Mit Adam ums Eck Opels Lifestyle-Go-Kart
23.10.2013, 11:26 Uhr
Wer kann dem Lifestyle-Floh schon widerstehen? Frauen nicht und Männer auch nicht mehr wenn sie das Go-Kart-Feeling bekommen.
Mit dem Adam hat man in Rüsselsheim einen gewaltigen Sprung nach vorne gemacht. Nicht nur, dass der Lifestyler im Miniformat extrem gut aussieht, er verkauft sich sogar. Aber ist der Zwerg auch praxistauglich?
Als Adam sich im Paradies verführen ließ und die Früchte vom Baum der Erkenntnis naschte, wollte er es wissen. Damit stellte er Gottes Allmacht in Frage und wurden aus dem gelobten Land vertrieben. Wer hingegen in den Opel Adam in der Ausstattungslinie Glam steigt, der wird ihn nicht verbannen, er wird ihn ins Herz schließen, weil er einen zuckersüßen Begleiter an seiner Seite wähnt. Na gut, ein wenig kommt es schon auf das Geschlecht des Betrachters an. Beim glamourösen Testwagen, einem in "Berry" lackierten und mit weißem Dach überspannten Charmebolzen, stößt dem Herrn der Schöpfung schon ein wenig dieses zarte Violett auf.
Designtechnisch absolut konsequent zieht sich die Farbe aber nicht nur über die ausgesprochen bequemen und für diese Fahrzeugklasse großzügig bemessenen Ledersitze, sondern findet sich auch mit individueller Prägung als Bezug auf der Armatur, in den Türverkleidungen und am Lenkrad wieder. Selbst der Zündschlüssel hat einen Rand in der Beerenfarbe. Letztlich wirkt das so süß, dass man(n) für einen Moment bangt, Zucker zu bekommen, während das weibliche Geschlecht nur verzückt mit den Äugelein rollt. Über das große Panoramadach gibt es hingegen nichts zu meckern, das macht die Knutschkugel nur luftiger und schreit förmlich: "Lass die Sonne rein."
Auf den Motor kommt es an

Mit dem breiten Ledergestühl das ebenfalls die Wagenfarbe trägt, gibt es gleich noch etwas mehr Glam.
Allerdings bleibt das üppige Raumgefühl denen vorbehalten, die auf den vorderen Sitzen Platz nehmen. Zwar wird der Dreitürer mit Rückbank angeboten und ist auch im Fahrzeugschein als Viersitzer verbrieft, aber selbst Kinder weigern sich nach einer ersten Probe, länger im Fond zu verweilen. Erwachsene werden auf der Strafbank dann vollends zusammengefaltet, denn der kühne Abgang der Dachlinie zwingt selbst mäßig große Personen, den Schädel während der Fahrt am Himmel zu schubbern. Für kurze Strecken ums Eck mag dieser Notsitz taugen, für längere Ausflüge ist er unzumutbar. Der knuffige Kerl ist also nur etwas für Singles oder Paare ohne Anhang.
Am wohlsten fühlt sich im Rüsselsheimer Paradiesvogel auf jeden Fall der Fahrer. Er hält ein proportional geradezu riesiges Volant in der Hand, blickt auf rotbeleuchtete Rundinstrumente, deren Zeiger beim Start des Wagens Opel-typisch, einmal von links nach rechts ausschlagen und einen Hauch von Rennatmosphäre verbreiten. Wer diesen Spaß noch mit dem richtigen Motor paart, der ist auf dem besten Weg, sich wie auf dem Rundkurs zu fühlen.
Der Testwagen wird durch einen 1,4 Liter ecoFlex befeuert, der satte 100 PS leistet und den 3,70 Meter langen und nur knapp eine Tonne schweren Floh über ein angenehm schaltbares Fünfganggetriebe in 11,5 Sekunden an die 100-km/h-Marke treibt. Flott ist der Adam auch auf der Autobahn. Mit ihm kann man nicht nur im Verkehr mitschwimmen, sondern durchaus auch mal die linke Spur benutzen. Denn mit 185 km/h gehört er nicht zu den Langsamsten. Beim Verbrauch zeigt sich der kleine Rüsselsheimer mäßig sparsam. Im Schnitt verflüchtigen sich auf 100 Kilometern 7,3 Liter Super durch die Abgasanlage, was gerechnet auf 36 Liter Tankinhalt einer Reichweite von etwa 500 Kilometern entspricht.
Kein Kofferraum, aber ein Sportfahrwerk
Wer allerdings längere Urlaubsfahrten plant, der muss die Rückbank umlegen, denn der Kofferraum, der diesen Namen eigentlich nicht verdient, fasst lediglich 170 Liter. Das reicht zwar für einen kleinen Kasten Bier, zwei Einkaufstaschen und einen Sack Kartoffeln, aber selbst größeren Reisetaschen verweigert das Gepäckabteil den Zugang. Ist aber bei Minimalbesetzung auch egal, denn über zwei Züge im Kofferraum kann mit nur einem Finger die zweigeteilte Rückenlehne zum Kippen gebracht werden. So entstehen immerhin 663 Liter Stauraum und auch größere Gepäckstücke verschwinden problemlos.
Was den Test-Adam aber wirklich auszeichnet, ist sein Fahrwerk. Dank des kompakten Radstandes von 2,31 Metern steht er für seine Größe satt auf der Straße und bietet auch bei schnell gefahrenen Kurven ausgezeichnete Fahrstabilität. Das ist vor allem dann der Fall, wenn der sportive Fahrer die im immens breitgefächerten Ausstattungskatalog angebotenen 17-Zoll-Felgen bestellt hat. Mit denen erhält er nämlich auch ein Sportfahrwerk ohne Aufpreis und eine straffe, sehr direkt arbeitende Lenkung. Einziger Nachteil: Man darf, was Bodenunebenheiten betrifft, kein Weichei sein. Die 17-Zöller sind nämlich mit 215er Schlappen bespannt, was dem Kleinen von hinten eine extrem scharfe Optik gibt, aber in der Summe auch dafür sorgt, dass die Straßenbeschaffenheit für die Insassen deutlich spürbar wird. Vor allem bei geschwindigkeitsbegrenzenden Bodenschwellen sollte man Obacht geben. Werden die zu schnell überfahren, gibt es von unten einen Schlag, der bis unter die Schädeldecke geht. Wer das beachtet, dürfte aber mit dem Sportfahrwerk eine Menge Spaß haben.
Adam hat seinen Preis
Spaß bereitet auch die Verarbeitung des Adam. Trotz der "tausend" Individualisierungen machte der in Eisenach gebaute Flitzer einen grundsoliden Eindruck. Klappergeräusche bleiben auch auf holperiger Piste aus, und alles, was man im Adam in die Hand nimmt, macht einen soliden Eindruck. Ein weiterer Pluspunkt ist das Radio "IntelliLink" mit 7-Zoll-Touchscreen für 350 Euro. Das befreit den Piloten vom Tastenchaos in der Mittelkonsole, so dass Radio, CD, Bluetooth, Telefon und Multimedia über das gut erreichbare Display gesteuert werden können. Wer die BringGo Smartphone-App erwirbt, der kann das System auch mit einem Navigationssystem versehen. Die App als solche gibt es für 99 Cent, allerdings muss das entsprechende Kartenmaterial, zum Beispiel für Westeuropa, mit 70 Euro extra bezahlt werden.
Bezahlen muss man auch den Adam. Der von Opel zur Verfügung gestellte Testwagen kostete insgesamt 19.105 Euro. Das ist für einen Kleinstwagen ein erkleckliches Sümmchen. Ausstattungsbereinigt liegt der Einstiegspreis bei 15.885 Euro. Damit kostet der kleine Rüsselsheimer gerade mal 145 Euro mehr als die Einstiegsvariante des Mini One mit lediglich 75 PS.
Fazit: Der Adam ist ein knuffiges Kerlchen, das dank der tausend Individualisierungsmöglichkeiten zu einem echten Einzelstück gemacht werden kann. Das Sportfahrwerk verschafft den Insassen, solange sie in der ersten Reihe sitzen Go-Kart-Feeling und erhöht den Spaßfaktor um ein Vielfaches. Wer allein oder zu zweit reist, wird auch auf langen Strecken keine Probleme bekommen, nur Mehrpersonenhaushalte sollten von dem Spaßauto Abstand nehmen. Für alle anderen könnte der kleine Paradiesvogel eine echte Alternative zu Mini, Fiat 500 und Co. sein.
DATENBLATT | Opel Adam 1,4 ecoFlex |
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe) | 3,69 / 1,80 / 1,48 m |
Leergewicht (DIN) | 1086 kg |
Sitzplätze | 4 |
Ladevolumen | 170/663l |
Motor | Reihen-Vierzylinder mit 1398 ccm Hubraum |
Getriebe | 5-Gang Handschalter |
Leistung | 74 kW/100 PS bei 6000 U/min |
Kraftstoffart | Super |
Antrieb | Vorderradantrieb |
Höchstgeschwindigkeit | 185 km/h |
max. Drehmoment | 130 Nm bei 4000 U/min |
Beschleunigung 0-100 km/h | 11,5 Sek |
Normverbrauch (außerorts/innerorts/Duchschnitt) | 4,2 / 6,6 / 5,1 l |
Testverbrauch | 7,3 l |
CO2-Emissionen (Normverbrauch) | 119 g/km |
Effizienzklasse | C |
Grundpreis | 15.885 Euro |
Preis des Testwagens | 19.105 Euro |
Quelle: ntv.de