"Du hast Ständer gesagt!" Die Bauern fackeln nicht lange
22.10.2013, 10:26 Uhr
Premiere mit Zungenküssen: das lesbische Pärchen Lisa (r.) und Janine.
(Foto: RTL)
Endlich! Auf den Höfen geht es wieder "mega-geil" zu, mit "kleinen Schäfchen", "knackigem Arsch" und erstmals auch lesbischer Liebe. Schon beim Scheunenfest wird geknutscht, über Dreier philosophiert und vor Erregung geweint. Mit anderen Worten: "Bauer sucht Frau" ist zurück.
Darum ging es eigentlich gar nicht. Es war nur einer der Werbespots, die uns in regelmäßigen Abständen aus der landwirtschaftlichen Idylle rissen. Dennoch würde der Titel des Kinofilms, der da während der notorischen Unterbrechungen beworben wurde, eigentlich ganz gut passen. "Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen" - so könnte man auch das einsame Leben der Bauern mit der Hoffnung, in der Liebe doch noch einen dicken Fang zu machen, treffend beschreiben. Nur, dass es sich nicht wie bei dem Animationsabenteuer im Kino erst um den zweiten Teil der Ackerbau- und Viehzucht-Saga handelt. Bereits zum sage und schreibe neunten Mal heißt es bei RTL seit Montagabend: "Bauer sucht Frau".
Allerdings sollte man sich vielleicht wirklich langsam Gedanken über einen neuen Titel für die Sendung machen. Mit dem sensiblen Schweinebauern Michael sucht nun schließlich bereits zum dritten Mal ein Bauer einen Mann. Und mit der patenten Jungbäuerin Lena erlebt das Format jetzt auch seine lesbische Premiere. "Die Lena weiß ganz genau, was sie will. Das ist gut so", machte uns Moderatorin Inka Bause den weiblichen Klaus Wowereit. Flughäfen indes werden zum Glück bei "Bauer sucht Frau" nicht gebaut.
Dafür wird fleißig gebastelt. Zum Beispiel Holzherzchen, ein Spielzeug-Bauernhof oder Wurstpastete aus eigener Schlachtung. Und natürlich an der Zukunft mit dem passenden Deckel zum jeweiligen Trog. Als beim Scheunenfest Beatrice Egli mit "Mein Herz, es brennt" den Bauern das Motto mit auf den Weg gibt, fließen neben dem Bier auch bereits die ersten Körperflüssigkeiten in Strömen. Alle Vollzeit- oder Hobby-Landwirte haben sich für ausschließlich ein Herzblatt entschieden, das mit ihnen die Hofwoche verbringen soll. "Ich brauch bloß eine Frau fürs Rest des Lebens", stellt der herzliche Hesse Albert schließlich wortgewaltig fest, bevor er vor Freude über sein Glück mit der bayerischen Telefonistin Sabine in Tränen ausbricht.
Familien-Planung in Leoparden-Bettwäsche
Das hatte sich womöglich auch der bodenständige Kuhbauer Brian gedacht, ehe ihm seine Auserwählte Sylvia klarmacht: "Da musst 'nen Dreier mitnehmen." Was nicht nur für den Bauern auf siebenjährigem Liebesentzug zunächst womöglich verlockend klingt, entpuppt sich alsbald als Mogelpackung. Der Dreier besteht schließlich neben der 35-Jährigen aus ihrem einjährigen Sohn und der duften Tante Eva, die als Babysitter mit auf den Hof kommt. Aber weil Brian sich eine Familie mit vier Kindern wünscht, nimmt er nicht nur das Begleitkomitee mit in Kauf, sondern auch, dass Sylvia noch ein weiteres Kind mit in die mögliche Beziehung bringt. Den Rest könnte das Paar in der Leoparden-Bettwäsche erledigen, die der Bauer extra für die gelernte Landwirtin (und somit potenzielle Anwärterin, in einer der kommenden Staffeln als erste Bäuerin einen Mann zu suchen) aufgezogen hat.
Der einsame Hobbybauer Helmut setzt indes auf Tagesdecke und Kissen mit Herz-Stickereien. "Es kommen immer die Falschen", beklagt er sein achtjähriges Single-Dasein. Auch eine Kuh fehlt ihm noch zu seinem Glück. Die findet er bei "Bauer sucht Frau" zwar auch nicht, dafür aber Krankenschwester Angela, die als "Angie" plötzlich wie ein Stein in sein Leben rollt. Erst einmal rollt er jedoch sie auf seinem geschmückten Oldtimer-Trecker zu sich auf den Hof, um ihr zur Melodie der "Sendung mit der Maus" das Prinzip des Blinkens zu erklären. "Wat is dat hier?", fragt sich die Berlinerin auch, als sie nach der Ankunft ein paar Spinnen im Haus begrüßen. "Wie ist dein erster Eindruck?", will er indes von ihr nach dem Gang durch die Wohnungstür wissen. "Ja, Flur halt" antwortet Angie und verspricht uns damit noch weitere anregende Gespräche bei selbst gemachtem Schinken am Küchentisch.
Die Dritte im Bunde derer, für die die Hofwoche bereits begonnen hat, ist Lena. Sie hat sich die Schweizer Marketingfrau Janine mit nach Hause genommen, nicht zuletzt, weil sie "mega-geil" aussieht. Nicht, dass Janines Konkurrentin Sina, die die Bäuerin abblitzen ließ, gerade wie Schäfer Heinrich ausgesehen hätte. Aber für Sinas Katzen konnte sich Hundeliebhaberin Lena dann doch nicht erwärmen. Da nahm sie lieber Janines Chihuahua in Kauf, auch wenn das ein "Pussy-Hund", … ähh …, "Tussi-Hund" ist. Dass die beiden 24-Jährigen nichts auf die lange Bank schieben, wird schon beim Scheunenfest klar. Und als Lena ihre Favoritin mit dem mit mehr als hundert Luftballons geschmückten Heuwagen abholt, brechen erst recht alle Dämme. Auf der roten Liebeswiese steckt rasch die Zunge im Hals des Gegenübers. Nur mal so: Wie wäre es eigentlich mit einem rein lesbischen Spin-Off von "Bauer sucht Frau"?
Hauptsächlich Schmusebär
Aber halt! Es gibt ja noch ein paar Herren der Schöpfung, auf die es einzugehen gilt. Zum Beispiel den Luxemburger Guy, dessen Einstand als erster ausländischer Landwirt bei "Bauer sucht Frau" ein wenig unterzugehen droht. Er wird in den nächsten Wochen Bürokauffrau Victoria bezirzen. Und vielleicht ja auch noch Inka Bause, wenn sie ihm verzeihen soll, dass er ihren Namen bei der Frage nach der Besonderheit der deutschen Ausgabe des internationalen TV-Formats nicht sofort erwähnt hat.
Dann wäre da noch der bereits genannte Albert. "Mit dem Hasen kann ich nicht sprechen", ist der 52-Jährige zu der Erkenntnis gelangt, dass Stallhase Hansi auf Dauer als Beziehungspartner nicht taugt. Sabine soll's nun richten. Mit offenen Worten wie "Ich bin ein ganz normaler Albert" hat der Hesse zweifellos gute Chancen, das Herz der 47-Jährigen zu erobern.
Der fleißige Milchbauer Peter hat bei der drallen Frohnatur Vanessa vermutlich ohnehin schon einen Stein im Brett. Nicht nur, weil sein Bruder Kurt sich bei "Bauer sucht Frau" bereits als wahrer Womanizer erwiesen hat, sondern auch weil er mit seiner Selbsteinschätzung - "hauptsächlich Schmusebär" - zu überzeugen weiß.
Wasser marsch!
Der sanfte Ackerbauer Markus hält sich indes zwar für schüchtern und hat "das Thema Frauen immer a weng verdrängt", gerät aber schon auch mal über die "süßen Mäuserln" ins Schwärmen. Und "Muck" hat das Potenzial, selbst von der grauen Maus zum Überraschungs-Tiger aufzusteigen. "Für mich ist ein neuer Lebensabschnitt in Kraft getreten", freut er sich nur wenige Augenblicke, nachdem er Imbiss-Chefin Monika zu seiner Scheunenfest-Prinzessin gekürt hat. Seine neuen Lebensgeister können selbst ihre Deko-Fingernägel, mit denen sie auf dem Hof ganz bestimmt auch "wie ein Maulwurf" buddeln kann, nicht ersticken.
Wie "Muck" ist auch der tierliebe Thüringer Steffen bei der Freiwilligen Feuerwehr engagiert. So engagiert, dass er zum Scheunenfest sogar in Uniform anrückt. Mit 32 Jahren hatte er noch nie eine Freundin. Auf sein Gesuch nach der "Frau fürs Herz" erhielt er immerhin zwei Briefe. Die Qual der Wahl lässt ihn letztlich zugunsten von Hauswirtschafterin Nicole entscheiden, die ihm versichert, "auch ein kleines Schäfchen" wie seine Lieblingsviecher zu sein. "Es knistert", stellt Steffen nach dem Gespräch mit der 29-Jährigen fest. In diesem Sinne: Wasser marsch!
Der glatzköpfige Michael lud sich zum Scheunenfest mit Björn und Michael einen optischen "Zwillingsbruder" und einen Namensvetter ein. Als sich der sensible Schweinebauer beim Bericht über seine Begabungen als Standardtänzer verhaspelt, gackern die drei Männer los wie die Hühner auf manchen der Höfe: "Du hast Ständer gesagt!" Am Ende entscheidet sich Michael für die "kleine Wuchtbrumme" (O-Ton Bause), die genauso heißt wie er, auch wenn er dem Altenpfleger die Tanzschritte erst noch beibringen muss.
Bliebe da noch der muntere Münsterländer Christian, der seit 16 Jahren keine Frau mehr abgekriegt hat. "Bisher genießen nur die Pferde und Fohlen seine Streicheleinheiten", erfahren wir, doch schon wenig später zeigt uns der 46-Jährige, wie munter er wirklich ist. Auch wenn sich seine Fast-Namensvetterin Christiane sicher ist, "wer mich nicht nimmt, ist selber schuld", schickt er sie mit ihrem Dirndl in die Wüste. Stattdessen krallt er sich Verkäuferin Elke, deren "knackiger Arsch" es ihm angetan hat. "Da sitzt auch feste drauf", freut er sich und liebkost sie beim Scheunenfest schon fast so zärtlich wie seine Gäule.
"Gebt der Liebe eine Chance", forderte Inka Bause zum Aufgalopp. Und einige ihrer Schäfchen nehmen sie sogleich beim Wort, ohne lange zu fackeln. Wenn das so weitergeht, dürfte über manchem Hof in den kommenden Wochen bei "Bauer sucht Frau" aber mal so richtig die Sonne aufgehen. Wolken ade, Fleischbällchen olé.
Quelle: ntv.de