Renault Twingo RS Rennzwerg zum Kampfpreis
06.09.2008, 15:07 UhrMuss es wirklich noch so eine Rennsemmel sein? Ja, es muss, sagt Renault. Natürlich will der größte Importeur auf dem deutschen Markt und einer der bedeutendsten Hersteller in Europa sich auch an dem Kuchen laben, der seit Jahren beständig wächst. Und darum gibt es ab 13. September den Twingo RS.
Der Kuchen, um den es geht, ist das so genannte A-Segment, Kleinwagen, die mit viel PS und sportlichen Spoilern vor allem ein junges Publikum an die Marke binden sollen. Die branchenintern auch "hot hatch" (von der angloamerikanischen Bezeichnung für Drei- und Fünftürer mit Heckklappe) genannten Giftzwerge haben in Europa seit 2004 beständig zugenommen, 2007 wurden schon mehr als 80.000 Kleinwagen in der Leistungsstufe zwischen 100 und 150 PS in Westeuropa abgesetzt. Die Bandbreite getunten Kleinwagen reicht von Mini, Ford Fiesta, Peugeot 207, über Suzuki Swift, Opel Corsa oder Mitsubishi Colt. neuerdings bis zum Fiat 500 Abarth.
Der Renault Twingo RS bildet unter den Mitbewerbern insofern eine Ausnahme, als er zum absoluten Kampfpreis antritt: Für bereits 14.800 Euro ist das Auto zu haben, was selbst gegenüber den nächsten Konkurrenten, derm Citroen C2 VTS einen Vorteil von mehr als 2000 Euro bedeutet. Der Fiat Abarth ist mit einem Einstiegspreis von mehr als 18.000 Euro auf der Preisskala schon meilenweit enteilt.
Innen vom Mini inspiriert
Geblähte Pausbacken durch fette Kotflügelverbreiterungen, eine tief herunter gezogene Frontschürze sowie ein frecher Dachspoiler bestimmen die sportliche Optik des Twingo RS. Innen freut sich der Passagier über angenehm straffe und mit stabilen Seitenpolstern versehene Sportsitze, die so ganz unfranzösisch guten Halt in schnellen Kurven bieten. Originell, wenngleich auch ein wenig vom Mini-Interieur inspiriert, ist der Drehzahlmesser auf der Lenksäule, der sich bei der Höhenverstellung mitbewegt. Die Längsverstellung, da macht der Twingo RS in seinem Segment keine Ausnahme, fehlt freilich.
Jedes der 133 PS ist bei Twingo RS also für 111 PS zu haben. Eine RS-Variante, die als so genannte Cup-Version gleichzeitig auf den Markt kommt, steht mit 15.400 Euro nicht viel schlechter da. Hauptunterscheidungsmerkmal der beiden ist das Fahrwerk. Der Cup-RS kommt auf sehr schicken 17-Zoll-Felgen daher, die Sport- oder Basisversion begnügt sich mit 16-Zöllern. Unterschiede bestehen auch in der Abstimmung von Federn und Dämpfern, wobei das Cup-Fahrwerk eine gesunde Härte verspricht, die dem Rundstreckenfan neue Ambitionen vermitteln kann.Beiden gemein ist die um sechs Zentimeter gegenüber dem 100 PS starken Twingo GT verbreiterte Spur.
Mittels Feintuning wurde dem bekannten 1,6-Liter-Vierzylindermotor mehr Temperament eingehaucht. Größerer Luftdurchsatz, veränderte Steuerzeiten, mehr Ventilhub und andere Feinheiten sorgten für den Leistungszuwachs. Beim Fahren machen sich die Veränderungen in spontaner Leistungsbereitschaft, Drehfreude und agilen Handlinggefühl durch eine direkte, präzise Lenkung bemerkbar. Dafür ist allerdings auch ein Preis zu zahlen: Drehzahl.
Freude durch Drehzahl
Wer das Aggregat auf kurvenreicher Strecke konstant über 3000 Umdrehungen, besser 3500, hält, wird Spaß haben - darunter bleibt die Fahrfreude auf durchschnittlichem Niveau. Klar, dass mit hoher Drehzahl der mit sieben Litern im Schnitt angegebene EU-Normverbrauch nicht zu halten ist. Immerhin ist der Kraftstoffvorrat mit 40 Litern ordentlich bemessen, der Konkurrent Fiat Abarth muss zum Beispiel mit fünf Litern weniger sein Ziel erreichen.
Geschaltet wir damit einem manuellen Fünfganggetriebe. Das ist wohl der auffälligste Schwachpunkt des agilen Rennzwergs. Denn wenn schon die maximale Fahrfreude nur mit hoher Drehzahl zu erreichen ist, dann muss es auch Entspannungsphasen geben, in denen eine lange Übersetzung auf der Autobahn für niedriges Geräuschniveau in der Kabine sorgt. Dafür wäre ein sechster Gang nötig, der aber weder für Geld noch für gute Worte zu bekommen ist. Laut Renault hätte das 6-Gang-Getriebe "aufwändige Strukturelle Veränderungen" am Twingo nötig gemacht, die einerseits wohl den gesteckten Preisrahmen von unter 15.000 Euro gesprengt, andererseits das Auto auch schwerer und damit weniger agil gemacht hätten. So wiegt der Twingo Renault Sport fahrfertig 1124 Kilogramm.
Bisher ist der neue Twingo eine Erfolgsgeschichte für Renault. Mit mehr als 14.000 neu zugelassenen Exemplaren in Deutschland im ersten Halbjahr 2008 konnte der Hersteller die Absatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum glatt verdreifachen. Der RS wird in diesem Volumen eher eine unauffällige Rolle spielen. Bei 1000 Stück pro Jahr würde er ebenfalls als Erfolg gewertet.
Quelle: ntv.de