Popstars 2015 – der Auftakt Das Leben ist eine Bitch
18.08.2015, 07:04 Uhr
Wenn sie es bei "Popstars" nicht auf die große Bühne schaffen, müssen sie wieder zurück in ihren "normalen Alltag" - und das wäre wirklich "voll blöd".
(Foto: obs)
Miss Platnum möchte abgeholt werden, Bella Garcia will weiche Moves sehen und 27 Popstar- Kandidatinnen wünschen sich ein Leben im Rampenlicht. Problem: Stimme allein reicht nicht.
Uuuh, Aaah, Mmmh: Weil es in den aktuellen Top 100 Charts nur eine einzige Girlband gibt, ist es an der Zeit, dies zu ändern. "Popstars", die Mutti aller Casting-Shows, ist zurück im deutschen Fernsehen, bei RTL 2. Und wer hat es besser drauf, nach geeigneten Girls zu suchen, als eine reine Frauen-Jury, die da wäre: "Walking Dead"-Zwilling Bella "Michonne" Garcia, Miss Platnum sowie Stefanie Heinzmann, "die Junge Wilde" von Stefan Raab.
In der Neuauflage müssen die 27 Kandidatinnen nicht nur singen, sondern auch tanzen können. Miss Platnum ist vor allem wichtig, "echte Mädchen und echte Persönlichkeiten" zu finden, "Girls", die die "perfekte Bandbreite" beherrschen. Problem: Mit Tanzen ist vorrangig Arschwackeln gemeint. Und bitte nicht wie ein Brauereipferd von links und rechts, sondern wie eine rollige Katze, die bestiegen werden möchte. Das Ganze soll ja schließlich nach was aussehen, wie Coach Bella anmerkt.
"Bitch, Bitch, Bäm" und "einfach mega"

"Boah ist die süß, boah ist die knuffig", ist Jury-Mitglied Heinzmann (M.) von der jüngsten Teilnehmerin verzückt. Doch es wird ein Gesamtpaket gesucht.
(Foto: obs)
Nicht nur die Mädchen, sondern auch die Jurorinnen sind "voll aufgeregt". Jede einzelne muss sich in einer "Audition" den kritischen Lauschern von Platnum, Heinzmann und Garcia stellen. Und da tapsen sie an, Girlie für Girlie und trällern den Schimmel vom Käse. Nächstes Problem: Alle können "mega" singen und sind "super toll", gleichzeitig sind sie dabei aber so unterhaltsam wie ein Schneeball auf einer heißen Herdplatte. Wo ist Detlef D! Soost, wenn man ihn mal braucht? Wo ist das Drama? Wo ist die verzickte Attitüde?
Die blauhaarige Miss Platnum versucht, "Individuen zu finden". Doch einige Mädchen singen ihr einfach zu "beyoncémäßig". Es kann ja wohl nicht wahr sein, dass man in einer "frischen Band" Diven hat, die funktionieren! Nein, das hat für die Schlumpfine nichts mit Musik machen zu tun.
Alena Fischer ist mit ihren knapp 16 Jahren die jüngste Kandidatin: "Boah ist die süß, boah ist die knuffig", quiekt Heinzmann verzückt im Kuschelmodus. Auch Sophie aus Kleinmachnow ist zwar "mega", hat die Jury aber leider "noch nicht ganz abgeholt". Dann aber betritt Timea aus Thüringen die Bühne und rappt irgendwas von Nicki Minaj, wo es hauptsächlich um Oralsex ("Suck a big dick") geht. Endlich ist es so weit: Die krassen Jury-"Sisters" fühlen sich "voll mega abgeholt". "Bitch, Bitch, Bäm" - so sieht Feminismus 2015 aus.
"Nichts, was man nebenbei machen kann"
Miss Platnum findet, dass bei einem richtigen Popstar "Stimme ganz wichtig ist" und obwohl Larissa aus Herzebrock zwar schön singen kann, kann sie nicht so "schön tanzen". Manche Mädels wiederum trällern zu "sauber", zu "engelhaft" und "zu nice" und können folglich "zu wenig berühren". Ja, es ist schon nicht so leicht, trotz "guter Vibrations" auch die "richtige Stimmfarbe" zu haben.
Plötzlich wird es richtig philosophisch: Die Düsseldorfer Schülerin Patricia, genannt Patti, hat erkannt, dass "Popstars" nichts ist, "was man nebenbei machen kann". Um ein richtiger Star zu sein, muss man sich anstrengen und das wollen sich die Mädchen alle, wie sie sagen. Starsein ist einfach cooler, als eine Ausbildung oder Abitur zu machen. Wenn sie es bei "Popstars" nicht auf die große Bühne schaffen, müssen sie wieder zurück in ihren "normalen Alltag" - und das wäre wirklich "voll blöd", wie Patti findet. Ja, das normale Leben kann wirklich eine grausame "Bitch" sein.
Dass die jungen Frauen von heute größere Träume haben, als Bürofachangestellte zu werden, beweist auch die 25-jährige Maria aus Leipzig. Für ihre künftigen Fans öffnet das "Classic Glitter-Girlie" (O-Ton Platnum), frei nach dem Motto: "Haste was, biste wer!" ihren begehbaren Kleiderschrank. Besonders stolz ist die Blondine auf ihre Schuhsammlung. Und auf ihre "Gucci"- und "Louis Vuitton"-Klamotten! Und auf die leeren "Moët"-Champagnerflaschen, die sie sich ins Regal gestellt hat, anstatt sie in den Glascontainer zu pfeffern.
Heiße "Wum Wum Wum"-Befehle
Wie bereits angekündigt, wird das "Gesamtpaket" gesucht. Stimme allein reicht nicht. Divenmäßig wie Mariah Carey mit den Armen rumfuchteln, dass man dem Nebenmann versehentlich eine knallt, ist auch ganz schlecht! Deswegen sollen die Girls in einem "Dance-Training" zeigen, ob sie ein paar "coole Moves" draufhaben. Feldwebel Bella, von peitschenden Dämonen getrieben, mimt Drill Instructor Detlef. Kleiner Unterschied: Aus D! Soosts "Pam Pam Pam"-Ansagen werden "Wum Wum Wum"-Befehle. Aber bitte mit Grazie! "Ich möchte sehen, dass es weich ist", fordert Dance-Wumme Bella.
Frage: Funktioniert eine Girlband nur, wenn frau die Hüften schwingt, mit den Brüsten wackelt und sich im Bikini auf einer nassen Motorhaube räkelt? Die komplett weibliche Jury könnte doch vorschlagen: Wir tanzen nicht, als wären wir spitz wie Nachbars Lumpi, die Frau von heute muss sich nicht anbiedern, wir haben es in der Hand. Aber nein, auch hier zeigt sich, dass Mädchengruppen im Hintergrund von Männern gemacht werden. Männer, die die Strippen ziehen, mit den Girls die dicke Asche verdienen und sie fünf Jahre über die Bühnen peitschen, bis sie ausgebrannt sind und zurück zu Mutti rennen.
In die Dance-Akademie haben es von 27 Kandidatinnen nur 18 geschafft. Die anderen waren musikdramatisch unbrauchbar und haben die Jury "nicht abgeholt". In Nordrhein-Westfalen werden übrigens händeringend Elektroschlosserinnen gesucht.
Quelle: ntv.de