Unterhaltung

Odenthal-"Tatort" aus Ludwigshafen Die Clowns sind immer die Bösen

Ulrike Folkerts alias Lena Odenthal und ihr Kollege Andreas Hoppe alias Mario Kopper bilden derzeit das dienstälteste "Tatort"-Team.

Ulrike Folkerts alias Lena Odenthal und ihr Kollege Andreas Hoppe alias Mario Kopper bilden derzeit das dienstälteste "Tatort"-Team.

(Foto: dpa)

Wer sich ein Lachen ins Gesicht malen muss, ist per se verdächtig. Auch im "Tatort" aus Ludwigshafen geht alles Unheil vom Clown aus. Das ist nicht lustig. Und schon gar nicht unterhaltsam.

Wenn es etwas unheimlicheres als Clowns gibt, dann sind das wohl Erwachsene, die ohne Kinder in eine Zirkusvorstellung gehen. So wie die Kommissare Lena Odenthal und Mario Kopper (Ulrike Folkerts und Andreas Hoppe). Beim Anblick der Kamele, die in der Manege im Kreis laufen, bekommen beide feuchte Augen. Damit findet die unheimlichste Szene des "Tatorts: Zirkuskind" schon gleich zu Beginn statt. Spannender wird's nicht.

Am nächsten Morgen liegt eine Leiche in den Sägespänen. Der Feuerschlucker Pit (Mark Filatov) wurde nach der Vorstellung mitten in der Manege erschlagen. Hereinspaziert, hereinspaziert: Odenthal und Kopper ermitteln beim 900. "Tatort" zwischen Dompteuren, Seiltänzerinnen und Messerwerfern.

Ein Krimi auf dem Drahtseil

Odenthal und Kopper ermitteln im Zirkus Burani. In der Manege hat Kriminaltechniker Becker den Tatort mit der Leiche von Pit Sonner untersucht.

Odenthal und Kopper ermitteln im Zirkus Burani. In der Manege hat Kriminaltechniker Becker den Tatort mit der Leiche von Pit Sonner untersucht.

(Foto: obs)

Also wieder ein "Tatort" aus der Manege. Erst im Dezember hatte Regisseur und Autor Justus von Dohnányi Ulrich Tukur im "Tatort: Schwindelfrei" im Zirkuszelt ermitteln lassen. Und jetzt noch einmal das gleiche Theater, noch ein Krimi auf dem Drahtseil. Doch mit der schillernden, kunst voll inszenierten Traumwelt Dohnányis kann die uninspirierte Pappkulisse des "Tatorts" von Regisseur Till Endemann (Drehbuch: Harald Göckeritz) nicht mithalten. Es ist ein qualitativer Salto mortale; als würde man den Cirque du Soleil mit einem dahergelaufenen Provinz-Kasperletheater vergleichen. Und Odenthal steht in der Krimi-Manege und hat nur die alten Tricks drauf ("Haben Sie letzte Nacht irgendetwas mitbekommen?", "Wir sollten ihn observieren lassen"). Wie ein Clown, der nur lauwarmes Wasser aus der Ansteckblume spritzen lassen kann. Und keiner lacht.

Die Statisten in dem kleinen Familienzirkus Burani sind  überschaubar: Da ist die Patriarchin Lousiana (Steffi Kühnert), die als Clown durch die Vorstellungen führt und mit Leidenschaft versucht, das kleine, klamme Familienunternehmen am Leben zu halten. Tochter Feli (Liv Lisa Fries) gibt in der Manege die unbeschwerte Seiltänzerin und hat außerhalb des Scheinwerferlichts mit ihrem Schicksal als Zirkuskind zu kämpfen. Pits Bruder Robbie (Hanno Koffler) ist Mädchen für alles, auf Bewährung draußen – und somit erstmal höchst verdächtig.

Klischees über Klischees

Kein "Tatort" ohne Klischees, kein Zirkus-"Tatort" ohne noch mehr Klischees. Es geht um die üblichen Themen: Gier, Kleinkriminalität, Eifersucht und den Generationenkonflikt innerhalb einer Zirkusfamilie. Und die Frage, ob ein Zirkuskind überhaupt die Chance auf ein Leben außerhalb der Schausteller-Container hat. "Mit drei Jahren machte ich meinen ersten Purzelbaum in der Manege. Ich hatte nie eine andere Wahl", sagt Feli. Die Problematik ist weder besonders originell für einen "Tatort" aus dem Zirkusmilieu, noch ist sie spannend oder bildgewaltig erzählt. Auch Kopper geht am Abend lieber in die Kneipe, als sich mit der Beschattung Kleinkrimineller zu beschäftigen. Wird sich schon irgendwie lösen, dieser öde Fall. Und tatsächlich kommt Kollegin Odenthal die bahnbrechende Idee beim Shoppen in der beschaulichen Ludwigshafener Innenstadt.

Die Auflösung: Ihr Winterquartier in Tunesien nutzten Pit, Robbie und Feil, um Antiquitäten aus Afrika zu schmuggeln. Von dem Geld wollten sie sich ein finanzielles Netz knüpfen, für den Sprung in ein neues Leben. Dabei handelten sie sich Ärger mit einem Zwischenhändler ein. Der Grund für Pits Tod ist jedoch ein anderer.

Angst vor Clowns

Zuschauer mit Coulrophobie, der krankhaften Angst vor Clowns, dürfen sich am Ende bestätigt fühlen: Das Böse kommt seltsam angezogen, humorlos und mit riesigen Schuhen daher. Womit nicht Kommissar Kopper, sondern die Zirkus-Patriarchin gemeint ist, die Clownin von der Zirkuskasse. Menschen, die sich ein Lachen ins Gesicht malen müssen, sind nunmal per se verdächtig. Wobei die Täterin eher zur Gattung des traurigen Clowns gehört. Aus Angst, der Feuerschlucker könnte sich mit ihrer Tochter absetzen, hatte sie ihn im Streit erschlagen – und wird am Ende selbst vom tunesischen Oberschmuggler erschossen.

Das ist alles sehr konstruiert aber so kurz nach dem großartigen Murot-"Tatort" im Dezember hatten die drögen Ludwigshafener Zirkusspielchen sowieso von Anfang an keine Chance. Zumindest bleibt es der freiheitsliebenden Schaustellerin mit der Schlussszene erspart, ein Leben hinter Gitter zu führen. Davon können ihre Kamele nur träumen.

Quelle: ntv.de

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