Unterhaltung

Chaos wird beseitigt Die Ukraine kriegt ESC wohl hin

Die Fans sind jedenfalls schon da.

Die Fans sind jedenfalls schon da.

(Foto: REUTERS)

Die Künstler sind da, Kiew ist gerüstet. Die Dnjepr-Metropole will den Eurovision Song Contest zu einem Erfolg werden lassen. Das vorangegangene organisatorische Chaos soll vergessen gemacht werden, denn es geht um das Ansehen der Ukraine.

Es ist warm in Kiew, sehr warm - 26 Grad Celsius sollen es an diesem Sonntag werden. Am Himmel ist keine Wolke zu sehen. Bereits in den Morgenstunden kommt der zuletzt mit niedrigen Temperaturen konfrontierte Mitteleuropäer kräftig ins Schwitzen. Da nutzt es auch nichts, dass für die kommenden Tage Abkühlung prognostiziert ist, der sonntägliche Terminplan des Eurovision Song Contests (ESC) ist gnadenlos und nimmt auf persönliche Befindlichkeiten eines Berichterstatters natürlich keine Rücksicht.

Es ist angerichtet in der ukrainischen Hauptstadt für das größte Musikereignis der Welt. Die in den vergangenen Jahren durch politische Wirren arg gebeutelte Stadt hat sich für das Ereignis im Rahmen ihrer Möglichkeiten herausgeputzt. Das Zentrum um den Maidan genannten Platz der Unabhängigkeit wird für das große Ereignis vorbereitet. Auch die letzten Spuren der gewaltsamen Auseinandersetzungen von 2013/14 wurden beseitigt. Statt Zelten, Lagerfeuern und brennenden Barrikaden gibt es nun Springbrunnenanlagen mit Wasserfontänen und Lichteffekte. An vielen Orten der Millionenstadt ertönt Musik. Es ist kaum zu glauben, dass wenige hundert Kilometer weiter östlich bei Kämpfen Menschen sterben.

Ohne Zweifel ist der ESC für die Ukraine eine große Herausforderung. Der Sieg der Krimtatarin Jamala mit ihrem Titel "1944" beim ESC 2016 in Stockholm kostet das finanziell schwer angeschlagene Land nun immerhin wohl umgerechnet rund 30 Millionen Euro, davon steuert Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko fast sechs Millionen Euro aus dem ohnehin äußerst löcherigen Stadtsäckel bei. Damit wurden auch die zahlreichen Kiewer Parkanlagen und Grünflächen generalüberholt.

Nach der schwierigen Vorbereitungszeit mit zum Teil chaotischen Zuständen ist die Ukraine nun zur Austragung des ESC bereit. Auch am direkten Austragungsort, dem Internationalen Ausstellungszentrum Kiews, wird inzwischen hochprofessionell gearbeitet.

Hallenstreit und ESC-Krieg

Noch vor einigen Wochen sah es dort anders aus. Es gab heftigen Streit um die Gestaltung der Veranstaltungshalle. Einer deutschen Bühnenbaufirma wurde der Auftrag wieder weggenommen - angeblich soll sie gegen ukrainische Bauvorschriften verstoßen haben. Danach werkelte eine einheimische Firma dort herum. Ergebnis: Statt der von den Deutschen anvisierten 9200 Plätze sind es nun 6800 - also nicht einmal die Hälfte der Zuschauer, die im vergangenen Jahr im Stockholmer Globen reinpassten. Die hohen Repräsentanten der ehemaligen Sowjetrepublik sind dennoch zufrieden. Kein Geringerer als Ministerpräsident Wolodymyr Hrojsman hat vorbeigeschaut und sich von der Halle beeindruckt gezeigt.

Dagegen ist der russisch-ukrainische ESC-Krieg wegen der Ausladung der russischen Kandidatin Julia Samoilowa mitnichten ausgestanden. Der 28-jährigen Sängerin aus Uchta, die wegen Muskelschwunds im Rollstuhl sitzt, wurde vom ukrainischen Geheimdienst SBU wegen eines Auftritts 2015 auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim die Einreise in die Ukraine verweigert. Möglich ist, dass die für den ESC verantwortliche Europäische Rundfunkunion (EBU) nach dem Kiewer Event die Reißleine zieht und beide verfeindete Staaten für eine begrenzte Zeit aus dem Wettbewerb wirft. Die Politik, die sich in den ESC eingeschlichen hat, soll damit wieder aus dem Wettbewerb verbannt werden.

Aber nun werden Kabale und Geschrei der vergangenen Wochen und Monate für ein paar Tage ausgeblendet. Derzeit jagt eine Generalprobe die nächste. Die Liste der Pressekonferenzen ist lang. Die Künstler werden nicht müde, sich vor den Kameras zu produzieren und Interviews zu geben. Kein Wunder, denn die meisten von ihnen sind Realisten genug, um zu erkennen, dass der Auftritt in Kiew der Höhepunkt ihres künstlerischen Schaffens sein wird.

Quelle: ntv.de

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