Praxistest

Der ix35 als Allrounder Souveräner Brummer von Hyundai

Der ix35 macht nicht nur in der Stadt eine gute Figur.

Der ix35 macht nicht nur in der Stadt eine gute Figur.

(Foto: Holger Preiss)

Schick ist der facegeliftete Hyundai ix35. Aber Optik ist nicht alles und so soll der stärkste Selbstzünder im Praxistest unter Beweis stellen, ob das Bestseller-SUV aus Korea auch in der Lage ist, in allen Belangen Spaß und Alltagstauglichkeit zu kombinieren.

Im Dezember 2013 war der ix35 das meistverkaufte SUV in Deutschland.

Im Dezember 2013 war der ix35 das meistverkaufte SUV in Deutschland.

(Foto: Holger Preiss)

Der Dezember 2013 war der Monat des Hyundai ix35. In der Statistik des Kraftfahrzeugbundesamtes hatte sich der koreanische Kraxler im Segment der SUV am ewigen Klassenbesten, dem Nissan Qashqai, vorbeigeschoben und war mit 2293 verkauften Fahrzeugen in diesem Monat die Nummer eins. Das hat natürlich seinen Grund. Nach der Hälfte des ix35-Lebens, also nach dreieinhalb Jahren, hatte Chefdesigner Thomas Bürkle die Striche noch einmal nachgezogen. Hinzu kommen Seitenschutzbeplankung im unteren Bereich der Türen, LED-Leuchten an Front und Heck, Navigationsantenne im Haifischflossenstil und im besten Fall füllen 18-Zoll-Leichtmetallfelgen die Radhäuser. Also alles auf Offroad, könnte man sagen.

Dafür sprechen auch die Bergabfahrkontrolle und die Berganfahrhilfe, die es bereits in der Grundausstattung in Serie gibt. Der Böschungswinkel liegt vorn bei 24,2 Grad, hinten bei 26,9 Grad, die Wattiefe bei 500 Millimeter und die Bodenfreiheit beträgt 170 Millimeter. Letztlich sind das aber nur Zahlen, den Beweis für die Gelände- und Praxistauglichkeit bringt erst ein Praxistest. Da der ix35 mit mindestens 1,5 Tonnen in der Grundvariante kein Leichtgewicht ist, und Gelände sich mit Allradantrieb ohne Zweifel besser bewältigen lässt als ohne, fiel die Wahl beim Testwagen auf den mit 184 PS stärksten Diesel, den 2.0 CRDi 4WD.

Flotter Selbstzünder

Der große Diesel verrichtet seine Arbeit in allen Belangen souverän.

Der große Diesel verrichtet seine Arbeit in allen Belangen souverän.

(Foto: Holger Preiss)

Und tatsächlich: Der große Brummer verrichtet seine Arbeit absolut souverän. Zwar tuckert er nach dem Kaltstart einen Moment wie ein Traktor, aber was Anzug und Vortrieb betrifft ist der Testwagen weit von seinen selbstzündenden Arbeitskollegen entfernt. In für dieses Segment flotten 9,8 Sekunden beschleunigt der Koreaner mit deutscher Zeichnung auf Tempo 100 und fliegt laut Datenblatt bis an die 195 km/h-Marke. Laut Anzeige auf den gut ablesbaren Rundinstrumenten bringt es der kraftvolle Zwei-Liter-Diesel sogar auf knapp über 200 km/h. Wobei das Sechsgang-Automatikgetriebe lediglich bei einem direkten Kickdown etwas zögerlich reagiert. Ansonsten arbeitet die Wandlerautomatik, ohne größeren Dehnbereich, sehr präzise und erstaunlich sanft. Einziger Kritikpunkt an dieser Stelle ist die etwas altbacken anmutende Schaltung, die durch gewundene Gassen führt. Das ist nicht mehr zeitgemäß und erinnert an die Wegführung von Fahrzeugen der 80er und 90er Jahre.

Auch was den Verbrauch betrifft, könnte man bei den im Test ermittelten 8,4 Litern Diesel im Schnitt mutmaßen, dass es nicht mehr den heutigen Gegebenheiten entspricht. Einschränkend muss allerdings Folgendes angemerkt werden: Für den 2.0 CRDi 4WD mit Automatikgetriebe stehen im Datenblatt 8,8 Liter für den Stadtverkehr. So gesehen und eingedenk der Tatsache, dass das Gros der gefahrenen Testkilometer tatsächlich im Stadtverkehr abgespult wurde, liegt der Verbrauch hier sogar etwas unter den Angaben des Herstellers. Hinzu kommt, dass gewollte Leistung natürlich eine entsprechende Nahrungszufuhr verlangt. Was an dieser Stelle den Schluss zulässt, dass der Verbrauch in Ordnung geht. Für einen gleichstarken Handschalter geht Hyundai von lediglich 7,5 Litern im City-Lauf aus.

Ohne Eco geht's besser

Für die Stadt konzipiert, taugt der ix35 auch fürs Grobe.

Für die Stadt konzipiert, taugt der ix35 auch fürs Grobe.

(Foto: Holger Preiss)

Was dem Testwagen tatsächlich fehlte, war eine Start-Stopp-Automatik. Dafür gab es aber ein Eco-Knöpfchen, dessen Sinn sich leider nicht erklärte. Denn außer die Gaskennlinie zu verändern, führte die Fahrt mit eingeschalteter Öko-Leuchte dazu, dass die Momentanverbrauchanzeige von den gewohnten 8,0 Litern auf gigantische 11,0 Liter nach oben schoss. Im weiteren Fahrverlauf wurde dieser Knopf dann nicht mehr gedrückt.

Doch was ist jetzt mit der Geländetauglichkeit? Natürlich ist der ix35 in erster Linie als Onroader konzipiert. Dennoch macht der Koreaner eben gerade wenn er als 4WD geordert wird auch im groben Geläuf keine schlechte Figur. Zumal der Top-Diesel dank serienmäßiger Steuereinheit die Fahrbahngegebenheiten und die schlupfabhängige Kraftübertragung permanent kontrolliert. Das sorgt für eine verzögerungsfreie Drehmomentverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse, wobei die Kraftverteilung an die hinteren Räder durch eine elektrohydraulische Lamellenkupplung übernommen wird. Bei ausreichender Traktion begnügt sich der Koreaner also mit Frontantrieb und schiebt die Kraft nur auf die Hinterräder, wenn es nottut. Ein Vorteil, der sich nicht nur auf steilen Waldwegen bezahlt macht. Auch die allgemeine Kurvenstabilität wird so verbessert und sorgt dafür, dass ein Über- oder Untersteuern in schnell gefahrenen Kehren unterbleibt. Lediglich wer ums Eck fegt und dabei schnell einbremsen muss, merkt, dass das Korea-SUV doch einiges an Gewicht mitbringt, wenn es böse über die verzögerten Räder schiebt. Hier helfen aber ABS und ESP, den Dicken in der Spur zu halten.

Absolut Alltagstauglich

Kinder müssen sich ein wenig anstrengen, um die lichte Höhe des ix35 zu erklimmen.

Kinder müssen sich ein wenig anstrengen, um die lichte Höhe des ix35 zu erklimmen.

(Foto: Holger Preiss)

Ansonsten gibt sich der ix35 absolut alltagstauglich. Kann er sich zum einen bis zu zwei Tonnen ans Heck binden und insgesamt bis zu 446 Kilogramm zuladen, offeriert er zum anderen auch einen Kofferraum, der 591 Liter verschlingt. Legt man die asymmetrisch geteilte Rücklehne komplett um, sind es sogar 1436 Liter. Auf den straffen Lederpolstern, die in der Ausstattungslinie Style ohne Aufpreis geordert werden können, findet man vorn und hinten ausreichend Platz. Die zu erklimmen ist allerdings für Kinder bis 1,35 Meter gar nicht so einfach, noch dazu, wenn man die schicken 18-Zöller für lediglich 400 Euro in die Radhäuser hat stellen lassen. Wie über eine übergroße Stufe muss sich das Kleinvolk, an die Rücklehne der Vordersitze geklammert, in den Fond ziehen. Sind die Zwerge dann aber erst verstaut, gibt es keine Klagen mehr. Auch nicht was die Sicht betrifft, denn die kommode ansteigende Schulterlinie gewährt einen einwandfreien Blick auf das Geschehen außerhalb des Kraxlers.

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Was die Raumverhältnisse betrifft, gibt es auch für Pilot und Co-Pilot nichts zu klagen. Der Arbeitsplatz ist sehr aufgeräumt, folgt aber in der Belegung der Knöpfe eher der Symmetrie als der Sinnfälligkeit. Das ist aber nur eine Frage der Gewöhnung. Wirklich schade ist, dass sich die Mittelarmlehne nicht in der Länge verschieben lässt und dass das durchaus elegante Volant mit drei Speichen und integrierten Bedienelementen mit so glattem Nappa bespannt ist, dass, wer kalte Hände hat, glaubt, nicht er, sondern das durch die Finger gleitende Lenkrad würde die Richtung bestimmen. Auch bei der Wahl der Materialien für die Armatur hätte man sich etwas mehr Schmeichelei gewünscht. Kommt die doch in recht harter Plastik daher. Allerdings ist die so sauber verarbeitet, dass nichts knarzt, klappert oder wackelt. Selbst auf Kopfsteinpflaster bleibt jegliche Art unangenehmer Geräuschkulisse außen vor. Was sicher auch dem ausgewogenen Fahrwerk zu verdanken ist, das Unebenheiten sauber filtert.

Auch ohne Filter alles dabei

Filtern muss man bei der Ausstattung des ix35 nicht. Jedenfalls nicht, wenn er in der höchsten Ausstattungslinie Style anrollt: schlüsselloser Zugang, Start-Stopp-Knopf, elektrische Fensterheber vorn und hinten, integriertes CD-Radio mit MP3-Funktion, Anschlüsse für USB und AUX, Bluetooth, Lichtsensor, 2-Zonen-Klimaautomatik, Einparkhilfe hinten, Rückfahrkamera, Regensensor, Scheibenwischer-Enteiser vorn, dunkel getönte Scheiben ab B-Säule, Sitzpolsterung in Leder, Sitzheizung vorn und hinten, Geschwindigkeitsregelanlage - alles schon enthalten. Lediglich das Navi muss noch extra geordert werden. Schlägt dann aber auch mit 1500 Euro richtig ins Kontor.

Alles drin, alles dran. Nur die Führung des Ganghebels wirkt etwas hausbacken.

Alles drin, alles dran. Nur die Führung des Ganghebels wirkt etwas hausbacken.

Allerdings ist in diesem Preis auch ein fünfjähriges Kartenupdate enthalten. Und das Komfortpaket, für 1280 Euro, bestehend aus automatischem Einparkassistenten mit Einparkhilfe vorn, hochauflösende Tachometerdarstellung, Reifendruckkontrolle mit Reifenfehleranzeige und Flex-Steer-System, was nichts weiter heißt, als das der Fahrer auf Knopfdruck aus den drei Kennlinien Normal, Komfort und Sport wählen kann. Ob das Komfortpaket nötig ist, muss jeder für sich entscheiden. Die unterschiedlichen Kennlinien für das Lenkrad sind es auf jeden Fall nicht.

Fazit: Der ix35 ist ein SUV, das mit dem starken 2.0 CRDi und Allradantrieb weder fahrtechnisch noch optisch Wünsche offen lässt. Für insgesamt 37.890 Euro hat man hier ein Highend-Fahrzeug, das sich auch vor der deutlich teureren Premiumkonkurrenz nicht verstecken muss. Letztlich gibt es hier Feature, die man andernorts teuer bezahlen muss. Hinzu kommt die immer noch sehr lange Garantiezeit von fünf Jahren. Die kann zurzeit nur die Schwestermarke Kia toppen.

DATENBLATTHyundai ix35 CRDi
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe)4,41/ 1,82/ 1,66m
Radstand2,64 m
Leergewicht (DIN)1754 kg
Sitzplätze5
Ladevolumen591 / 1436 Liter
Zuladung464 kg
Wendekreis10,58 m
Böschungswinkel vorn/hinten24,2/26,9 Grad
Wattiefe50 cm
MotorReihen-Vierzylinder Turbodiesel mit 1995 ccm Hubraum
Getriebe6-Gang-Automatikgetriebe
Leistung140 kW/190 PS bei 3400 U/min
KraftstoffartDiesel
Tankinhalt58 Liter
AntriebAllradantrieb
Höchstgeschwindigkeit195 km/h
max. Drehmoment392 Nm 1800 - 2500 U/min
Beschleunigung 0-100 km/h9,8 s
Normverbrauch (innerorts, außerorts, kombiniert)8,8 / 5,7 / 6,9 l
Testverbrauch8,4 l
CO2-Emissionen
(Normverbrauch)
180 g/km
EmissionsklasseEU5
Grundpreis34.710 Euro
Preis des Testwagens37.890 Euro

Quelle: ntv.de

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