Urgestein mit Lifestyle-Ambitionen Toyota Land Cruiser 3,0 D-4D
29.04.2005, 15:21 UhrVon Axel F. Busse
Der Auftritt flößt Respekt ein: Mit einer Scheitelhöhe von 1,85 Metern hat der Toyota Land Cruiser schon von Hause aus eine starke physische Präsenz. Die Front wirkt wuchtig und die ausgestellten Radkästen muskulös. An der handfesten Optik tritt die designerische Eleganz jedoch zugunsten einer klaren Nutzwertorientierung in den Hintergrund. Steiler, gradliniger Aufbau, große Glasflächen, kein Schnickschnack - genau so eben, wie man Geländewagen seit Jahrzehnten baut.
Dass der Land Cruiser dennoch im Revier der lifestyligen SUV wildert, liegt an der hochwertigen Innenausstattung, die in der Linie "Exekutive" nur wenige Wünsche offen lässt. Zu Alufelgen und Klimaautomatik gesellen sich dort ein hydropneumatisches Fahrwerk, elektrisches Glasdach und Lederausstattung sowie ein CD-Audio- und Navigationssystem. Damit taugt der Fünftürer ebenso als zeitlos-eleganter Familien-Ferienshuttle wie als robuste Zugmaschine für Boot- oder Pferdeanhänger. Und in schwerem Gelände blamiert er ohnehin (fast) jeden Wettbewerber.
Geländewagen des Jahres
Mit der Bodenfreiheit von 22 Zentimetern, der schaltbaren Geländeuntersetzung (Steigfähigkeit 42 Grad) und der Wattiefe von 70 Zentimetern (das sind bereits die Räder im Wasser verschwunden) sind kaum noch ernst zu nehmende Hindernisse zu finden. Was Wunder, dass der Land Cruiser gerade von den Lesern einer Fachzeitschrift zum zweiten Mal zum Geländewagen des Jahres gewählt wurde.
Drinnen geht es bei aller Sachlichkeit wohnlich-luxuriös zu. Die Qualität der Sitze macht sich vor allem auf langen Strecken wohltuend bemerkbar, nur im Gelände wäre etwas mehr Seitenstabilität zu wünschen. Kleiner Wermutstropfen: Einige Schalter der Mittelkonsole sind am Rande der Fahrer-Reichweite und der Touchscreen-Bildschirm ist bei geöffnetem Dach sehr blendempfindlich.
Der bullige Dreiliter-Common-Rail-Vierzylinders gibt maximal 410 Nm Drehmoment an die Kurbelwelle ab. Das sorgt trotz der gut zwei Tonnen Leergewicht für kräftigen Antritt. An der Laufkultur gibt es nichts zu bemängeln, ab 140 km/h dominieren wegen der steilen Aufbauten ohnehin die Windgeräusche. Ein paar PS mehr könnten freilich nicht schaden. Mit 166 PS ist der Motor sicher noch nicht am Ende seiner Möglichkeiten und die Distanz zum 4-Liter-Benziner (249 PS) ist ohnehin etwas zu groß. Der Testwagen erreichte mit gestoppten 169 km/h die angegebene Höchstgeschwindigkeit (175 km/h) nicht ganz, was aber zu verschmerzen ist. Schließlich liegt der Reiz dieses Fahrzeug darin, was schon der Name nahe legt: Im Cruisen. Der serienmäßige Tempomat sorgt für Entspannung.
Variabler Innenraum
Die Sicherheitsausstattung ist komplett. Front-, Seiten- und Kopf-Airbags sind Serie, ebenso ABS, elektronische Stabilitätskontrolle sowie Bergan- und abfahrhilfe. Auch Isofix und Schleudertrauma-Schutzsystem wurden nicht vergessen und außerdem logieren die Insassen rund 80 Zentimeter oberhalb des übrigen Verkehrsgeschehens, was Souveränität vermittelt. Die klappbare dritte Sitzreihe erhöht die Einsatzmöglichkeiten, wenngleich ihr mangels Fußraum die Langstreckentauglichkeit fehlt. Gemessen an Fahrzeughöhe und Bodenfreiheit ist die niedrige Ladekante von 65 cm zu loben, auch die Innenraumvariabilität ist eine Frage von wenigen Handgriffen.
Zwischen Basis- und Topausstattung liegt immerhin eine Differenz von 17.500 Euro. Die Executive-Variante für deutlich über 50.000 Euro lässt daher auch nur einen Wunsch offen: Die Einpark-Sensoren (Aufpreis 400 Euro) könnten ruhig im Paket enthalten sein, denn die Dimensionen des Land Cruisers lassen diesen elektronischen Helfer äußerst sinnvoll erscheinen. 9,3 Liter Testverbrauch sind angesichts der bewegten Massen ein günstiger Wert. Bleibt ein nobler Geländewagen, der nur für die Straße eigentlich viel zu schade ist. Eine umfangreiche Serienausstattung macht ihn zu einem angenehmen Reisebegleiter. Aber erst auf schwerem Geläuf kommt richtig Freude auf. Da spielt dieses Urgestein eines Allradlers seine Trümpfe aus, vor allem, weil dort der Mangel an ein paar PS mehr nicht so deutlich in Erscheinung tritt.
Axel F. Busse
Quelle: ntv.de