motor bringt Mazda noch eine Sicherheitseinrichtung neu in die 6er-Baureihe. Ein Spurwechsel-Assistent hilft dabei, nachfolgenden Verkehr im Radar-Blick zu behalten und gefährliche Situationen durch Spurwechsel zum falschen Zeitpunkt zu vermeiden. Die Unfallforschung geht davon aus, dass in Deutschland jährlich rund 16.000 Unfälle mit Personenschaden geschehen, die durch Fehler beim Ausscheren verursacht werden.
Ab einer Geschwindigkeit von 60 km/h sind zwei Radareinheiten an den hinteren Stoßfängern aktiviert, die akustisch und durch Lichtsignale auf Höhe der Außenspiegel Alarm schlagen, wenn im Kegel des Senders ein Fahrzeug herannaht. Das System wirkt beidseitig und hat eine Reichweite von 50 Metern. Allerdings ist die Technik nicht als einzelnes Extra bestellbar. Sie wird als Teil eines Touring-Ausstattungspaketes angeboten, das auch Reifendruck-Kontrollsystem sowie Einparkhilfe vorn und hinten umfasst. Es kostet 960 Euro.
Die Limousine des Mazda 6 ist mit dem 125-PS-Diesel für 24.900 Euro zu haben. Der Kombi mit der umfangreichsten Werks-Ausstattung und 185-PS-Motor steht mit 33.600 Euro in der Liste.
Quelle: ntv.de