Freiluft-Spaß im Citroën DS3 Cabrio Wer "göttlich" fahren will, muss schnell sein
13.07.2013, 08:15 Uhr
Wer für sein DS3 Cabrio 17-Zoll-Leichtmetallfelgen möchte, muss 500 Euro extra berappen.
(Foto: Axel F. Busse)
Eine Legende wie die Ente will der Citroën DS3 erst noch werden. Aber er bringt eine gute Voraussetzung mit: Ein Faltdach wie der 2CV, um Luft und Sonne hereinzulassen. Praxistest mit dem jüngsten Cabrio des französischen Herstellers.
Es herrscht nicht gerade Feierlaune in der Kölner Deutschlandzentrale von Citroën. Die französische Marke hat im ersten Halbjahr 2013 gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres etwa ein Viertel weniger Autos in Deutschland verkauft. Da täte ein Erfolg ganz gut. Zum Beispiel mit der Cabrio-Ausführung des Modells DS3. Die Neuzulassungen dieser Baureihe liegen derzeit etwa auf dem Niveau des C3-Modells.
Das in diesem Frühjahr vorgestellte Cabrio - Puristen sehen es eher als Faltdach-Limousine - ist in drei Benzinmotor-Varianten und als Diesel erhältlich. Bei DS3 haben in der Vergangenheit fast ein Drittel der Käufer zum Diesel gegriffen, für den Praxistest hielt das Modell VTi 120 her, also einen Benziner mit 120 PS. Dieser Wagen wird ausschließlich in der gehobenen Ausstattungslinie "SoChic" angeboten und ist deshalb ab Werk zusätzlich mit Leichtmetallfelgen, Klimaanlage, Ambiente-Beleuchtung und - ja, wirklich - einem Parfumspender ausgestattet.
Vorsicht mit den großen Türen
Mit seiner Länge von nur 3,95 Metern sieht der Oben-ohne-Franzose erstmal recht handlich aus, auch die Breite von knapp 1,72 Metern scheint problemfreies Einparken zu garantieren. Doch irgendwie muss man danach auch aus- oder einsteigen. Und da kann es schon mal passieren, dass sich die Türen nur einen schmalen Spalt öffnen lassen. Sie sind nämlich in Griffhöhe stolze 1,35 Meter breit, was einen sehr spitzen Öffnungswinkel bedeuten kann, will man den Nebenmann nicht zum unfreiwilligen Lackaustausch einladen. Deutlich kleiner als gewohnt ist dagegen die Luke für das Gepäck. Der Kofferraum ist zwar mit 245 Litern Volumen durchaus angemessen groß, aber Gepäckstücke, die dicker als 28 Zentimeter sind, wird man nur mit Mühe oder gar nicht hineinbekommen. Die Breite der Ladeöffnung beträgt 73 Zentimeter.
Abgesehen von der typischen Stoffstruktur des Daches unterscheidet sich das Cabrio kaum von der Limousine. Das Design ist ein wenig extravagant, aber chic, die Karosserie ist einigermaßen übersichtlich und der Blick nach schräg hinten erstaunlich frei von Hindernissen. Das ändert sich, wenn das Dach vollständig geöffnet ist. Die gefaltete Segeltuchbahn lässt den Blick in den Innen-Rückspiegel nutzlos werden, doch die Außenspiegel sind angenehm groß und geben gute Übersicht.

Freie Sicht: Das Faltverdeck kann bis zu einem Tempo von 120 km/h geöffnet und geschlossen werden.
(Foto: Axel F. Busse)
Weil die DS-Modelle (Deesse = die Göttin) immer einen Zacken eleganter und mondäner wirken sollen als die Autos der anderen Citroën-Baureihen, ist der Innenraum mit edel glänzenden Verkleidungen tapeziert, die im Fall der "SoChic"-Ausstattung in Klavierlack-Optik daherkommen. Die Funktionseinheit der Mittelkonsole ist im Karbon-Design gestaltet. Viele Autofahrer mögen solchen Schimmer, für ein Cabrio sind Klavierlack-Oberflächen aber gänzlich ungeeignet. Staub und Schwebstoffe aller Art wirbeln unablässig durch das geöffnete Dach hinein und lagern sich bevorzugt auf dem schwarzen Glanz ab. Wem Staub wischen lästig ist, wird dann das Dach lieber geschlossen lassen - und das ist nun wirklich nicht der Sinn eines Cabrios.
Umfangreiche Ausstattung ab Werk
Die Sitze sind bequem und seitenfest genug, um auch längere Strecken unbeschadet zu überstehen. Die Armlehne am Fahrersitz ist für den schnellen Griff zum Handbremshebel etwas hinderlich. Kopf- und Beinfreiheit hinten sind den Dimensionen des Fahrzeugs angemessen. Das Lederlenkrad liegt gut in der Hand, von der Lenkung selbst wäre etwas mehr Direktheit zu wünschen. Die Instrumente sind übersichtlich gestaltet und mit klarem Kontrast versehen, doch Neueinsteiger müssen mitunter zweimal hinsehen: Nanu, schon so spät? Da wo sonst der Tacho war, ist es jetzt "viertel vor sieben". Die vertraute Symbolik aus großem und kleinem Zeiger teilt aber nicht die Uhrzeit mit, sondern innerstädtisches Fahrtempo bei gleichzeitig noch fast kaltem Motor. Großer (Tacho-) und kleiner (Temperatur-) Zeiger sind so angeordnet, als würden sie von derselben Welle bewegt und über ein Zifferblatt laufen. Erst die Gewöhnung an die unerwartete Optik lässt das Missverständnis vergessen.
Verdeck öffnet und schließt bis 120 km/h
Das DS3 Cabrio wird ab einem Grundpreis von 17.990 Euro angeboten, was einen sehr günstigen Einstieg in die Freiluft-Gesellschaft bedeutet. Inklusive sind darin Ausstattungsmerkmale wie höhenverstellbarer Fahrersitz, Nebelscheinwerfer, Bordcomputer, Tempomat, elektrische Fensterheber, CD-Radio mit MP3-Player, Einparkhilfe hinten und elektrisch verstellbare Außenspiegel. Das ist allerhand, doch bleibt Raum für Wünsche: zum Beispiel, dass die Zentralverriegelung den Tankdeckel mit erfasst und man nicht mit dem Zündschlüssel operieren muss, um Sprit nachzufüllen. Die am Testwagen vorhandenen 17-Zoll-Leichtmetallfelgen werden mit 500 Euro berechnet. Für weitere 700 Euro kann man ein "Selection"-Paket bekommen, das Licht- und Regensensor, automatisch abblendbaren Innenspiegel und Klimaautomatik beinhaltet.
Das Dach kann in drei Stufen arretiert werden. Die erste gibt einen Spalt von etwa 20 Zentimeter Breite frei, so dass man wie mit einem geöffneten Schiebedach unterwegs ist. Die zweite rollt die Kappe bis an die C-Säule nach hinten, während die dritte auch noch die Heckscheibe flach legt und Durchzug auf fast zwei Meter Länge schafft. Bis in diese Ruhestellung schafft es das Verdeck in 17 Sekunden, zum Schließen werden zwei Sekunden mehr benötigt. Da die Seitenstege dabei fest stehen bleiben, kann man bis zu 120 km/h öffnen und schließen. Wäre der DS3 wirklich ein Cabrio und keine Faltdach-Limousine, wären wohl Befestigungsöffnungen für ein Windschott vorgesehen. Das könnte man bei längerem Offenfahren tatsächlich gebrauchen, denn bei höherem Tempo wirbelt die Zugluft gehörig hinter den beiden Front-Passagieren herein. Es gilt: Schal griffbereit halten oder einen steifen Nacken in Kauf nehmen. Wasserscheu ist der kleine Freiluft-Zweitürer indes nicht. Weder heftiger Regen noch die Waschanlage konnten erkennbare Feuchtigkeit in den Innenraum befördern.
Der 1,6-Liter-Motor des Testwagens läuft ruhig und kultiviert, bringt mit seinen 160 Newtonmetern Drehmoment das knapp 1250 Kilo schwere Fahrzeug temperamentvoll in Schwung. Obwohl die Handschaltung auf einen sechsten Gang verzichtet, wird es im Innenraum nie laut - von Windgeräuschen beim Offenfahren natürlich abgesehen. Fahr- und Federungskomfort sind von der gemütlichen Art, lediglich auf Kopfsteinpflaster oder schlechtem Fahrbahnbelag gibt die Vorderachse akustisch kund, dass ihr dieser Untergrund nicht behagt. Die laut Datenblatt bescheinigte Höchstgeschwindigkeit von 190 km/h erreicht der Wagen mühelos, doch obwohl dies nur einmal getestet wird, errechnet der Bordcomputer einen Gesamt-Testverbrauch von 7,2 Litern je 100 Kilometer. 5,9 hätten es nach EU-Norm sein sollen.
Fazit: Wer jetzt Appetit auf das kleine Cabrio von Citroën bekommen hat, sollte mit der Entscheidung nicht zu lange warten. Der Hersteller hat nur 2500 Stück für den deutschen Markt vorgesehen. Für einen überschaubaren Preis bekommt man ein gut ausgestattetes Freizeitmobil, das zwar nicht frei von Schwächen ist, aber über den Fun-Faktor hinaus noch einen soliden Nutzwert bietet. Und: Offene Autos sind grundsätzlich wertstabiler als ihre geschlossenen Pendants.
DATENBLATT | Citroën DS 3 Cabrio Vti 120 |
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe) | 3,95/ 1,72 / 1,46 m |
Radstand | 2,45 m |
Leergewicht (DIN) | 1215 kg |
Sitzplätze | 5 |
Kofferraumvolumen (Dach geöffnet / geschlossen) | 245 / 245 L |
Maximale Zuladung | 440 kg |
Motor | 4-Zylinder-Turbobenziner mit 1598 ccm Hubraum |
Getriebe | 5-Gang Handschaltung |
Leistung | 120 PS bei 6000 U/min |
Kraftstoffart | Superbenzin |
Antrieb | Frontantrieb |
Höchstgeschwindigkeit | 190 km/h |
max. Drehmoment | 160 Nm bei 4250 U/min |
Tankinhalt | 50 l |
Beschleunigung 0-100 km/h | 8,9 s |
Normverbrauch (außerorts/innerorts/kombiniert) | 7,9 l / 4,8 l / 5,9 l |
Testverbrauch | 7,2 l |
CO2-Emissionen (Normverbrauch) | 136 g/km |
Grundpreis | 21.120 Euro |
Preis des Testwagens | 23.610 Euro |
Quelle: ntv.de