Familie statt Filmkarriere Die "kleine" Fonda wird 50
27.01.2014, 18:33 Uhr
Long time no see - hoffentlich ändert sich das bald!
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
In den frühen 90er-Jahren zählte Bridget Fonda, als jüngster Sprössling des Fonda-Clans, zu den vielversprechenden Schauspieltalenten ihrer Generation. Nach kleinen Erfolgen stellte sie ihre Filmkarriere zu Beginn des neuen Jahrtausends ein. Was war passiert?
Wenn man unter Hollywood-Legenden aufwächst, ist es gewiss nicht einfach, beruflich sein eigenes Ding zu machen. Man ist ja schließlich schon vorbelastet und meist ist es auch vollkommen irrelevant, was man leistet oder ganz allein auf die Beine stellt - dem Vergleich mit den großen Namen kann man nur schwer entkommen. Als Enkelin der Film-Legende Henry Fonda (1905-1982), Tochter des Kult-Schauspielers Peter Fonda ("Easy Rider") und Nichte der zweifachen Oscar-Preisträgerin Jane Fonda wurde Bridget Fonda die Schauspielerei sprichwörtlich in die Wiege gelegt. Dieser Umstand war Fluch und Segen gleichermaßen. Die Türen der Filmstudios stehen einem Neuling mit einem solchen familiären Background bereitwillig offen, doch damit einhergehend auch Häme, Neid und Geflüster hinter vorgehaltener Hand: Die kriegt den Job doch nur wegen ihres Vaters. Das hat doch ihre Tante für sie geregelt. Die kann doch nichts, aber die Rolle erhält sie dennoch, der Name Fonda reicht.
Die Glitzer-Welt von Hollywood war für die kleine Bridget Normalität. Doch trotz der prominenten Schützenhilfe versuchte sie, ihren eigenen Weg zu gehen. Dieser Eigensinn führte nicht immer zum Wohlwollen der Kritiker und des Publikums.
Von "Easy Rider" bis "Weiblich, ledig, jung sucht …"
Ihr Filmdebüt gab Fonda 1969, damals fünfjährig, im Kult-Streifen "Easy Rider". Der Film machte ihren Vater Peter und seinen damaligen Kumpel, den 2010 verstorbenen Dennis Hopper (beide schrieben auch am Drehbuch mit und Hopper führte zudem Regie) zu Stars des neuen Hollywood-Kinos. Bridgets Part war klein und kaum der Rede wert, reichte aber vollkommen aus, um die Film-Maschinerie in Gang zu setzen.
Nach kleineren Rollen in verschiedenen Produktionen und einem Studium an dem renommierten "Lee Strasberg Theater und Film Institut" hatte die junge Bridget ihren ersten größeren Auftritt in dem britischen Film "Scandal" aus dem Jahre 1989.
Als Regisseur Francis Ford Coppola 1990 sein Versprechen, niemals einen weiteren Teil vom Paten zu drehen, aus finanziellen Gründen brach, erhielt Fonda in "Der Pate – Teil III" eine der begehrten Rollen. Ihre Darstellung der Journalistin Grace Hamilton, die über die Hintergründe der "Corleone-Familie" recherchiert, wurde - wie übrigens der gesamte Film - von den Kritikern gnadenlos zerrissen.
1992 rückte der Psychothriller "Weiblich, ledig, jung sucht …" die Schauspielerin das erste Mal direkt in den Focus der Öffentlichkeit. Die Rolle der Allison Jones, die sich durch eine Zeitungsannonce mit ihrer Mitbewohnerin Hedra Carlson (gespielt von Jennifer Jason Leigh) einen wahr gewordenen Alptraum in die eigenen vier Wände holt, ist der Charakter, mit dem die meisten Zuschauer Bridget Fonda auch heute noch verbinden.
Cameron Crowes Filmkomödie "Singles – Gemeinsam einsam" (auch 1992), der von Kritikern als sensibles Porträt der 90er-Jahre-Jugend bezeichnet wird, brachte der Mimin ebenfalls viel Lob ein. Als kurz darauf Produzenten mit der Hauptrolle in der TV- Serie "Ally McBeal" an Fonda herantraten, lehnte sie jedoch zugunsten ihrer Filmkarriere ab und verhalf Calista Flockhart damit zu weltweitem Ruhm. Nun stand der großen Hollywood-Karriere eigentlich nichts mehr im Weg.
Tarantino, kleine Filme und ein Autounfall
Eine ihrer besten Performance hatte die damals 33-Jährige 1997 - wie sollte es auch anders sein? - in einem Streifen von Quentin Tarantino. In "Jackie Brown" spielte sie neben Hollywood-Größen wie Robert De Niro und Samuel L. Jackson. Die Rolle der nuttigen Melanie Ralston, die sich erst von Louis Gara (De Niro) auf die Schnelle hinter der Couch nehmen lässt, um dann vom selbigen beiläufig auf einem Parkplatz erschossen zu werden, spielte sie tadellos. Billig, sexy, gelangweilt, nervig und extrem heiß. Tarantino saß übrigens zufällig im selben Flugzeug, als er Fonda erblickte und ihr einen Part in seinem Film anbot. Das ist Hollywood.
Nach dieser Spitze im Repertoire ihrer Erfolgskurve folgten erneut mäßige Filme und unbedeutende Rollen. Als kleiner Lichtblick könnte man noch "Kiss of the Dragon" aus dem Jahr 2001 anmerken. Hier spielt sie ihren Part neben dem chinesischen Martial-Arts-Star Jet Li. Auch wenn der Film kein Meisterwerk seines Genres ist, so ist er in seiner simplen Art dennoch ansprechend und gut inszeniert. Fondas Darstellung der Prostituierten Jessica Kamen, die zwischen die Fronten von skrupellosen Kriminellen gerät, ist zwar durchaus gelungen, knüpfte aber nicht mehr an alte Erfolge an. Ihre Filmkarriere dümpelte dahin.
Bridget Fonda schaffte schauspielerisch nie den Sprung in die A-Liga Hollywoods oder gar in die Sphären ihres Großvaters Henry, aber dieser Umstand ist sicher nicht ihrem mangelnden Talent geschuldet. Fonda hat in vielen kleinen Rollen bewiesen, dass sie wandelbar ist und im Grunde alles hat, was es benötigt, um ein großer Star in Hollywood zu werden, doch das größte Drehbuch schreibt bekanntlich das Schicksal.
Am 27. Februar 2003 überlebte die Schauspielerin einen schweren, selbst verschuldeten Autounfall nur leicht verletzt. Was immer auch in den Monaten danach geschehen sein mag, drang niemals an die Öffentlichkeit. Nach ihrer Genesung heiratete sie den Filmmusik- und Hof-Komponisten von Tim Burton, Danny Elfman. Seitdem spielte Fonda in keinem einzigen Film mehr mit. Das Küken der berühmten Fonda-Dynastie tauschte Filmkarriere gegen Familienglück. Mit 50 klingt das doch ganz nach einem vorläufigen Happy End. Und seit Meryl Streep und Helen Mirren beweisen, dass auch jenseits der bösen 50 noch gute Rollen warten, sollte man Bridget Fonda vielleicht nicht ganz aus den Augen verlieren.
Quelle: ntv.de