"Hauptsache deftig" Die Bauernregeln der Liebe
15.11.2011, 07:31 Uhr
Die unangefochtenen Stars der Staffel: Diana und Thomas.
"Bauer sucht Frau" kommt in die heiße Phase. Die ersten Beziehungen nehmen handfeste Form an, doch in einigen Fällen ziehen auch dunkle Gewitterwolken auf. Bei Rolf und Silvia kracht es, doch der Landwirt nimmt es nicht schwer: "Ich schau mich nach 'ne andere Mieze um". Als Hilfestellung können ihm die Bauernregeln der Liebe dienen.
Viel wird gerätselt über das Phänomen "Bauer sucht Frau". Womit haben wir es zu tun? Trash-TV für das abgestumpfte Prekariat? Fast-Food-Romanze für die harmoniesüchtige Hausfrau? Oder, wie es ein Kollege pathetisch formulierte, ? Es ist viel simpler als das: Schulfernsehen mit dem einzigen Fach "Liebe". Und Millionen Zuschauer warten gebannt darauf, dass Lehrerin Inka Bause die Bauernregeln der Liebe erläutert.
Regel Nummer eins: Du kannst die Liebe nicht erzwingen.
Es passt vorne und hinten nicht bei Inge und Friedrich. Es braucht keine ausgeprägte Menschenkenntnis, um das schnell zu erkennen. Obwohl die umtriebige Fränkin sich redliche Mühe gibt, mit selbst gemachtem Obstsalat zu punkten, mosert der Landwirt still in sich hinein. Der einzige, aber vernichtende Kritikpunkt des maulfaulen Ostfriesen: Inge ist nicht wie seine Mutter. Die hat schließlich früher das Haus geputzt, ohne dass Friedrich etwas sagen musste. Inge stutzt kurz über diesen Vorwurf, lässt sich aber tatsächlich dazu überreden, dem Dreck zu Leibe zu rücken – nicht ohne sich wortreich bei Nachbar Uwe darüber zu beschweren, dass ihr Landwirt sie behandelt wie eine Dienstmagd.
Und Inge hat recht. Da kann Uwe seinem Nachbarn noch so sehr ins Gewissen reden: Friedrich sucht eine Putzfrau. Mit einer Geliebten kann der 59-Jährige, der noch nie eine Freundin hatte, nicht umgehen. Nicht einmal zu einem Spaziergang kann er sich durchringen, lieber schraubt der Bauer an seinem Traktor herum. "Warum mache ich das eigentlich", seufzt die Büroangestellte, als sie sich dem "100 Jahre alten Dreck" widmet. Und die Zuschauer seufzen mit: Sie vergeudet ihre und unsere Zeit.
Regel Nummer zwei: Er wird sich nicht ändern.

Rolf will sich seinen offensichtlichen Leistenbruch nicht behandeln lassen und lässt stattdessen Silvia laufen.
Man kann nicht behaupten, dass die Wurstfachverkäuferin (H. Schneider) es nicht versucht hätte. Im Gegenteil, taktisch scheint Silvia bessere Ideen zu entwickeln als Mit einem Essen lockt sie Rolfs Mutter Gerda ins Haus, um sich Unterstützung in der Causa Leistenbruch zu holen. Seit zehn Jahren trägt der Landwirt das Leiden schon mit sich herum, zum Arzt geht er trotzdem nicht. Aus Angst, wie der um markige Worte nie verlegene Rolf gesteht. Doch statt den Sohnemann zum Onkel Doktor zu schicken, nimmt Mutter Gerda ihn in Schutz. Wenn es wirklich ernst wäre, beschwichtigt sie, dann würde er schon gehen.
Nun weiß jeder, dem schon einmal Teile seiner Gedärme in die Leistengegend gerutscht sind, dass die Schmerzen die Bezeichnung "ernst" durchaus verdienen. Doch Rolf ficht das nicht an. Eine Beleidigung für Silvias Temperament, das jetzt mit ihr durchgeht. Kurzerhand besorgt sie einen Termin im Krankenhaus, und das Unheil nimmt seinen Lauf. Der renitente Rolf rastet aus: "Wenn du weiter so machst, wird aus uns nie ein Paar". Empört nimmt Silvia Reißaus: "Du kannst ja ein richtiges Ekelpaket sein!" Bevor es in den frostigen Stellungskampf geht, beherzigen beide Regel Nummer eins und nehmen Abschied. "Du wirst auch noch eine finden, die zu dir passt", sagt die Wurstfachverkäuferin gönnerhaft und verschwindet aus Rolfs Leben. Der ist aber kein Kind von Traurigkeit: "Ich werd' mich nach eine andere Mieze umschauen."
Regel Nummer drei: Es sei denn, er mag dich wirklich.
Am Frühstückstisch sind schon viele Beziehungen zu Bruch gegangen. Fips Asmussen kleidete die Unwägbarkeiten eines noch instabilen Kreislaufs in diesen Witz: Sagt der Kneipen-Stammgast zum anderen: "Heute ist mir vielleicht was am Frühstückstisch passiert. Ich will meine Frau nach dem Salzstreuer fragen, und was sag' ich? 'Kannst du mir mal die Nutella geben?'" Sagt der andere: "Kenn ich. Ich will meine Frau nach der Butter fragen, und was sag' ich? 'Du Schlampe hast mein Leben zerstört.""
Alle Warnsirenen blinken also auf, als Iris ihren Uwe am Morgen ganz beiläufig fragt, ob er nicht was ändern wolle. Auch wenn sie es zunächst bei der Forderung belässt, den Tisch neu zu streichen – Uwe steht sofort Gewehr bei Fuß und beginnt mit dem Projekt Holzlack. Wenn das kein Zeichen einer aufkeimenden Liebe ist ... Iris vermag ihre Gefühle vor lauter Freude kaum im Zaum zu halten. "Das hat schon was von Teenagern", giggelt die 41-Jährige durch eine unsichtbare Zahnspange. Die männlichen Zuschauer von "Bauer sucht Frau" - ganz besonders Rolf - notieren noch schnell Uwes ultimative Antwort auf die Frage, ob man sich ändern möchte: "Für die richtige Frau würde ich alles ändern."
Regel Nummer vier: Am besten, man nimmt sich, wie man ist.
Die unangefochtenen Stars dieser "Bauer sucht Frau"-Staffel sind Diana und ihr "Wildfang" Thomas. Völlig unbeschwert pfeift das pfundige Paar auf den gängigen Körperkult und sabotiert das eigene Diätvorhaben mit Genuss. Schon nach wenigen Metern Nordic Walking merken die beiden, wie wenig Spaß das Terrorkonzept "Fitness" bringt – und lässt es bleiben, um lieber eine Runde zu kuscheln. Welch ein glückliches Land wäre Deutschland, wie leer wären die Burnout-Stationen, wenn alle Fernsehzuschauer diesen Satz in seiner ganzen Dimension erfassen würde: "Nordic Walking ist nichts für mich".
Zu Hause gibt es statt Askese Völlerei: Gyrosauflauf, mit Extra Käse. "Hauptsache deftig", strahlt Thomas und holt das ultimative Lob heraus. Hergehört, Friedrich: "So gut hätte es nicht mal meine Mutter gemacht." Der Schweinebauer und seine Diana mögen an Herzverfettung sterben – nach Lage der Dinge tun sie es aber wenigstens nicht alleine.
Regel Nummer fünf: Wenn es aussieht wie Liebe, sich anfühlt wie Liebe und schmeckt wie Liebe, dann ist es auch Liebe.
Meine Herren, hat das lange gedauert. Jedes Vorschulkind weiß: Was sich neckt, das liebt sich. Philipp weckt seinen Veit mit dem Kosenamen "Knittergesicht", triezt ihn beim Reiten ("Du bist ja wohl kein Feigling?!") und lässt auch sonst keine Gelegenheit aus, den Zahnarzthelfer zärtlich anzupflaumen. Doch hinter der lockeren Fassade versteckt sich Nervosität. Beim gemeinsamen Campingausflug will der Pferdewirt seinen Angebeteten fragen, ob er sich eine gemeinsame Zukunft vorstellen könnte.
Es könnte an der besonderen Situation vor der Kamera liegen, aber plötzlich ist jede Lockerheit verflogen. Der Höhepunkte der Romanze ist eine einzige Enttäuschung: "Natürlich komm ich zu dir auf den Hof zurück." – "Du bist auch der Richtige für mich." – "Na dann sind wir uns ja einer Meinung." Kurzer, scheuer Kuss, und Schnitt. So romantisch ist eine Beziehung wahrscheinlich das letzte Mal zwischen Oskar Lafontaine und Sahra Wagenknecht ausdiskutiert worden. Ob die Liebe auch wirklich hält, sehen wir dann bei der nächsten Folge von "Beamter sucht Frau".
Quelle: ntv.de