Unterhaltung

Grandioses Solo im "Tatort: Der Eskimo" Joachim Król macht es im Alleingang

Nimmt vom "Tatort" einen Abschied auf Raten: Joachim Król.

Nimmt vom "Tatort" einen Abschied auf Raten: Joachim Król.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der Frankfurter Kommissar Steier ermittelt zum ersten Mal allein. Von der Aufregung hinter den Kulissen des Hessischen "Tatorts" ist dabei nichts zu spüren: "Der Eskimo" ist ein kurzweiliger Krimi mit starker Besetzung und einem glänzenden Hauptdarsteller.

Kommissar Steier ist noch einsamer geworden. Lieblingskollegin Conny Mey ist weg, das Gesaufe so schlimm wie nie. Und dann erzählt ihm seine Ex-Frau auch noch, wie glücklich sie mit ihrem neuen Freund ist. "Das finde ich schön", antwortet Steier mechanisch, aber wenn man in sein Gesicht schaut und das leicht zitternde Kinn bemerkt, weiß man, dass das nicht stimmt.

Zum ersten Mal ermittelt Steier in der Episode "Der Eskimo" allein - und läutet damit zugleich seinen Abschied ein. Seine "Tatort"-Partnerin Nina Kunzendorf hatte mit ihrer ungewöhnlichen Rolle als Conny Mey für viel Aufsehen gesorgt, aber nach fünf Folgen keine Lust mehr auf die forsche und zugleich tussige Kommissarin. Über die genauen Gründe schweigt sie sich aus. Joachim Król wiederum erklärte nach dem Dreh der ersten Solo-Episode - die jetzt ausgestrahlt wurde - seinen Ausstieg. "Nina fehlt mir", erklärte er und ließ sich auch nicht davon umstimmen, dass der Hessische Rundfunk mit Margarita Broich bereits eine Nachfolgerin für Kunzendorf gefunden hatte.

Dem Film merkt man diese Aufregung hinter den Kulissen nicht an. Król mag Bedenken gehabt haben, ob der "Tatort" ohne Kunzendorf funktioniert, aber die Einladung zu einem grandiosen Solo-Auftritt nimmt er an. Hendrik Handloegten und Achim von Borries, der auch Regie führt, haben ihr Drehbuch völlig auf seine Figur fokussiert. Nach einer durchzechten Nacht wacht Steier im Park auf und wird zufällig Zeuge, wie eine Joggerin einen anderen Läufer ersticht. Wie sich herausstellt, war das Opfer Lehrer an derselben Schule, an der auch Steiers Ex-Frau unterrichtet. Ihrem neuen, deutlich jüngeren Freund traut der Kommissar nicht und beschattet ihn, quasi als Nebenbeschäftigung. Dann wird auch noch ein weiterer erstochener Mann gefunden. Er hat eine kryptische Botschaft hinterlassen, in der Manfred Manns Hit über "Quinn the Eskimo" eine Rolle spielt. Nun darf Steier nicht nur als Zeuge, sondern auch offiziell als Ermittler mitwirken.

Japanische Schwerter und Bob Dylan

Wie diese ganzen Begebenheiten am Ende zusammenhängen, wirkt etwas bemüht. Das macht aber nichts: Sie geben Anlass für etliche starke Szenen mit viel Wortwitz und einen kurzweiligen Film, in dem der Zuschauer immer wieder in menschliche Abgründe schauen muss - nicht zuletzt die des suchtkranken Kommissars. Beeindruckend, welche Vielfalt an Gefühlen Joachim Król ihm verleiht. Mal steht Steier alkoholbedingt neben sich, dann wirkt er - vor allem in den Gesprächen mit seiner Ex-Frau - verletzlich. Mal quält er seine Mitmenschen durch peinliche Auftritte, an anderen Stellen zeigt er seine fürsorgliche Seite.

Überhaupt lebt dieser "Tatort" von starken Leistungen der Schauspieler. Jenny Schily (Tochter von Ex-Innenminister Otto Schily) glänzt als sensible Lehrerin, die Angst davor hat, von der Beziehung zu einem deutlich jüngeren Freund erneut verletzt zu werden. Alwara Höfels steht Steier als vorläufige Ermittlungs-Partnerin mit trockenem Charme zur Seite. Ihre Linda Dräger ist erst Anwärterin zur Kommissarin und schon deshalb ausdrücklich nicht als neue Conny Mey angelegt. Schade auch, dass mit Króls Ausstieg wohl auch der selbstverliebte Rechtsmediziner Till Fuchs (Gerrit Jansen) gehen muss, der während der Ermittlungen durch Detailwissen über japanische Schwerter und Bob Dylan (der den Song "Mighty Quinn" in Wahrheit geschrieben hat), vor allem aber durch unmögliche Tisch- und sonstige Manieren auffällt.

Die ARD will den allerletzten Auftritt von Steier im Herbst ausstrahlen. Kunzendorf-Nachfolgerin Margarita Broich, Lebensgefährtin des Leipziger Kommissar-Darstellers Martin Wuttke, wird ihn dabei nicht treffen. Weil Król nicht mehr will, soll sie jetzt mit Wolfram Koch ein völlig neues Ermittlerteam bilden - und wird vor der großen Herausforderung stehen, einen würdigen Nachfolger für das vorzeitig verschiedene Duo Steier/Mey zu entwickeln.

Quelle: ntv.de

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