Mit 200 PS richtig spritzig Opel Cascada offen beliebt
05.08.2014, 12:46 Uhr
Für Sonnenanbeter ist der Cascada gerade jetzt mit seinen 200 PS eine Alternative zu teuren Premiumherstellern.
Gerade hat es der Opel Cascada unter die zehn beliebtesten Cabrios in Deutschland geschafft. Das bringt ihn auf Augenhöhe mit Promis wie dem Golf Cabrio und dem offenen Audi A5. Über einen solchen Erfolg kann man sich in Rüsselsheim schon lange nicht mehr freuen. Wie schlägt sich der zurzeit stärkste Open-Air-Opel im Alltag?
Es war eine gute Idee, den neuen Freiluft-Flitzer nicht in eine Modellfamilie einzureihen, wie es einst mit den offenen Varianten von Astra oder Tigra geschah. Der Cascada soll Eigenständigkeit demonstrieren und er tut dies auch mit dem Selbstbewusstsein einer fast 4,70 Meter langen Karosserie. Die extrem geneigte Frontscheibe streckt die Silhouette mit Eleganz und das Stoffdach ist die passende Haube, um ein klassisches Cabriolet zu bedecken. Man mag sich gar nicht vorstellen, wie ein Cascada mit Metall-Klappdach aussehen würde.
Das stärkste Pferd im Stall ist mittlerweile ein nur 1,6 Liter großer Benzin-Direkteinspritzer, aus dem mittels Turboaufladung 200 PS herausgeholt werden. Im Gegensatz zu der 170-PS-Variante ist dieser Motor nur mit manuellem Sechsgang-Getriebe zu koppeln, die Automatik bietet Opel hierfür nicht an. Mit den zusätzlichen 30 PS kostet er in der Ausstattungslinie Innovation 33.090 Euro und damit 1245 Euro mehr als für den kleineren Bruder aufgebracht werden müssen. Serienmäßig sind in dieser Version das adaptive Fahrlicht AFL+, Nebelscheinwerfer, die sehr praktischen elektrischen Gurtzuführer, zusätzliche Dämmung im Stoffverdeck, Zwei-Zonen-Klimaautomatik und 18-Zoll-Leichtmetallräder vorhanden. Will man noch Lederpolsterung, das große Navigationssystem, das Flex-Ride-Fahrwerk und eine Frontkamera haben, sind - wie bei diesem Testwagen - schnell 38.750 Euro beisammen.
Kompromisse beim Gepräckraum
Während Autotester beim 170-PS-Cascada zuweilen mangelndes Temperament kritisierten, gab es in dieser Hinsicht beim Testwagen nichts zu tadeln. Nur beim Verbrauch lag der tatsächliche Wert doch etwas weit weg von dem, was das Prospekt verspricht. 6,7 Liter wurden auf dem Prüfstand für den kombinierten NEFZ-Verbrauch ermittelt, bei dieser Testfahrt waren es am Ende 9,2 Liter - und das, obwohl die zurückhaltende Fahrweise nur einmalig zum Erreichen der Höchstgeschwindigkeit aufgegeben wurde. Statt der theoretisch mehr als 800 Kilometer Reichweite sollte man also eher mit rund 600 rechnen, denn der Tank ist nur 56 Liter groß. Der Hersteller empfiehlt übrigens Super plus als Kraftelixier für das 200 PS leistende Triebwerk.
So wertig und harmonisch gestaltet das Cockpit auch sein mag, die Mittelkonsole fordert eine Menge Aufmerksamkeit und Orientierungsvermögen. Fast 50 Dreh- und Drückregler, Tasten und Knöpfe sind dort versammelt, was vielleicht Funktionsvielfalt und technische Kompetenz ausdrücken mag, mancher würde es aber auch überladen und unübersichtlich nennen. Zumindest herrscht dort Logik und die Symbole der Tasten geben keine Rätsel auf. Der Testwagen war mit dem Navigationssystem Navi 950 Europa IntelliLink ausgestattet, das zwar 1550 Euro extra kostet, dafür aber eine gut ablesbare Grafik, einfache Bedienung und schnelle Reaktion auf Verkehrsänderungen bietet.
So erfrischend und vergnüglich es ist, Himmel, Wind und Sonne unmittelbar genießen zu können, so nervend ist es manchmal, bei Cabrios das übliche Gepäckaufkommen erheblich einschränken zu müssen. Opel hat den Kompromiss gesucht, weshalb das Heck des Cascada etwas zu lang wirkt. Immerhin sind 380 Liter Kofferraumvolumen dabei herausgekommen, ein Wert, der jeder Kompaktlimousine zur Ehre gereichen würde. Ist das Verdeck geöffnet, was tatsächlich kaum mehr als 15 Sekunden dauert, dann sind es immerhin noch 280 Liter. Die können allerdings nur dann sinnvoll genutzt werden, wenn man seine Utensilien dem Stauraum unterhalb des Verdeckkastens anpasst und gegebenenfalls auf starre Behälter wie Koffer verzichtet. Die Ladeluke dafür misst 90 mal 36 Zentimeter, die verfügbare Höhe unter dem Verdeckkasten beträgt 25 Zentimeter.
Kaum Zugluft auch ohne Windschott
Die Karosserieöffnungen für die Passagiere sind weitaus großzügiger bemessen. Die Türen haben eine Breite von 1,40 Metern, was den Zustieg - auch dank der automatisch nach vorn surrenden Fahrer- und Beifahrersitze - für alle bequem macht. Nur leider braucht diese Tür, soll sie mit maximalem Winkel geöffnet werden, auch rund 1,30 Meter Platz zur Seite, was in Normparkbuchten schlicht unmöglich ist. Rat an die Nutzer also: möglichst längs einparken, damit wenigstens eine Tür weit aufgemacht werden kann.
Ganz in der Tradition der meisten Cabrio-Hersteller wird auch bei Opel für ein Windschott ein Aufpreis verlangt, 290 Euro sind es hier. Als Teil des Komfort-Pakets, das 650 Euro kostet und das Sitz- und Lenkradheizung sowie Einparkhilfe beinhaltet, wird es mitgeliefert. Die Investition kann man sich aber auch sparen, denn Front- und Seitenscheiben kapseln die vorderen Insassen so gut ein, dass selbst bei Autobahntempo die Frisur nur mäßig leidet. Die Geräuschdämmung des Akustik-Verdecks (bei Innovation aufpreisfrei) ist vorbildlich und trägt zur Regen- und Winterzeit durchaus zum Wohlbefinden bei.
Fazit: Der Cascada zeigt das Potenzial der Firma Opel. Das elegant gestaltets Cabrio kann es durchaus mit deutschen Premium-Marken aufnehmen. Es bietet viel Komfort und Wohlbefinden, jedoch für eine erhebliche Summe weniger, als die von Opel definierte Konkurrenz verlangt. Kleine Schwächen liegen entweder im Konzept Cabrio selbst begründet oder sind heilbar, wenn man sich zum Beispiel für einen Diesel als Antrieb entscheidet.
DATENBLATT | Opel Cascada 1,6 Turbo |
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe) | 4,70 / 1,83 / 1,44 m |
Leergewicht (DIN) | 1733 kg |
Sitzplätze | 4 |
Ladevolumen | 280 - 530 offen / 350 - 630 geschlossen |
Motor | Reihen-Vierzylinder mit 1598 ccm Hubraum und Turboaufladung |
Getriebe | 6-Gang Handschalter |
Leistung | 147 kW/200 PS bei 5500 U/min |
Kraftstoffart | Superplus |
Antrieb | Vorderradantrieb |
Höchstgeschwindigkeit | 235 km/h |
max. Drehmoment | 280 Nm bei 1650 - 3500 U/min |
Beschleunigung 0-100 km/h | 9,2 Sek |
Normverbrauch (außerorts/innerorts/kombiniert) | 5,7 / 8,6 / 6,7 l |
Testverbrauch | 9,2 l |
CO2-Emissionen (Normverbrauch) | 158 g/km |
Effizienzklasse | C |
Grundpreis | 33.090,00 Euro |
Preis des Testwagens | 38.750,00 Euro |
Quelle: ntv.de