Von Angsthasen und Blödanstellern Die Krux mit den Schissern bei Jauch
17.10.2016, 22:47 Uhr
Jauch mit "Käpsele" Andy Transchel.
(Foto: RTL / Stefan Gregorowius)
"Ich bin so ein Angsthase", meint Andy Transchel bei Günther Jauch und liegt damit voll im Trend. Schließlich hat gerade eine Kandidatin mit der Schisservariante 500.000 Euro gewonnen. Aber: Nur Schiss haben reicht leider nicht.
Schisser stehen bei "Wer wird Millionär?" gerade hoch im Kurs. Normalerweise wählen die Kandidaten die Risikovariante, bei der man im Tausch gegen den wertvollen vierten Joker Gefahr läuft, auf nur 500 Euro zurückzufallen. In der Doppelfolge am vergangenen Freitag aber gewann Studentin Milana Kaiser ausgerechnet mit dem von Günther Jauch als "Schisservariante" geschmähten drei Joker/16.000-Euro-Sicherheitsnetz-Modell eine halbe Million Euro.
Gleich beide Kandidaten am Montagabend entschieden sich ebenfalls für nur drei Joker. Mit mäßigem bis traurigem Ergebnis. Denn ohne ausgeprägten Wissensschatz oder aber Mut zum Risiko wird das auch mit Schisservariante nichts.
In letzter Zeit scheinen die Kandidaten bei "Wer wird Millionär?" insgesamt betrachtet luschiger zu werden. Biss und Ehrgeiz fehlen. 8000 Euro? Hach, wie toll. Überhaupt nichts gewusst? Egal, Hauptsache ich war mal im Fernsehen. Natürlich kann man im Studio mit Günther Jauch im Stuhl gegenüber leicht einen Blackout haben oder einfach die Antwort nicht wissen. Aber allzu oft scheint der Anspruch an sich selbst beim Motto "Dabei sein ist alles" zu enden.
Was ist bloß dieses Port-au-Prince?
WM-Kauf als Schnäppchen
Mit Schmiergeldzahlungen aus Deutschland bei der Fußball-WM-Bewerbung hat Jauch offenbar kein Problem. Bei der kolportierten Summe würden auf jeden Deutschen zwölf Cent entfallen, meinte der Moderator: "Ich finde, das war die ganze Nummer wert … Das war ein Schnäppchen."
Sie bitte wer?
Manchmal, ganz selten, kommt bei Jauch der Schwabe durch. Bei der 100-Euro-Frage fiel der Groschen bei Transchel erst nach einigem Nachdenken. Jauch: "Sie sind ja ein Käpsele." Für nur des Hochdeutschen mächtige Zuschauer: Das ist ein schlauer Mensch.
So ging offenbar auch Andy Transchel seinen Auftritt an. Am Ende fragte Jauch: "Dann war es das für 8000 Euro?" "Ja, ja. Bin zufrieden", meinte der 27-Jährige Kapuzenjacken-Träger aus Düsseldorf.
Raten, zocken? Fehlanzeige. Transchel hatte keinen blassen Schimmer, was Port-au-Prince ist: Ein Loire-Schloss, ein Tour-de-France-Sieger, eine Sehenswürdigkeit in Paris oder aber eine der größten Städte der Karibik. Transchel haderte ein wenig mit seinem Freund, der ihn mit dem Hinweis von der drei-Joker-Variante überzeugt hatte, ab 16.000 Euro könne er dann "ins Blaue raten". Bis dahin muss man es allerdings auch erst mal schaffen. "Selbständig kann ich mich damit noch nicht machen", schickte der Kandidat, der Software für Wirtschaftsprüfer entwickelt, noch ein wenig traurig hinterher.
"Stelle ich mich sehr blöd an?", hatte Vorgängerin Charlotte Wolf ziemlich bald gefragt. "Es geht so", entgegnete Jauch. Bei 300 Euro war die Überhangskandidatin aus der Sendung vom 27. September eingestiegen und es war eine zähe Angelegenheit. Für 2000 Euro sollte die Schauspielerin aus Hamburg beantworten, welche "tropische" Koalition 2016 in Baden-Württemberg zustande kam: Kiwi, Ananas, Mango oder Papaya? Beim Publikumsjoker votierten 90 Prozent für die Kiwi. Der um Fortbildung der Kandidatin bemühte Moderator fragte Wolf, welche Farben denn bei der Kiwi zu finden seien. Außen braun und innen grün, entgegnete sie. Diese politische Koalition rang Jauch dann ein spontanes Schmunzeln ab.
Im Kullerauge des Jubelsturms
Mit dem Tipp, dass Deutschland vermutlich bei Braunkohle der weltweit größte Produzent ist (und nicht etwa bei Weizen oder Aluminium), kam Wolf schließlich auf ihr Endergebnis von 32.000 Euro. Ihre Reaktion: Kulleraugen und ein entgeistertes "Oh mein Gott!".
Total von sich selbst überzeugt sind hingegen naturgemäß die "Sofa-Millionäre", die am Freitag beim "Klugscheißer-Special" bei Jauch beweisen müssen, dass sie wirklich so viel auf der Pfanne haben. Für den Moderator wird das entweder besonders schmerzhaft oder ein wahres Fest. Schließlich hatte er mal konstatiert: "Am schlimmsten sind die Klugscheißer."
Quelle: ntv.de