Praxistest

Nissan setzt mit dem Neuen nach Warum der Qashqai Klassenprimus bleibt

Selbst an einem verregneten Wochenende macht der neue Nissan Qashqai eine gute Figur.

Selbst an einem verregneten Wochenende macht der neue Nissan Qashqai eine gute Figur.

(Foto: Holger Preiss)

Der Qashqai verkauft sich wie geschnitten Brot. Nicht nur der alte, sondern glaubt man dem Straßenbild, auch der neue. Der Frage, warum das so ist, geht der n-tv.de-Praxistest nach.

Die neue Front und das geschärfte Heck geben dem Qashqai mehr Dynamik.

Die neue Front und das geschärfte Heck geben dem Qashqai mehr Dynamik.

(Foto: Holger Preiss)

Genau einen Monat schaffte es die Konkurrenz, den Klassenprimus im Segment der kompakten SUV vom Thron zu stoßen. Eben in jener Zeit, als Nissan den Wechsel auf die zweite Generation des Qashqai vornahm. Jetzt ist das Bild im Ranking ein altes. Der Japaner, der das Segment irgendwie auch begründet hat, führt den Reigen der bestverkauften Mittelklasse-Offroader wieder an. Und das aus gutem Grund.

Optik weckt Begehrlichkeiten

Nicht nur die Optik des in England gezeichneten und auch dort gebauten Japaners hat sich zu seinem Vorteil entwickelt. Die Leuchten sind jetzt schärfer gezeichnet und wirken gerade am Heck nicht mehr so verloren murkelig. Die Seitenschutzleisten sind nicht mehr flächig an die Türen gepappt, sondern haben einen kühnen Schwung. Schade, dass auf dem Dach immer noch die Stummelantenne steht und nicht eine Haifischflosse, die die Signale für Radio und GPS entgegennimmt. Das hätte dem Gesamtbild noch das Krönchen aufgesetzt, denn ansonsten gibt es an dem neuen und alten Klassenbesten optisch wirklich nichts auszusetzen. Die Proportionen stimmen und die angenehme Wucht mit der der Qashqai mit seinen 19-Zoll-Leichtmetallfelgen auf der Straße steht, sorgt für Respekt.

Wuchtig steht der Japaner auf der Straße und weckt Begehrlichkeiten.

Wuchtig steht der Japaner auf der Straße und weckt Begehrlichkeiten.

Allerdings schaffen die äußeren Proportionen eine Begehrlichkeit, die beim Besteigen des Japaners nicht erfüllt wird: Die Sitzposition ist deutlich tiefer als erwartet. Das ist letztlich nicht schlimm, mindert aber ein wenig das erhabene Gefühl, das man beim Betrachten des SUV hat. Dafür erwartet die Insassen ein völlig neues Interieur. Nissan hat sich von sämtlicher Hartplastik verabschiedet und offeriert angenehm weich geschäumten Kunststoff für die Armaturen und die Türinnenverkleidungen.

Viele Assistenten in Serie

Der Mitteltunnel ist seitlich mit Leder eingefasst, genau wie das Dreispeichenlenkrad mit entsprechenden Bedienelementen. Für wohlige Stimmung sorgt die Ambientebeleuchtung rund um den Schalthebel und seitlich des Mitteltunnels. In den Türen haben die Japaner Platz für Flaschen gelassen. Blöd nur, dass das dort befindliche Fach lediglich 0,75 Liter Butteln fasst. Auch die Sitze würde man sich einen Tick straffer wünschen. Gerade im Bereich des unteren Rückens drückt man sich ein wenig durch. Dieses Gefühl kommt vor allem dann auf, wenn man die Lendenwirbelstütze in Gänze gen Wirbelsäule geschoben hat.

Aufgeräumt, fast elegant und sehr gut verarbeitet präsentiert sich der Innenraum des Qashqai.

Aufgeräumt, fast elegant und sehr gut verarbeitet präsentiert sich der Innenraum des Qashqai.

(Foto: Holger Preiss)

Ansonsten sitzt man ausgezeichnet und hat als Pilot von seinem Sessel einen wunderbaren Blick auf die Rundinstrumente und das dazwischen platzierte Multifunktionsdisplay. Das zeigt im Qashqai jetzt nicht mehr nur die mögliche Reichweite oder den momentanen Spritverbrauch an. Nein, da gibt es jetzt auch einen Spurhaltewarner, eine Verkehrszeichenerkennung oder die Informationen des Notbremsassistenten. Schön wäre es, wenn die Warnmeldungen sich akustisch deutlicher unterscheiden würden. Sind doch die Piepstöne für eben erwähnte Assistenten kaum auseinanderzuhalten. Hinzu kommt, dass es beim Verlassen der Spur kein spürbares Signal am Lenkrad gibt und auch der Notbremsassistent nicht aktiv ins Geschehen eingreift, sondern nur akustisch warnt.

Kleiner Diesel, große Leistung

Aber jetzt wollen wir mal die Nicklichkeiten lasse und uns auf den Preis besinnen, den Nissan für den Qashqai in der Ausstattungslinie Acenta aufruft. Ganze 24.850 Euro sind es und dafür hat der Japaner mehr zu bieten als viele Konkurrenten in diesem Segment. Neben den erwähnten Assistenten gibt es hier nämlich auch noch einen Berganfahrassistenten, eine elektronische Parkbremse, einen Fernlichtassistenten, Tempomat, Einparkhilfe vorn und hinten und ein Start-Stopp-System. Hinzu kommt, dass Nissan mit dem 1,5 Liter Diesel ein super Triebwerk aus dem Hause Renault verbaut hat. Zwar leistet der Selbstzünder lediglich 110 PS, drückt die aber so wohlproportioniert mit einem maximalen Drehmoment von 260 Newtonmeter auf die Vorderachse, dass es eine Lust ist.

Das Herz ist der 1,5 Liter Diesel mit 110 PS. Ein ausgezeichneter Motor.

Das Herz ist der 1,5 Liter Diesel mit 110 PS. Ein ausgezeichneter Motor.

(Foto: Holger Preiss)

Ab etwa 2000 Umdrehungen zieht der Qashqai richtig an. In 11,9 Sekunden hat er Tempo 100 erreicht, und anders als im Datenblatt vermerkt, sind es in der Spitze nicht 182 km/h, sondern fast 200 km/h. Klar, dafür braucht es einen kleinen Anlauf und eine plane Strecke und man darf gegenüber Windgeräuschen nicht empfindlich sein. Die werden nämlich ab 140 km/h deutlich hörbar. Dennoch, ein beachtlicher Wert für 110 Pferdchen und ein Leergewicht von 1,4 Tonnen. Für flotten Vortrieb sollte man aber nicht vergessen, den Handschalter fleißig zu rühren. Was noch besser vonstatten ginge, wenn die Schaltwege etwas kürzer wären. Was den Diesel über alle Maßen auszeichnet, ist seine Sparsamkeit. Im Testverlauf begnügte er sich mit schmalen 5,9 Litern. Was dem Qashqai bei gefülltem 60-Liter-Tank einen Radius von mehr als 900 Kilometern verschafft.

Nichts bringt den Qashqai aus der Ruhe

Die lassen sich mit dem SUV auch gerne in einem Ritt erledigen, denn neben den schon erwähnten angenehm abgestimmten Polstern wartet der Japan-Kraxler auch mit einem sehr publikumsfreundlichen Fahrwerk auf. Weder Kopfsteinpflaster noch Querfugen bringen den Qashqai aus der Ruhe, geschweige denn die Insassen zum Stöhnen, was mit Sicherheit auch an der serienmäßigen aktiven Fahrkomfortregelung liegen dürfte. Lediglich bei sehr schnell gefahrenen Kurven neigt er sich spürbar zur Seite, beginnt aber nicht zu Über- oder Untersteuern, was Schrecksekunden und das Eingreifen der elektronischen Helfer wie ESP und EBD vermeidet.

Über Platzmangel muss sich im Qashqai keiner beklagen.

Über Platzmangel muss sich im Qashqai keiner beklagen.

Für lange Reisen steht ein Kofferraum mit einem Ladevolumen von 430 Litern zur Verfügung, der mit einem recht pfiffigen doppelten Ladeboden versehen ist. Die Abdeckung ist nämlich zweigeteilt, so dass der vordere Teil wie eine Wand vor den zweiten geschoben werden kann. Auf diesem Weg kann das Gepäckabteil angenehm leicht separiert werden. Wer die 60/40 geteilte Rückenlehne flach legt, der hat auf der so entstehenden glatten Fläche sogar 1585 Liter Volumen.

Fazit: Der Nissan Qashqai bietet ein ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis in seinem Segment. Wer ihn als robusten Freund auch für den leichten Geländegang haben will, muss sich allerdings für den 1,6 Liter Diesel entscheiden. Denn einzig mit dem großen Triebwerk ist er als Allrad zu haben. Wer einfach nur eine höhere Sitzposition, Platz, eine schicke Optik und einen sparsamen Begleiter sucht, kann mit dem kleineren Diesel nichts falsch machen.

DATENBLATTNissan Qashqai 1.5 dCi
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe)4,37 / 1,80 / 1,59m
Leergewicht (DIN)1440 kg
Sitzplätze5
Ladevolumen430 / 1585 Liter
MotorReihen-Vierzylinder Diesel mit 1461 ccm Hubraum
Getriebe6-Gang-Handschaltung
Leistung81 kW/110 PS
KraftstoffartDiesel
AntriebFrontantrieb
Höchstgeschwindigkeit182 km/h
max. Drehmoment260 Nm 1750 - 2500 U/min
Beschleunigung 0-100 km/h11,9 s
Normverbrauch (innerorts, außerorts, kombiniert)4,2 / 3,6/ 3,8 l
Testverbrauch5,9 l
Tankinhalt60 Liter
CO2-Emissionen
(Normverbrauch)
99 g/km
EmissionsklasseEU 6
Grundpreis19.940 Euro
Preis des Testwagens24.850 Euro

Quelle: ntv.de

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