"Das Supertalent" - Das große Finale Ein Engel fliegt am höchsten
18.12.2016, 03:18 Uhr
(Foto: RTL / Stefan Gregorowius)
Gewonnen hat: eine tolle Stimme. Angel Flukes ist "Das Supertalent" 2016. Die eigentlichen Gewinner sind aber andere: Kerle, die wie Flummis bis zur Studiodecke hüpfen und sich von einem Fünf-Meter-Stangenende in Richtung Boden fallen lassen.
"Hauptsache, wir sind gesund", sagte Oma früher immer, wenn es auf anderen Baustellen des Lebens mal wieder hoch her ging. Ja, die Gesundheit ist das Wichtigste. Und damit ist nicht nur das Dasein fernab von Viren, Bakterien oder sonst irgendeinem krankheitserregenden Schnodder gemeint. Nein, es geht natürlich auch um Verletzungen jeglicher Art. Ein gebrochener Knochen, eine gerissene Sehne, eine ausgekugelte Schulter: Da ist niemand scharf drauf. Es sei denn, man gehört zu den Menschen, die sich Jahr für Jahr für "Das Supertalent" bewerben.
Sicher, auch in diesem Jahr haben es wieder einige Kandidaten ins Finale geschafft, die mit ungefährlichen Talenten überzeugen konnten. Da wären beispielsweise die drei Gesangshoffnungen Salvatore, Thomas Stieben und Angel Flukes. Allesamt geben im Schlussspurt noch einmal ihr Bestes.
Die Jurymitglieder Bruce Darnell (l.), Victoria Swarovski und Dieter Bohlen
(Foto: RTL / Stefan Gregorowius)
Der 13-jährige Salvatore bezirzt mit kindlichem Charme und solidem KlingKlang aus den Achtzigern. Der Familienmensch Thomas Stieben drückt abermals auf die Tränendrüse und verbeugt sich vor Xavier Naidoos Kinder-Ode "Kleines Lied". Angel Flukes setzt den Gesangsdarbietungen schließlich die Krone auf. Ihre Interpretation von Celine Dions "Think Twice" reißt Bruce Darnell förmlich von seinem Jury-Sessel: "Das ist die beste Stimme, die wir jemals bei 'Das Supertalent' gehört haben", schwärmt der Drama-Experte.
Auch andere Kandidaten beeindrucken mit Fähigkeiten, die einem nicht zwingend den Angstschweiß auf die Stirn treiben. Die hyper-synchrone Electric-Boogie-Performance der beiden Grusel-Clowns Patrick und Zdenek erntet ebenso viel Applaus wie das Hip-Hop-meets-Klassik-Feuerwerk der Mannheimer Schule 2.0. Auch "Wiederholungstänzer" Emil Kusmirek und das Puppe-Mensch-Duo Alex und Barti ernten Jubelschreie aus dem Kölner Fernsehstudio.
Unfassbare Körperkontrolle
Die wahren Hingucker sind aber wieder einmal die, die für die Siegprämie in Höhe von 100.000 Euro Leib und Leben aufs Spiel setzen. Angefangen von den Gebrüdern Scholl, die auf dem Trampolin hüpfend jedem Flummi dieser Welt die lange Nase zeigen, über den Stangenakrobaten Carlos Zaspel, der förmlich über die Bühne fliegt, bis hin zum fleischgewordenen, Schwarz-weiß-gestreiften Verbiegungswunder namens Alina Ruppel: Sie alle versetzen Fernseh-Deutschland ins Staunen. Und zwar mit unfassbarer Körperkontrolle, grenzenlosem Mut und dem stetigen Drang, der artistischen Perfektion noch das Sahnehäubchen aufzusetzen.
Dass es trotz der atemberaubenden Darbietungen am Ende für keinen aus der Sparte "Extrem-Performance" zum Sieg reichte, ist wahrscheinlich nur der Angst der Millionen Voting-Anrufer geschuldet. Denn wer weiß, wo der Ehrgeiz der Gebrüder Scholl oder der von Carlos Zaspel auf den großen Showbühnen dieser Welt hingeführt hätte. Ein Fünffach-Salto oder ein Zehn-Meter-Stangensturz in Las Vegas? Da schlagen sich wahrscheinlich die meisten TV-Zuschauer schon bei der Vorstellung allein die Hände vors Gesicht. Da hievt man doch lieber ein rundum perfektes Star-Paket auf den "Supertalent"-Thron. Das sieht schick aus, glänzt von oben bis unten und kann auch noch singen wie die Großen.
Herzlichen Glückwunsch, Angel Flukes. Hast du toll gemacht! Aber unter uns: Ich träume heute Nacht bestimmt nicht von Celine Dion. Ich nehme Bilder von schwindelerregenden Salti und fliegenden Körpern mit ins Bett. Nichts für ungut, aber um tolle Stimmen zu hören brauche ich nur das Radio anzuschalten. Typen wie die Gebrüder Scholl oder Carlos Zaspel hingegen, trifft und sieht man nicht an jeder Ecke.
Quelle: ntv.de