"Sing meinen Song" Drei Akkorde für ein Halleluja
05.07.2017, 02:04 Uhr
Alec Völkel (l.), Sascha Vollmer: Country-Rock on ...
Zwei Cowboys schlackern mit den Ohren: Kurz vor der "Tauschkonzert"-Abschlussfeier ziehen die Kandidaten noch einmal alle Register. Es wird gerockt, gepopt und geraggamufft.
Seit ihrem Durchbruch mit dem Album "Internashville Urban Hyms" im Jahr 2004 müssen sich Alec Völkel und Sascha Vollmer alias The BossHoss mit kritischen Stimmen rumplagen, die den Spree-Cowboys "aufgesetzte Dicke-Eier-Attitüde" und "musikalische Einfallslosigkeit" vorwerfen.
Sicher, mit detailverliebt arrangierten Sound-Juwelen haben The BossHoss nicht allzu viel am Hut. Country meets Rock und Rock meets Country: As simple as that! Aber The BossHoss können auch anders klingen. Das „Tauschkonzert“ macht’s möglich.
Stadion-Paddy macht große Augen
Der Erste, der kurz vor der Staffel-Zielgeraden zeigt, dass man das Berliner Country-Rock-Gemisch auch in andere musikalische Sphären katapultieren kann, ist Mark Forster ("A Cowboys Work Is Never Done"). Da macht vor allem Stadion-Paddy große Augen, der fünf Minuten vorher als Ein-Mann-Mixtur aus Billy Idol und den Backyard Babies lieber auf Nummer sicher geht ("Stallion Battallion"). Rockt wie Hölle, keine Frage. Aber "anders" wär vielleicht doch ein bisschen spannender gewesen.
Mark Forster hingegen kickt alle musikalischen Trademarks der diesjährigen Show-Gastgeber mit einem Lächeln im Gesicht über Bord. Das "Hitmonster" hüpft lieber zu Handclaps und kollektivem Fingergeschnippse auf und ab. Reichlich Sprechgesang und nicht enden wollende "Heyheyhey"-Chöre obendrauf: Fertig ist another Hit from The Monster aus Winnweiler.
Nach dem ersten obligatorischen Gangbang-Geknuddel erhebt sich Big Daddy Moses Pelham vom Sofa. Das Kangol-Cap sitzt, die schwarze Bomberjacke flattert im südafrikanischen Abendwind: Yo Baby Yo! Sekunden später steht die imposante Erscheinung hinter seiner Miniatur-Sound-Werkstatt und haut alle Anwesenden mit einer rauen Crossover-Version von "Sex On Legs" förmlich aus den Socken. Hat der Mo im Refrain tatsächlich gesungen? Yo Baby, hat er. Und das auch noch ziemlich gut.
Auch Gentleman hat keine Lust auf Cowboy-Hüte und Schlangenleder-Boots. Im Death Valley werden spontan karibische Palmen gepflanzt. Roots-Reggae statt Country-Rock ("Today, Tomorrow, Too Long, Too Late"): So kann’s gehen.
Lena kriegt sich kaum noch ein
Geheult wird heute übrigens gar nicht. Nicht einmal Lena hat glasige Augen. Und das obwohl sie sich in ihren auserwählten Track "Break Free" so "dermaßen krass verknallt" hat. Crazy in love und von allen guten Performance-Geistern verlassen springt sie auf der Bühne rum und kriegt sich kaum noch ein.
Ohne Ton erinnert Lena phasenweise an eine hölzerne Marionette auf Acid. Mit Sound hingegen klatschen selbst eingefleischte Kritiker der Hannoveranerin begeistert in die Hände. Mit tiefgründiger Melancholie in der Stimme und mystischen Grooves im Background erobert sie vorübergehend die BossHoss-Abend-Pole-Position.
Aber was heißt vorübergehend? Die Letzte in der Runde heißt schließlich Stefanie Kloß. Da sollte der lieben Lena die "Song-Ukulele des Abends" doch eigentlich schon sicher sein. Aber Pustekuchen! Nach viel Gefühl für die Tonne, versuchen sich Stefanie und ihre drei Silbermond-Boys heute mal im Rock-Modus ("Liberty Of Action"). Und man höre und staune: Bautzen kann auch laut.
Fernab von triefendem Schmalz tobt sich das Sachsen-Quartett in kratzigen Retro-Rock-Gefilden aus. "Lenny Kravitz kann einpacken", jubeln Alec und Sascha. Abermals liegen sich alle in den Armen. Und das heute auch zurecht. Pünktlich zum Einzel-Finale (nächste Woche gibt’s noch den Duett-Nachschlag) setzen die Kandidaten noch einmal ein fettes Sound-Ausrufezeichen. Für knapp zwei Stunden outet man sich daheim als The BossHoss-Fan. Und das ohne auch nur eine Scheibe der Band im Schrank stehen zu haben. Sachen gibt’s …
Quelle: ntv.de