Aus zwei mach eins Suzuki Celerio - Ersatz für Alto und Splash
29.03.2015, 07:47 Uhr
Als Ersatz für Alto und Splash ist der Suzuki Celerio die neue Alternative der Japaner für den Großstadtdschungel.
(Foto: Busse/Textfabrik)
Wenn vom "japanische Kleinwagen-Spezialist" die Rede ist, ist meist Suzuki gemeint. Mit Selbstbewusstsein widerstanden die Japaner der Brautwerbung des VW-Konzerns und packen nun den nächsten City-Flitzer aus: den Celerio. Aber taugt der auch was?
Mit allem, was unter vier Metern kurz ist, kennt man sich bei Suzuki bestens aus. Keine Karosserieform scheint vor ihnen sicher, selbst von Geländewagen und Vans haben die findigen Japaner Micro-Ausgaben auf den Markt gebracht. Nachdem die Modelle Splash und Alto ihre Schuldigkeit getan haben, rollt schon der Ersatz als 3,60-Meter-Floh heran. Seine Ziellinie ist schon definiert: Auf 4000 Stück pro Jahr taxiert der Hersteller die Chancen auf dem deutschen Markt, womit er die von Splash und Alto 2014 gemeinsam erzielten Neuzulassungen klar übertreffen würde.

Der handlliche Fünftüer hat sein bevorzugtes Revier in der City, macht aber auch auf dem Land keine schlechte Figur.
(Foto: Busse/Textfabrik)
Die Neuentwicklung startet in ein Segment, in dem es zunehmend enger wird. Dort buhlt die VW-Familie mit Skoda Citigo und Seat Mii um Kunden, Kia Picanto und Hyundai i10 wollen ihre Marktanteile. Bald kommt noch der Opel Karl hinzu – kein leichtes Unterfangen. Der Fünftürer Celerio kommt mit einem Dreizylinder-Motor angerollt, der 68 PS leistet, auch das eine Größenordnung, die man häufiger bei Kleinstwagen antrifft. Im Gegensatz zum Modell Splash gibt es aber keine Vierzylinder-Alternative. Damit es trotz der geringen Leistung hinreichend munter und wirtschaftlich zur Sache geht, ist geringes Gewicht hilfreich. Der Suzuki bringt laut Zulassung 880 Kilogramm auf die Waage. Eine Voraussetzung für ein zufriedenstellendes Fahrerlebnis wäre damit schon mal erfüllt.
Drei Zylinder- zwei Versionen
Außer der Basisvariante für 9690 Euro bietet Suzuki noch eine "Eco+"-Variante an, die sich durch etwas mehr Drehmoment (93 statt 90 Newtonmeter), verbesserte Aerodynamik und vor allem eine Start-Stopp-Automatik unterscheidet. Im Prospekt macht das beim Verbrauch 0,7 Liter Ersparnis je 100 Kilometer aus (3,6 statt 4,3 Liter/100 km). Allerdings kostet Eco+ 1100 Euro Aufpreis. Schnelle Rechner haben im Nu überschlagen, dass man bei einem durchschnittlichen Spritpreis von 1,40 Euro je Liter schon mal 100.000 Kilometer fahren muss, um - nach Normverbrauch - wenigstens 980 Euro zu sparen. Aber das Gefühl, ein wenig umweltverträglicher unterwegs zu sein, als mit dem Basismodell, ist schließlich auch etwas wert. Dass die Besitzer die Mehrkosten durch Minderverbrauch wieder hereinholen, ist unwahrscheinlich, denn viele werden den Kleinstwagen kaum mehr als 10.000 Kilometer im Jahr bewegen.
Aber egal wie weit man fährt, wer auf dem Fahrersitz Platz nimmt, freut sich über das gute Raumgefühl, das man einem 3,60 Meter langen und 1,54 Meter hohen Auto nicht so ohne weiteres zutraut. Auch auf der Rückbank geht es einigermaßen bequem zu, obwohl der Radstand mit 2,43 Metern geringer ist als zum Beispiel bei dem gleich langen Renault Twingo. Was fehlt – leider üblich in dieser Klasse – ist eine horizontale Lenkradverstellung.
Wer in der Preis-Kategorie um 10.000 Euro konkurrenzfähig sein will, muss im Teile-Einkauf mit Zehntel-Cent kalkulieren. Das führt zwangläufig zu schmucklosem, oft spartanischem Einrichtungs-Dekor. Das ist beim Celerio nicht anders. Die Hartplastik-Oberflächen spannen sich über die Instrumente, ein U-förmiger heller Einleger will optisch für etwas Abwechslung sorgen und rahmt die Mittelkonsole ein. Ein Bildschirm, der etwa die Anzeige für ein App-basiertes Navigationssystem übernehmen könnte, ist nicht vorgesehen. Auch nicht als Sonderausstattung. Dafür verblüfft der Testwagen mit elektrischen Fensterhebern rundum.
Ordentlicher Kofferraum
Dass der Schminkspiegel auf der Fahrerseite angebracht ist, sollte nicht gleich als Hinweis auf ein "Frauenauto" interpretiert werden, denn auf der linken Seite sitzt im Heimatland der Marke die Beifahrerin. Türen und Heckklappe klingen etwas blechern, was einen weder wundern noch stören sollte, denn jedes Gramm Dämmung bringt das geringe Leergewicht in Gefahr. Dafür sind die Türgriffe als robuste Bügel ausgeführt, statt als Klapphebel eine billige und leichte Variante anzubieten.

Der kleine Dreizylinders leistet 68 PS, ohne dabei übermäßig laut zu werden.
(Foto: Busse/Textfabrik)
Die Lehne der Rückbank ist im Verhältnis 1/3 zu 2/3 umlegbar, jedoch entsteht ein hinderlicher, etwa 15 Zentimeter hoher Absatz, der das Beladen mit größeren Teilen arg einschränkt. Die Ladekante wurde mit 68 Zentimetern Höhe gemessen, der Ladeboden liegt 17 Zentimeter tiefer. Zwischen 254 und 1053 Liter Kofferraumvolumen sind nutzbar, was enorm ist, verfügt der 57 Zentimeter längere Suzuki Vitara doch nur über 67 Liter mehr Volumen. Insgesamt können 380 Kilogramm zugeladen werden. Bei vier erwachsenen Passagieren bleibt also noch etwas Luft für Gepäck.
Der Dreizylinder räuspert sich vernehmlich und der raue Ton bleibt auch nach der Warmlaufphase erhalten. Das stört nicht weiter, schon eher die Tatsache, dass die Warmluftzirkulation einige Zeit braucht, um für die Fahrt in den winterlichen Morgen angenehme Innentemperaturen zu schaffen. Flink und handlich durchkurvt der Celerio den City-Dschungel, sein geringer Wendekreis von 9,40 Metern macht ihn zu einem idealen Partner auf den Kurzstrecken der Stadt.
Klima in der Basisausstattung
Draußen auf der Landstraße braucht es um die 14 Sekunden, aus dem Stand die 100-km/h-Marke zu erreichen – ebenfalls Klassendurchschnitt. Die versprochene Höchstgeschwindigkeit von 155 km/h blieb dem Testfahrer versagt, die GPS-Messung meldete nach längerem Anlauf 149,5 km/h, der Tacho zeigte währenddessen 160 Stundenkilometer. Der Geräuschpegel verharrte trotz der hohen Drehzahlen und Fünfgang-Getriebe auf niedrigem Niveau, durchaus ein Pluspunkt für den Celerio. Da der Testwagen nicht mit Eco+ ausgestattet war, liegt der Testverbrauch von 5,9 Litern auf 100 km im erwarteten Bereich.
Im Basismodell sind elektrische Fensterheber vorn, ESP und eine Reifendruckkontrolle vorhanden. Die Club-Variante (sie kostet 10.890 Euro) sind zusätzlich Klimaanlage, CD-Radio mit USB-Anschluss sowie eine Bluetooth-Freisprecheinrichtung an Bord. Federungs- und Abrollkomfort sind frei von Auffälligkeiten, die Lenkung wünschte man sich etwas direkter. Die Verzögerungswerte sind ordentlich, auch wenn auf der Hinterachse keine Scheibenbremsen montiert sind. Trommelbremsen sind im Kleinstwagensegment nach wie vor üblich. Als Sonderausstattung bietet Suzuki außer dem Eco+-Paket noch Metallic-Lackierung für 420 Euro an, als Zubehör gelten Leichtmetallfelgen (+520 €) und Einparkhilfe (+172 €), wobei die Alus in der Linie "Comfort" inklusive sind.
Fazit: Der Suzuki Celerio macht den Schritt in Richtung Modernität, die Alto oder Splash nicht mehr abzugewinnen war. Aber er hätte größer ausfallen können, zum Beispiel in Sachen Konnektivität. Das Raumangebot ist gut, auch als Kleinsttransporter hat der Fünftürer seine Vorzüge, weshalb die Verkaufserwartungen realistisch erscheinen. Ob der Markt allerdings die relativ hohen Kosten für ein bisschen mehr Umweltverträglichkeit akzeptiert, muss abgewartet werden.
DATENBLATT | Suzuki Celerio 1.0 |
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe) | 3,60/ 1,60/ 1,54 m |
Radstand | 2,43 m |
Leergewicht (DIN) | 880 kg |
Sitzplätze | 5 |
Ladevolumen | 254 / 1053 Liter |
Motor | Dreizylinder-Reihenmotor mit 998 ccm Hubraum |
Getriebe | 5-Gang Handschaltung |
Leistung | 50 kW/68 PS |
Kraftstoffart | Benzin |
Antrieb | Frontantrieb |
Höchstgeschwindigkeit | 149,5 km/h (GPS-Messung) |
Tankvolumen | 35 Liter |
max. Drehmoment | 90 Nm bei 3500 U/min |
Beschleunigung 0-100 km/h | 13,0 Sekunden |
Normverbrauch (außerorts/innerorts/kombiniert) | 3,7 / 5,1 / 4,3 l |
Testverbrauch | 5,9 l |
CO2-Emission | 99 g/km |
Grundpreis | 9690 Euro |
Preis des Testwagens | 11.910 Euro |
Quelle: ntv.de