Fashion Week bald bedeutungslos? Deutsche Modeelite pilgert nach Berlin
20.01.2015, 20:36 Uhr
Neben der Mode sorgen vor allem die Besucher für Aufsehen.
(Foto: REUTERS)
Zahlreiche Absagen erschweren den Start der Berliner Fashion Week. Die Messe Bread & Butter bleibt aus, auch die Michalsky-Sause ist abgesagt. Trotzdem feiern die Designer ihre Mode und einen neuen Shootingstar aus dem Hause Boris Becker.
Die deutsche Modewelt geht neue Wege und zeigt Flagge - zu sehen ist das gerade bei der Fashion Week in Berlin. Bei der Premiere des "Berliner Mode Salons" stellten sich 18 deutsche Designer und Labels vor, darunter Dawid Tomaszewski, Lala Berlin, Iris von Armin, Augustin Teboul, Dorothee Schumacher und Talbot Runhof.
Wie in einer Ausstellung zeigten sie ihre Kollektionen für den Herbst - edler Rahmen dafür war das Kronprinzenpalais Unter den Linden. "Hier soll deutsche Mode stattfinden", sagte Marcus Kurz, Chef der Agentur Nowadays, der mit "Vogue"-Chefredakteurin Christiane Arp den Salon gestartet hat. Künftig soll es die Schau zu jeder Modewoche geben. Designer Hien Le stellte seine Entwürfe im Treppenhaus vor, darunter digitale Prints in Yves-Klein-Blau, die mit dem Pinsel entworfen wurden. "Für mich ist das super", sagt er über die Fashion Week.
Im Zelt am Brandenburger Tor sind auch bei der diesjährigen Modewoche Stammgäste dabei, darunter die Mainzer Designerin Anja Gockel und ihre österreichische Kollegin Lena Hoschek. Bei Gockel führte Ex "Germany's Next Topmodel"-Kandidatin Rebecca Mir ein leuchtend rotes Jackett zum langen Rock vor.
Comeback der Sechziger
Hoschek präsentierte blumige Kreationen im Stil der 60er Jahre. Die Models trugen ausgestellte Röcke, taillierte Oberteile und Minikleider. Claudia Effenberg, die bei Hoschek in der ersten Reihe saß, hatten es besonders die Abendkleider angetan. Die knielangen Modelle erinnerten sie an ihre eigenen Entwürfe - sie kreiere gerade eine Dirndl-Kollektion, erzählte Effenberg.
Der Berliner Designer Bobby Kolade zog mit seiner Show ins Berghain, den bekanntesten Club der Stadt. Zu sehen gab es urbane Mode in Metalloptik und klare Schnitte. Am Montagabend hatte bereits Kilian Kerner seine neue Kollektion präsentiert. Er ließ mehrere männliche Models im Rock über den Catwalk laufen.
Niedliche Gänseblümchen-Prints
Eröffnet wurde das große Schaulaufen in der Hauptstadt von der britischen Designerin Charlotte Ronson. Die Schwester des Musikers Mark Ronson war zum ersten Mal im Zelt am Brandenburger Tor dabei. Ronson führte mit ihrem New Yorker Trendlabel Gänseblümchen-Prints, luftige Oberteile und dazu bequeme Sandalen vor. Dass sie ihre Kollektion für den Sommer vorstellte, war eine Ausnahme. Sonst geht es bei der Modewoche um den kommenden Herbst und Winter. Model Eva Padberg, die bei Ronson in der ersten Reihe saß, sagte nach der Show: "Ich fand es sehr süß."
Während vor dem Zelt wie jedes Jahr die Aktivisten der Tierschutzorganisation Peta auflaufen, lässt es Newcomer Sasa Kovacevic mit seinem Label Sadak ordentlich krachen. Korallenrote lange Hemden, tiefsitzende Hosen, wilde Muster und eine Portion Hip-Hop rauschen über den Laufsteg. Der Designer hat hörbar Fans im Publikum. Marc Cain durfte Hollywoodstar Katie Holmes, Moderatorin Sylvie Meis und die britische Schauspielerin Liz Hurley als Show-Gäste begrüßen.
Boris Beckers Tochter, Anna Ermakowa, durfte die Show des Labels Riani eröffnen. Die 14-Jährige trug ihr Haar wild nach oben stehend und durfte sogar die Endrunde mit Chefdesigner Ulrich Schulte laufen. Das Publikum feierte Annas Auftritt, deren Ähnlichkeit zu ihrem Vater nicht zu übersehen ist.
Konstanz trotz Absagen
Im Laufe der Woche verteilen sich nach Angaben der Berliner Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer 10 Messen und 70 Schauen über die Stadt - mit 3000 Marken und 200.000 erwarteten Besuchern. Die Fashion Week findet seit 2007 zweimal im Jahr statt und gilt als Gipfeltreffen für die deutsche Modeszene. Diesmal muss sie allerdings zwei Absagen verkraften: Die in Finanznöte geratene Messe Bread & Butter in Tempelhof fällt aus. Und Designer Michael Michalsky wollte lieber für die Ebola-Hilfe spenden als eine große Show ausrichten.
Yzer betonte, die Fashion Week sei ein wichtiger Image- und Wirtschaftsfaktor, Berlin der größte Modemessen-Standort Europas. Die Besucher brächten der Stadt eine zusätzliche Wirtschaftskraft von rund 120 Millionen Euro. Auf den Messen Panorama und Premium stellen jetzt viele Marken aus, die vorher auf der Bread & Butter waren.
"Unsere Stadt ist Deutschlands Modemetropole Nummer eins", findet Berlins neuer Regierender Bürgermeister Michael Müller. Auch die Designer sind recht gelassen. "Es wird weitergehen", heißt es etwa beim Duo Kaviar Gauche. Und auch für die zahlreichen Blogger, die in die Stadt strömen, zählt eher der Laufsteg.
Quelle: ntv.de, lsc/dpa