Zapp Maier - die WM-TV-Kolumne Kein Kommentar - oder doch?
29.06.2014, 12:08 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Zu euphorisch, zu sachlich oder etwa zu parteiisch? Leidenschaftlich wird zur Zeit der Job der Fernsehkommentatoren diskutiert. Ob Ernst Huberty, Heribert Faßbender oder Kalle auf Jägermeister - alles ist möglich. Und Frau Müller-Hohenstein füttert Äffchen.
N'Abend allerseits! Bitte mal melden, wer allein bei diesen Worten schon grinsen muss: N'Abend allerseits! Aber wo ist denn eigentlich Heribert Faßbender, wenn man ihn mal braucht? Fußball-WM in Südamerika - und ausgerechnet der Mann, der einst "Gauchos" und "Brasileiros" über den Fußballplatz galoppieren sah, dazu Schiris schon mal "in die Pampa" schicken wollte, sonnt sich auf dem Altenteil.
Stattdessen hören wir Oliver Schmidt von "Verbindungsoffizieren" zwischen Mittelfeld und Angriff fabulieren, Béla Réthy seinen Stichwortzettel abarbeiten und Tom Bartels … - nun ja, dass bei Eingabe seines Namens ins Google-Suchfeld das Wort "nervt" dazu vorgeschlagen wird, könnte einen Grund haben.
Wer auf die WM-Website des ZDF klickt, kann dort aus zig Kamerapositionen wählen, um sich das Spielgeschehen aus jedem nur erdenklichen Blickwinkel anzuschauen. Nur bei den Kommentatoren hat man keine Wahl. Weder im Zweiten noch im Ersten. Genau eine Option gibt es. Die muss man nehmen. Steffen Simon etwa. Oder eben auf "Mute" drücken.
Verbalarbeiter aus dem Off
Wie formulierte es der ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky doch gleich in seiner Reaktion auf die Kritik an der Programmgestaltung: "Wir sind hier bei einer Fußball- und nicht bei einer Fernseh-WM!". Damit meinte er nicht etwa Einspielerfilmchen der Sorte "Katrin Müller-Hohenstein füttert Makaken-Äffchen im Regenwald". Dem Mann ging schlicht und ergreifend das Kommentatoren-Bashing auf den Keks. Von einer "Sülz-Nullnummer" etwa ist die Rede, von einer "Banalitäten-WM", wenn es um die Verbalarbeiter aus dem Off ging.
Ein Thema, das polarisiert. Und emotionalisert. Wer mal spaßeshalber auf seiner Facebook-Seite die Frage nach dem idealen Kommentatoren für das WM-Endspiel stellt, kommt mit dem Lesen kaum hinterher. Schneller als Gert Gottlob "Robbäääänn" rufen kann, füllt sich die Seite. Geht es ums Kommentieren, muss man eben.. genau: kommentieren.
Dabei teilt sich das Publikum in diverse Untergrüppchen. Allen voran die Nostalgiker unter den Fußballguckern. Da ertönt nicht nur der Ruf nach oben erwähntem Vollbartträger, auch Dinos wie Fritz von Thurn und Taxis ("WM-Feeling von 1974"), Fritz Klein oder Rudi Michel werden vehement gefordert. Ebenfalls hoch im Kurs: Der einfallsreiche Wolf Christoph Fuß ("Ich übergebe mich in Richtung Franz Beckenbauer").
Pausen sind Pausen
Ein weiterer Sprecher der Herzen ist jener Mann mit dem legendären Klappscheitel: der gute Ernst Huberty. Was für eine wunderbar entspannte Vorstellung mit maximal ein bis zwei Silben pro Minute: Kroos. Zu Özil. Zurück zu Lahm. Allein die Pausen zwischen den Spielernamen taugen zum Gang auf die Toilette und für das Auffüllen sämtlicher Biervorräte.
Die Fatalisten unter den Zuschauern bringen den Namen Ben Becker ins Spiel, hatte der sich doch mit einem kruden Mix aus Kinski für Arme und Michael Buffer an einem schlechten Tag bei seinem Job als Onkelz-Anheizer ins Spiel gebracht. Andere fordern angetrunkene Kumpels ("Kalle auf Jägermeister"), "Carlo von Tiedemann zusammen mit Günter Netzer", Jonathan Meese oder Heinz Strunk. Die humoristische Fraktion schließlich kapituliert mit einem letzten Augenzwinkern: "Helene Fischer muss es machen. Die kann alles."
In diesem Sinne: Nacht allerseits.
Quelle: ntv.de