Unterhaltung

"Rach, der Restauranttester" "Kein Bock auf Scheiß-Siebzigerjahre"

Rach hilft dieses Mal zwei Griechen mit dünnem Nervenkostüm.

Rach hilft dieses Mal zwei Griechen mit dünnem Nervenkostüm.

Zwei Griechen, italienische Küche, englischer Name: Das "Café Temptation" ist ungefähr so gut besucht wie ein Freibad im Winter. Rach will helfen und stößt auf altbekannte Probleme: Alle haben immer viel vor und dabei sehr wenig Ahnung.

Was passiert, wenn zwei Griechen versuchen ein Restaurant mit italienisch angehauchter Karte und nach Motown-Label klingendem Namen aufzuziehen? Genau: nicht viel. Seit nunmehr sieben Jahren dümpelt das "Café Temptation" so vor sich hin, während das Nervenkostüm der Eheleute Janni und Panaiotta immer dünner wird.

Nichts will gelingen, im Restaurant herrscht gähnende Leere und inzwischen steht den Betreibern das Wasser bis zum Hals. Schulden über Schulden drücken nicht nur aufs Gemüt, sondern zeigen Küchenchef Janni auch schon mal vor Wut mit Schaum vorm Mund.

Keine Ahnung von Gastronomie

Der Zuschauer hat beim Anblick des "Temptation", ebenso wie ein verirrter Gast, jede Menge Fragezeichen im Kopf. Wieso lassen die beiden Inhaber die Location, die seit Jahren Miese macht, überhaupt noch offen? Warum meinen immer wieder Leute, die von Gastronomie keine oder nur sehr wenig Ahnung haben, es sei ein Klacks, ein erfolgreiches Restaurant zu führen?

Und dass, wo beispielsweise die Ehefrau, Panaiotta nicht einmal die gastronomischen Mindest-Standards kennt, die da unter anderem wären: Langes Haar wird in der Gastronomie (Küche wie Service) zusammengebunden. Haare in der Suppe sind immer unfein und führen dazu, dass Speisen zurück in die Küche gehen. Einfache Regeln wie diese sollte man nach sieben Jahren eigentlich beherrschen - genauso wie Teller sowie Getränke immer rechts vom Gast serviert werden. Ein guter Service kann wie ein Sahnehäubchen sein. Das Essen ist dank Janni zwar okay, aber wie Rach, der gekommen ist, um den beiden Griechen unter die Arme zu greifen, anmerkt, "auch nicht so, dass man ohnmächtig vom Stuhl fällt."

Leidenschaft für die Gastronomie ist etwas Wundervolles und nicht jeder Gastronom hat seinen Job von der Pike auf gelernt. Viele sind der Ansicht: Für die Gastronomie muss man geboren sein.

Wenn man aber nach dem ersten, zweiten, dritten Jahr bemerkt, dass der Laden nicht läuft und man sich die Beine in den Bauch steht, weil die Gäste ausbleiben, wie kann man dann bitteschön noch vier weitere Jahre das Ding stoisch weiter durchziehen, ohne sich zu fragen: Momentchen, wir haben schon 30.000 Euro Schulden, vielleicht ist unser bisheriges Konzept doch nicht so ausgefeilt. SIEBEN JAHRE - das merkt man doch nach 4 Wochen!

"Pana Jiota - Dein Esszimmer"

Gastronomie - das ist immer auch Neues ausprobieren, Gerichte erfinden und neu kreieren, phantasievoll sein und ja, es klingt stereotyp - über den Tellerrand gucken. Und nicht jahrein, jahraus die gleichen schlechten, laschen Nudeln kochen.

Problem: Janni, der auf zwei Kochplatten kocht, ist "in sich selbst gefangen". Es muss bei ihm quasi erstmal im Kopf ankommen, dass sich was ändern muss. Wird aber auch höchste Zeit, hört man Rach laut denken. "Ich hab kein Bock auf Scheiß-Siebzigerjahre", sagt der gute Helfer schließlich und deutet auf die altmodische Anrichtung der Speisen.

Wie immer hilft Rach mit kleinen Dingen, die eine große Wirkung haben. Der alte Name wird in "Pana Jiota - Dein Esszimmer" geändert, Salat kommt künftig in Gläser und Janni will mehr mediterrane Küche anbieten, wie karibisches Curry oder Spare Ribs mit Gewürzmarinade.

Nach der Umgestaltung des "Esszimmers" könnte vor der Wiedereröffnung alles schön sein: Hoffnung, Aufbruch, Neuanfang. Aber wie das bei so kleinen familiär betriebenen Klitschen oft der Fall ist, brodelt es unter der Oberfläche. Privat und beruflich auf engstem Raum miteinander auskommen, dafür braucht es Nerven wie Drahtseile.

Frau Chefin platzt die Hutschnur

Und so wirft es auch kein gutes Licht auf Panaiotta, wie sie mit ihrer Servicekraft Lisa umgeht. Obwohl diese "die ganze Woche über ausgeholfen hat", gibt es auf einmal mächtig Stress. Am Tag der Wiedereröffnung verspätet sie sich etwas - Frau Chefin platzt daraufhin die eh schon dünne Hutschnur.

Mit Tränen in den Augen zieht Lisa von dannen. Wenig später kehrt sie zurück und macht sich Luft: "Ich reiß mir hier die ganze Woche den Arsch auf für Euch, ich musste meine Kinder wegbringen und du scheißt mich an, wegen 'nem Scheiß, der nicht wahr ist." Idee: Kann Lisa nicht den Laden managen?

Nach ein paar Tagen sieht Rach noch einmal nach dem rechten. Es scheint, als habe sich das leidenschaftliche Pärchen aufgerappelt und die Kurve gekriegt. Komisch: Als Rach kommt, ist der Laden voll. Als er geht, ist alles leer. "Aber länger als zwei Wochen", gibt der Spitzenkoch nach dieser turbulenten Zeit offen zu, "würde ich es hier nicht aushalten."

 

Quelle: ntv.de

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