Unterhaltung

Weimarer Neujahrs-"Tatort" Der irre gute Iwan

Passen perfekt in diesen verstrahlten "Tatort": Ulmen und Tschirner.

Passen perfekt in diesen verstrahlten "Tatort": Ulmen und Tschirner.

(Foto: MDR/Wiedemann & Berg Television/)

Genau ein Jahr ist es her, dass Christian Ulmen und Nora Tschirner mit dem Weimarer "Tatort" ein phänomenales Debüt feierten. Ihr neuer Fall ist noch eine Spur abgedrehter - und genau das Richtige für einen Katertag.

Ein "Irrer Iwan" ist in der U-Boot-Szene so ziemlich das bekloppteste Manöver, das man abziehen kann: Um Verfolger zu verwirren, lässt der Kapitän Schangenlinien und Achten fahren, bis am Ende noch nicht mal mehr die eigene Mannschaft weiß, wo eigentlich noch vorne und hinten ist. "Der irre Iwan" heißt auch der Neujahrs-"Tatort" aus Weimar - und bei dem, was Kommissar Lessing und Kommissarin Dorn bei ihrem zweiten Fall erleben, hätten die Macher vom MDR keinen besseren Titel für ihren Film wählen können.

Alles beginnt relativ eindeutig: Ein voll maskierter Mensch überfällt die Weimarer Stadtkämmerei, erpresst eine sechsstellige Summe und schießt zur Unterstreichung seiner Absichten fünf Mal in die Decke. Ein Stockwerk darüber stirbt die aufreizende neue Sekretärin von Stadtkämmerer Iwan Windisch im Kugelhagel. Sieht nach Zufall aus, ist natürlich keiner - und auch der vermeintliche Täter ist nicht ganz so schuldig, wie es zu Beginn aussieht. Lessing und Dorn begeben sich auf Spurensuche und der Zuschauer darf 90 Minuten gelebten Wahnsinn inklusive etlicher abenteuerlicher Wendungen genießen.

In jedem konventionellen "Tatort" würden die Kapriolen, die alle Beteiligten schlagen, ungemein konstruiert wirken, nicht aber in "Der irre Iwan". Der Weimarer "Tatort" persifliert alle gängigen Krimi-Klischees - und macht seinen Job dabei verdammt gut. Das fängt bei der Verhohnepipelung der bei deutschen Krimis gerade so beliebten schnellen Schnitte während Verhörszenen an und endet mit der übertriebenen Glorifizierung des Ermittlers mit der Silberzunge: Wenn Lessing Goethe rezitiert, kann ihm niemand widerstehen.

Christian Ulmen und Nora Tschirner laufen exakt ein Jahr nach ihrem gefeierten Debüt erneut zur Hochform auf und bieten als Ermittlerpaar im Schlabberlook und mit dauerhaft gesenktem Hormonspiegel eine großartige Show - was umso stärker zur Geltung kommt, weil die beiden sich quasi ständig in irgendeinem FKK- oder Saunaclub rumtreiben und der Rest der Weimarer Bevölkerung nur aus Lüstlingen zu bestehen scheint.

Doch just, als der Zuschauer die Hoffnung auf irgendein Anzeichen von erotischer Spannung zwischen den beiden Kommissaren aufgeben will, regnet es rote Rosen aus einer 9mm-Pistole und Element of Crime schieben das verkaterte Publikum sanft ins neue Jahr. Wer sich bei so einem Ende jetzt schon wünscht, dass 2015 doch bitte schnell vorbeigehen möge und der dritte Fall von Lessing und Dorn über die Bildschirme flimmert, braucht sich nicht zu schämen: Die Weimarer Kommissare gehören aktuell mit zum Besten, das der "Tatort" zu bieten hat

Quelle: ntv.de

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