Unterhaltung

"Polizeiruf" zum Muttertag Irgendwo in Brandenburg

Roter Mantel auf grünem Feld: Gehört er dem verschwunden Sexdate des ermordeten Polen?

Roter Mantel auf grünem Feld: Gehört er dem verschwunden Sexdate des ermordeten Polen?

(Foto: rbb/Oliver Feist)

Krähenschwärme, Kohlfelder und gammelige Katen: Der neue Fall der deutsch-polnischen Ermittler zeigt nicht nur Brandenburg in seiner ganzen trostlosen Pracht, sondern auch alleinerziehende Mütter, die für ihren Nachwuchs alles geben.

Alleinerziehende Mütter haben es schwer im Leben. Das ist zwar nun keine wirklich neue Erkenntnis - aber dass die Tochter im Auto warten muss, während Mutti einen blut- und spermaverseuchten Tatort untersucht, das hat dann wohl doch eher Seltenheitswert. Im Vergleich zu dem, was andere alleinerziehende Mütter in diesem "Polizeiruf 110" mit ihrem verkommenen Nachwuchs durchmachen müssen, ist Kommissarin Lenski (Maria Simon) dann aber doch irgendwie schon wieder auf der Gewinnerseite des Lebens.

Haben kein leichtes Leben: die Wüsterower Frauen

Haben kein leichtes Leben: die Wüsterower Frauen

(Foto: rbb/Oliver Feist)

"Muttertag" heißt die Folge aus dem deutsch-polnischen Grenzgebiet, die, oh Wunder, am Muttertag ausgestrahlt wird und für einen Eventkrimi überraschend düster ausfällt: Ein polnischer Handwerker wird erschlagen in einem kleinen Wäldchen gefunden, das "bei Pärchen sehr beliebt" ist, wie Kommissar Raczek (Lucas Gregorowicz) seiner Kollegin steckt. Zu einer Eifersuchtstat passt der übel zugerichtete Körper des Toten, zumal auch sein Sexdate spurlos verschwunden ist. Die Ermittlungen führen Lenski und Raczek rasch ins nahe Dörfchen Wüsterow, wo die volle Packung Brandenburg auf die Beiden wartet.

Kohlfelder, soweit das Auge reicht

Verfallene Häuser und Straßen, Perspektivlosigkeit, wohin man schaut, und Enrico (Anton Spieker), der mitten in einer Befragung durch die Polizei lossprintet, um einen der beiden Busse zu erwischen, die täglich in Wüsterow halten: "Was glauben sie denn: dass die Jobs hier auf Bäumen wachsen?", fragt seine entrüstete Mutter die Beamten, nachdem diese den jungen Mann im Glauben an einen Fluchtversuch eingeholt und zu Boden geworfen haben. Dass Enrico im Dorf als Tunichtgut gilt, macht die Sache nicht einfacher, auch wenn die selbstverständlich alleinerziehende Mutter Heidi (Ulrike Krumbiegel) nichts auf ihren Filius kommen lässt.

Um das Dorf herum erstreckt sich die Uckermark in ihrer ganzen brutal-schönen Trostlosigkeit: Krähenschwärme, Kohlfelder und gammelige Katen, soweit das Auge reicht - stimmungsvoll in Szene gesetzt von Regisseur Eoin Moore, der schon vor einigen Jahren mit seinem Neustart des Rostocker "Polizeirufs" die Weichen für den heutigen Erfolg des Ermittlerteams aus dem hohen Norden stellte. Nach dem etwas perspektivlosen Start von Lenski und Raczek könnte Moore das auch mit dem deutsch-polnischen Tandem gelingen.

Aber ein guter Krimi macht noch keine spannende Serie, und so muss sich zeigen, ob der RBB es schaffen wird, das Niveau auch in den nächsten Folgen ähnlich hoch zu halten wie in "Muttertag". Zumal wir uns für das nächste Mal wünschen würden, den Täter nicht schon nach 20 Minuten zu kennen - auch wenn das in diesem Fall ein durchaus gewollter erzählerischer Kniff ist, um zu zeigen, wie weit Mütter bereit sind zu gehen, um ihren Nachwuchs zu schützen. Kommissarin Lenski jedenfalls versteht das zentrale Dilemma dieses "Polizeirufs" sehr gut: "Du hast ja ein weiches Herz", wundert sich Raczek über Lenskis Nachsicht mit den störrischen Wüsterower Frauen, und schiebt hinterher: "Hippie?" "Nee", antwortet Lenski: "Mutter."

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen